Findet mich

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024 (Longlist)
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Buchprofile - Rezension
Ein Familienvater flüchtet in die Einsamkeit, will aber gefunden werden.
Erwin wurde in Kindheit und Jugend von seinem Vater (und der schweigenden Mutter) dominiert: Nichts war gut genug, in seiner Berufs- und Partnerwahl entspricht er nicht den väterlichen Ansprüchen. Dieser hält die Vorwürfe bis zu seinem Tod aufrecht. Die durchlittene Unterwerfung überträgt Erwin in seine eigenen Beziehungen: Von seiner Frau fordert er, Nebenbeziehungen zuzustimmen, in denen er sexuelle Macht ausleben will. Die beiden gemeinsamen Kinder erleben einen zu Zornesausbrüchen neigenden Vater und im wenig erfolgreichen Berufsleben kann er sich nur durch häufige Stellenwechsel durchhangeln. Seine resolute Frau gleicht familiär mehr als ihr gut tut aus, besteht auf eigene kulturelle Freiheiten, überwacht die Finanzen und baut sich eine erfolgreiche Erwerbstätigkeit auf. Die Tochter reagiert in der Pubertät mit Magersucht, der Sohn entwickelt als Musiker seine Welt. Nachdem Erwin auf kein Familienmitglied mehr Eindruck machen kann, entwickelt sich bei ihm eine psychische Erkrankung. Er lässt alles hinter sich, will in der Natur allein leben, hinterlässt jedoch ausreichend Nachrichten und Zeichen, um gefunden zu werden. Dieser Plan geht auf, seine Familie achtet dabei jedoch mehr auf sich. Die Kinder hinterfragen dieses familiäre Lösungsmodell. - Aus der Perspektive der Tochter beschreibt Doris Wirth fünf Jahrzehnte einer Schweizer Familie, beginnend in den 1970er Jahren, mit all den zeitgeschichtlichen (auch Geschlechter-) Entwicklungen. In kräftiger Sprache treibt sie die Beziehungen rund um die Hauptfigur voran. Den Lesenden bleibt durch die Eindeutigkeit der Schilderungen viel Raum, sich in Beziehungen einzudenken und zu reflektieren. - Empfohlen.
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Artikelbeschreibung


Krawatte, Dienstgrad, Feierabendbier: Es könnte immer so weiter gehen. Doch Erwin, Mittfünfziger, Familienvater, bricht aus. Einst ein Freigeist, stürzter sich nach Jahrzehnten wieder in ein wildes, ungebundenes Abenteuerleben. Er taucht unter, flieht in die Natur, gilt bald als vermisst. Findet mich zeichnet das Psychogramm eines Mannes, dem letztlich eine Psychose diagnostiziert wird und dessen Familie ihn nicht mehr wiedererkennt. Doris Wirth erzählt diese Geschichte als Langzeitporträt, das wechselnde Perspektiven einnimmt; sie blendet zurück in die Vergangenheit von Erwins Ehe, in die sozialen Umstände der Familiengründung und die Reaktionen der in diesen Verhältnissen aufwachsenden Kinder. Findet mich ist ein packendes Romandebüt, das nach den Auswirkungen der Selbstdefinition über Leistung und Arbeit fragt und Zwänge und Begrenzungen in unserer Gesellschaft aufzeigt.

Personeninformation


Doris Wirth, geb. 1981 in Zürich, studierte Germanistik, Filmwissenschaftund Philosophie an der Universität Zürich und der HumboldtUniversität Berlin. Veröffentlichungen in Magazinen und Anthologien.2013 erschien der erste Erzählband (Edition Thaleia), 2016 dieErzählung Kinderspiele in der Reihe schöner lesen bei SuKuLTuR.Findet mich ist ihr Romandebüt. Doris Wirth unterrichtet Deutsch alsZweitsprache und leitet Schreibwerkstätten. Sie lebt in Berlin.
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