Osteuropäisches München

Displaced Persons und Geflüchtete in der Nachkriegszeit
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Bayern im Buch-Rezension
München und seine Migrationsgeschichte in der Nachkriegszeit.
Die Dokumentation über die Situation von Geflüchteten und Displaced Persons in München während der an das Kriegsende anschließenden Jahre möchte trotz bereits vorhandener Forschungen, Ausstellungen und anderer von Vereinen/Bürgern initiierten Projekten verstärkt auf dieses in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannte Kapitel der Münchner Stadtgeschichte aufmerksam machen. Dazu greifen die Herausgeber auf Historikerinnen und Historiker zurück, die durch ihre Forschungen (Universitäten) sowie ihre Arbeitsschwerpunkte (Jüdisches Museum, Stadtmuseum, Warschauer Ghetto-Museum, Staatsbibliothek, Archive) die ganze Bandbreite der damaligen Migrationsproblematik verdeutlichen. Dies zeigt sich schon am Sammelnamen 'Displaced Persons' , denn dieser umfasst unterschiedliche Personengruppen - u.a. Überlebende der Shoa, befreite KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter -, die großteils ihren Aufenthalt im zerstörten, von gleichgültigem Schweigen und beflissenem Wegschauen geprägten München zwar nur als Übergangslösung ansahen, aber dennoch während dieser Zeit am städtischen Leben teilnahmen und es mitgestalteten, was in den einzelnen Beiträgen konkret herausgestellt wird. So belegen Interviews, die 1946 der Psychologe David P. Boder mit KZ-Überlebenden geführt hatte, dass ihre momentane Realität zum einen von der leidvollen Vergangenheit und zum anderen von Misstrauen und Angst bestimmt wird. Demgegenüber zeigen einzelne Biografien nichtjüdischer osteuropäischer KZ-Überlebenden und DP's, dass sich diese Gruppe optimistisch neuen Betätigungen zuwandte und sich auch kulturell wie religiös engagierte. Insgesamt bestand - insbesondere bei jüdischen Gemeinden - jedoch das Verlangen nach Gerechtigkeit, aber auch nach persönlicher und kollektiver Rache, dem durch die Errichtung einer eigenen Gerichtsbarkeit (Ehrengerichte) Rechnung getragen wurde. Mit konkreten Beispielen aus der Migrationsproblematik in den darauffolgenden Jahren sowie mit dem Verweis auf die führende Rolle Münchens für die Osteuropaforschung endet die vielseitige Dokumentation.
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Artikelbeschreibung


Wie prägten osteuropäische Geflüchtete das Nachkriegs-München? Der Sammelband beleuchtet erstmals die vielfältigen Beiträge von Displaced Persons und Migrant:innen aus Osteuropa zur politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung der Stadt seit 1945. Historiker:innen und Zeitzeug:innen erzählen von Flucht, Integration und Erinnerungskultur in einer von Umbrüchen geprägten Metropole.
München wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Zentrum der ost- und südosteuropäischen Migration. Als sogenannte Displaced Persons lebten ehemalige Zwangsarbeiter:innen, befreite KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, Überlebende der Schoa und Geflüchtete vor der Roten Armee in der stark zerstörten Stadt. Der vorliegende Sammelband zeigt, wie diese Menschen das wirtschaftliche, kulturelle und politische Leben Münchens mitgestalteten. In den Beiträgen werden Orte rekonstruiert, an denen Displaced Persons und Geflüchtete lebten, arbeiteten und neue Gemeinschaften aufbauten. Historische Quellen und Fallbeispiele beleuchten das Leben in Sammellagern, die Bewältigungsstrategien und Zukunftshoffnungen der Individuen, die Rolle internationaler Organisationen und lokaler Behörden.Die hier versammelten Perspektiven verdeutlichen, wie Osteuropa München geprägt hat - und München Osteuropa. Dieser Band wirft nicht nur Schlaglichter auf einen bislang wenig erforschten Teil der Münchner Stadtgeschic
hte. Er bietet auch historische Kontextualisierungen aktueller migrationspolitischer Debatten und thematisiert Herausforderungen und Chancen, die durch Migration entstehen.

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Personeninformation


Dr. Felix Jeschke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München und Koordinator des Masterstudiengangs Osteuropastudien. Seine Forschungsinteressen umfassen die Infrastruktur- und Mobilitätsgeschichte, Imperiengeschichte und Wissenschaftsgeschichte, insbesondere mit Bezug auf die Tschechoslowakei und Ungarn im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, sowie die Geschichte der Osteuropaforschung in Deutschland. Er ist Autor von Iron Landscapes: National Space and the Railways in Interwar Czechoslovakia (New York 2021).
Dr. Hannah Maischein ist Kulturwissenschaftlerin und Historikerin; sie leitet das Bauernhofmuseum Jexhof in Schöngeising. Am Münchner Stadtmuseum hat sie von 2015 bis 2024 als Kuratorin und wissenschaftliche Referentin der Direktion gearbeitet. Sie hat das Projekt »Nachkriegszeit und Migration in München« initiiert und in diesem Rahmen in Kooperation mit dem Jüdischen Museum München die Ausstellungen München Displaced. Heimatlos nach 1945 (2023) und Radio Free Europe. Stimmen aus München im Kalten Krieg (2022) kuratiert. Sie ist Autorin von Augenzeugenschaft, Visualität, Politik - Polnische Erinnerungen an die deutsche Judenvernichtung (Göttingen 2015).

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