Ist Gott demokratisch?

Zum Verhältnis von Demokratie und Religion.
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Buchprofile - Rezension
Ist der Wahrheitsanspruch der Religionen mit einer freiheitlichen Demokratie vereinbar?
Otfried Höffe geht in seinem Essay v.a. der Frage nach, ob die Religionen und ihr Wahrheitsanspruch mit einer freiheitlichen und toleranten Demokratie vereinbar sind. Im ersten Teil zeichnet er das Verhältnis zwischen politischer Ethik und Gottesvorstellungen anhand philosophischer und theologischer Theorien nach. Dabei zeigt er anhand des Dekalogs aus dem AT, dass selbst in einer religiös bestimmten Gesellschaft nicht jede sittliche Vorschrift einen Gottesbezug aufweisen muss. Nur die drei ersten der Zehn Gebote beziehen sich unmittelbar auf Gott. Das bedeutet, dass in den Religionen selbst ein Spielraum besteht, ethische Verpflichtungen unabhängig von Gott festzulegen. Auch die heutigen Geisteswissenschaften weisen der Religion teilweise Funktionen zu, die das soziale und politische Leben günstig beeinflussen. Nach Niklas Luhmann vermittelt die Religion das "Angebot einer Möglichkeit, der Welt und dem eigenen Leben Sinn zu geben". Bei der Durchsetzung für dieses Sinnangebot der Religion ist laut Höffe die Frage nach der Gewalt entscheidend. Wenn Christus bei seiner Festnahme auf dem Ölberg Petrus anweist, das Schwert stecken zu lassen, sieht Höffe darin einen grundsätzlichen Appell der christlichen Religion zum Gewaltverzicht. Im zeitgenössischen Islam erkennt Höffe dagegen Defizite, das Eigenrecht und die Entscheidungshoheit eines nichtmuslimischen Staates anzuerkennen. Gleichzeitig nimmt er eine zunehmende innerislamische Debatte wahr, die sich etwa gegen "freiheits- und frauenfeindliche Tendenzen" richtet. Um demokratiefähig zu sein, müssten Religionen "eine doppelte Wirklichkeit, eine religionsinterne und eine religionsexterne Realität anerkennen". Zum anderen macht die Religion der Politik deutlich, dass sie eine ethische Verantwortung trägt, die über sie hinausgeht. - Höffes Essay ist ein hilfreicher Beitrag, das Spannungsfeld zwischen Demokratie und Religion auszuleuchten. Es setzt keine philosophische Vorbildung voraus und ist verständlich geschrieben.
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Artikelbeschreibung

Wie viel Religion verträgt der säkulare Staat? Und wie viel an einer Demokratie verträgt die Religion? Diese Fragen untersucht der international renommierte Ethiker und Philosoph Otfried Höffe in diesem herausragenden Essay. Die Begegnungen von Politik und Religion bringen oft Konflikte mit sich, das Thema ist höchst aktuell. Wie damit umgehen? Das erörtert Höffe und blickt dabei auch zurück zu der säkularen Antike auf den Weg in die Moderne. Interessant, dass schon Aristoteles in seiner Moral- und Politiktheorie vollständig auf Religion und Theologie verzichtete. Begründungsmuster für eine verbindliche Rechtsmoral, die ohne Religion auskommt, haben also eine lange Tradition. Höffe umkreist in seinem Essay u. a. den "Wert" der Religion, widmet sich dem Thema Verzicht und geht auf mögliche Gefahren ein, die seitens der Religion und Religionsgemeinschaften gegenüber der Demokratie drohen können.

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Personeninformation

Otfried Höffe, Jahrgang 1943, lehrte Politische Philosophie u.a. in Zürich, Sankt Gallen und zuletzt in Tübingen, wo er als inzwischen emeritierter Professor die entsprechende Forschungsstelle leitet. Weit über Deutschland hinaus ist er bekannt für seine zahlreichen Veröffentlichungen zur Politischen Philosophie, Moralphilosophie und angewandten Ethik sowie zu Aristoteles und Kant. Seine Bücher wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt; zuletzt erschienen von ihm u. a. "Kritik der Freiheit. Das Grundproblem der Moderne" (2015), "Die hohe Kunst des Alterns. Kleine Philosophie des guten Lebens" (2018) sowie "Für ein Europa der Bürger!" (2020).
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