Religiöses Buch des Monats
Das „Religiöse Buch des Monats“ wird seit dem Jahr 2000 von den beiden katholischen Büchereiverbänden in Deutschland, dem Michaelsbund (für Bayern) und dem Borromäusverein (außerhalb Bayerns) ausgewählt.
Das Anliegen der Auszeichnung ist es, Bücher zum Thema Religion und Glauben in ihrer Bandbreite bekannter zu machen. Dazu wählen die Lektorate monatlich ein Buch aus, das aus Sicht des christlichen Glaubens ein grundlegendes Thema aufgreift wie Orientierung und Sinn im Leben, Gemeinschaft, gesellschaftliche Verantwortung. Diese Bücher geben Rat in verschiedenen Lebenssituationen, greifen Lebensschicksale auf, regen an, das Leben und den Jahreskreis bewusst zu gestalten oder tragen zu gesellschaftlichen und kirchlichen Debatten bei. Die Bücher erreichen so Menschen, die sich Fragen der Gesellschaft und den eigenen biografischen Herausforderungen bewusst stellen wollen und diese Fragen im Licht des religiösen Glaubens reflektieren und vertiefen.
Grundlage dieser Auswahl ist die Arbeit an der gemeinsamen Zeitschrift der beiden Verbände Buchprofile/medienprofile, in der jährlich über 2.800 Bücher und andere Medien für mehr als 3.500 Büchereien in katholischer, in Bayern oft gemischt katholisch-kommunaler Trägerschaft rezensiert werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den rund 80 Titeln des Sachbuchbereiches „Religion“. Zu den ausgezeichneten Büchern wird jeden Monat über die Presseverteiler und mehrere Newsletters informiert, sie sind auf den Verbands-Homepages eingestellt und werden medial unter anderem über einen Besprechungs-Clip bekannt gemacht.
Melanie Wolfers erkundet in ihrem Buch die Transformation von Ohnmachtserfahrungen, betont ihre positive Seite und zeigt Wege zu Weisheit und Mut. Sie rät, sich dem Unvermeidlichen zu ergeben, ohne Selbstaufgabe, um Fragen zu stellen und aus der Opferrolle auszubrechen. Die Psalmen bieten Trost. Wolfers identifiziert sieben Haltungen wie Dankbarkeit und Vertrauen, die den Umgang mit Ohnmacht erleichtern. Sie macht christliche Spiritualität für säkulare Gesellschaften zugänglich, ohne Glauben aufzuzwingen, und schafft so eine Verbindung zwischen christlicher Lebenskunst und einer skeptischen Gesellschaft.
Wo ist Gott, wenn es im Leben so richtig schlecht läuft? Als Seelsorger hat Thomas Weiß oft versucht, mit betroffenen Menschen Antworten auf diese Frage zu finden. Als ihn selbst die Not trifft und eine Krankheit sein Leben bedroht, wird ihm, was er gesagt und sich zurechtgelegt hat, schal. Gott rückt ihm fern. Findet er in seiner Angst noch Gehör bei dem, auf den er bisher vertraut hat? Er zweifelt, aber er will diesen Gott nicht loslassen. Die Meditationen, Gedichte, kleinen Geschichten und Essays dieses Buches sind Zeugnisse dieses Ringens. Sie zeigen: In der Angst kann gerade der Zweifel an der Nähe Gottes die Art des Glaubens sein, die durch die Not hindurchträgt. Ein Buch, das den schweren Fragen des Lebens nicht ausweicht und gerade darum tröstet und hilft.
Irmgard Millers Buch "Was nicht alles möglich ist!" beleuchtet die Erfahrungen einer Frau in der Seelsorge und zeigt, dass trotz der Herausforderungen in der Kirche mehr möglich ist, als oft angenommen wird. Miller betont, dass Seelsorge nicht nur von Amtsträgern ausgeübt werden kann, sondern eine Gabe ist, die alle Christen teilen. Das Buch enthält 30 beispielhafte Begegnungen aus ihrer Praxis, die die transformative Kraft des Glaubens und die Bedeutung von Gebet und Vergebung verdeutlichen.
Verwoben mit dieser Geschichte seines Lebens behandelt Gerhard Lohfink in seinem letzten Buch, das er bereits von Krankheit gezeichnet noch vollenden konnte, in der ihm eigenen anschaulichen Art und Weise Fragen, die in jedem christlichen Leben eine entscheidende Rolle spielen: nach der Wahrheit in der Bibel, nach der Rolle der Vernunft im christlichen Glauben, nach dem Umgang mit Gott, wenn es zu den Lebensentscheidungen kommt. Im letzten Teil seines Buches stellt er sich der Herausforderung, wie der christliche Glaube in einer Welt bestehen kann, die voll Hass, Krieg und Vernichtung ist.
Was haben eine lebenslustige Künstlerin und eine heiliggesprochene Ordensgründerin, eine feministische Sozialpolitikerin und ein kreativer Architekt, ein Engelforscher und eine Harvard-Astronomin gemeinsam? Sie suchten nach grundlegenden Antworten in den Krisen und Herausforderungen ihres Lebens - und fanden sie schließlich im Glauben. Spirituelle Erfahrungen der karitatives Engagement, der Schrecken des Kriegs oder die Schönheit der Liturgie führten sie zu einer existenziellen Lebenswende - manchmal erst auf dem Sterbebett. Die Porträts der historischen und zeitgenössischen Personen bieten überraschende Anknüpfungs- oder Reibungspunkte.
Der Satz bildet den Schlussvers des 87. Psalms. Glaubende beziehen den Satz meist auf Gott. Das Bild von Quellen, die aus der Erde hervorbrechen, ergreift uns dabei unmittelbar, weil aus der Erde sprudelnde Quellen zu den schönsten und geheimnisvollsten Naturphänomenen gehören.
Die um drei große Themenkreise (Grundlegendes, Feste und heilige Zeiten, Unterscheidungen) zentrierten Texte Gerhard Lohfinks möchten manche Engführung bei der Auslegung biblischer Texte aufsprengen. Der Autor zeigt auf die ihm eigene Weise, welche Wucht, aber auch wie viel Hoffnung und umwälzende Kraft in zahlreichen uns geläufigen oder auch nicht geläufigen Bibeltexten steckt.