Diese paar Minuten

25,00 €
(inkl. MwSt.)
Versandkostenfrei in DE
Fehlt kurzfristig am Lager
Buchprofile - Rezension
Geschichten mit berechenbarem Ausgang: Rudolf Habringers Erzählungsband hält keine wirklichen Überraschungen parat.
Rudolf Habringer hat sich in der österreichischen Buchszene einen Namen als Erzähler von Beziehungsnetzen gemacht. Nach Essays, Satiren und Romanen erscheint nun ein Band mit Erzählungen. Die Titel der Geschichten locken zunächst auf ungewöhnliche Weise an, indem sie Wörter zusammenbringen, die sich sonst kaum getroffen hätten, und indem sie leichte Ungenauigkeiten ins Spiel bringen: „Der Weihnachtsmann fährt aus der Tiefgarage“, „ICH weisZ, wer du Bist“. Doch genügt das, um zu überzeugen? Der Ablauf der Stories ist eher konventionell und schmiegt sich allzu leicht den Erwartungen der Lesenden an. In der Erzählung „Joker“ geht es um einen Mountainbiker, der die Beute eines Banküberfalls hüten soll, ausgerechnet in einer Kinderurne. Seine Komplizen haben sie ihm in einem Rucksack mit zwei roten Seitenstreifen übergeben. Diesen Rucksack, so haben sie ihm eingeschärft, sollte er vor dem kriminellen Deal bei seinen täglichen Radtouren um eine bestimmte Zeit tragen. Es ist anscheinend eine Frage der Zeit, bis dieses Komplott ans Licht kommt. Ein ähnlich schwacher Charakter in einer anderen Erzählung fährt nach einem Vormittagsbesuch bei seiner Geliebten bei Sturzregen deren von der Schule heimkommende Tochter an, sie stirbt an den Unfallfolgen, er bleibt ohne schlechtes Gewissen, und die Mutter klammert sich an „Diese paar Minuten“ (so der verräterische Titel der Story), die dem Opfer noch das Leben hätten retten können. „Irgendwie nervös“ (um den Titel einer anderen Geschichte zu zitieren, in der sich ein Ehepaar im gegenseitigen Unwissen beidseits betrügt) sind diese Erzählungen, das Storytelling ist flattrig und berechenbar, zum Lesevergnügen fehlen dramaturgische Überraschungen. Bedingt empfehlenswert.
Weiterlesen

Artikelbeschreibung


Lebenswege kreuzen sich, Menschen begegnen einander, und wenn der Zufall mitspielt, entstehen Geschichten wie die von Rudolf Habringer. Sie sind lebendig, überraschend, raffiniert, manchmal schockierend, böse und traurig. Die Protagonistinnen und Protagonisten dieses Erzählbandes teilen einen gemeinsamen Lebensraum im "Hügelland" an der Donau und sind schicksalhaft miteinander verbunden - nur wissen nicht alle davon. Sie kämpfen mit ihrem Alltag, ihren privaten und beruflichen Beziehungen. Einige haben etwas zu verbergen, tragen ein Geheimnis mit sich oder haben sich schuldig gemacht. Sie sind verzweifelt Liebende, Einsame, psychisch Kranke, orientierungslose Jugendliche, die an der Abwesenheit von Glück laborieren und am Unvermögen, ihr Leben aktiv zu gestalten. Einer betrügt seine Frau, ein anderer seine Firma; einer begeht ein Verbrechen, während ein anderer ein solches deckt. Eine Frau wird zur Erpresserin, die nächste macht sich schuldig, um ihre Tochter zu schützen. Blitzlic
htartig lassen uns die Figuren an ihrem Leben teilhaben - sie halten an, zeigen einen Ausschnitt ihres Alltags und reisen weiter. Dass Leser_innen um ihre Geheimnisse wissen und einem Rätselspiel gleich ihren Verbindungen nachspüren wollen - darin liegt der Reiz dieses Erzählbandes

Personeninformation


Geboren 1960 in Schwanenstadt. Studium in Salzburg. Schreibt Romane, Erzählungen, Satiren, Kabaretttexte und Theaterstücke. Tätigkeit als Kabarettist, Musiker und Herausgeber. Zuletzt u. a. erschienen: "Das Unergründliche und das Banale" (Essays, 2017), "Die Töpfe von Brüssel" (Satiren, 2016), "Was wir ahnen" (Roman, 2013) und "Leirichs Zögern" (Roman, 2021). Mitglied der Salzburger Autorengruppe, der IG Autorinnen und Autoren und der Grazer Autorenversammlung. Mehrere Preise, u. a. Österreichischer Förderungspreis für Literatur, Stifter-Stipendium des Landes Oberösterreich und zuletzt Bühnenkunstpreis des Landes OÖ für "Monks" (2022). Lebt als freier Schriftsteller in Walding bei Linz.
Mehr von Habringer, Rudolf

Bewertungen

Die Bewertungen werden vor ihrer Veröffentlichung nicht auf ihre Echtheit überprüft. Sie können daher auch von Verbrauchern stammen, die die bewerteten Produkte tatsächlich gar nicht erworben/genutzt haben.