Stand jetzt

Aus dem Wörterbuch meiner Mitmenschen
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Buchprofile - Rezension
Eine nachdenklich stimmende Sprachkritik vor allem zu Ausdrücken aus Politik und Wirtschaft.
Knut Cordsen, eines der Urgesteine des deutschen Kulturjournalismus, hat mit diesem Buch eine besondere Art der Sprachkritik abgeliefert. In kurzen Essais spürt er der Herkunft und dem (unsachgemäßen) Gebrauch von zahlreichen Phrasen und inflationär gebrauchten Ausdrücken nach, die zurzeit (eben "Stand jetzt") im öffentlichen deutschen Diskurs vorkommen. Darunter finden sich Klassiker wie das "Aus", die "Brandmauer", den immer häufiger vorkommenden englischen Diminuitiv auf "-ie" ("Homie", "Bestie"…), die "Wende" oder das "Zurückholen". Cordsens elegante Sektion dieser und vieler anderer Ausdrücke ist durchaus nicht abwertend oder gar verbietend, aber eine gewisse Traurigkeit angesichts der Verhunzung der deutschen Sprache scheint doch durch. Dass er hofft, man möge doch aufhören, solche Ausdrücke zu verwenden, zumindest auf diese Weise, das schwingt in nahezu jedem Satz mit. Ob man dem zustimmen mag oder doch vermutet, dass Sprache sich eben konstant wandelt und Wandel für sich genommen eigentlich gut ist - der Wert dieses Buches bleibt. Zumindest in dieser Zeit. Denn - "Stand jetzt" arbeitet viel mit Beispielen aus der, nun ja, "Jetztzeit". Es ist zu vermuten, dass so manche Politikerrede oder auch so mancher Politiker selbst in wenigen Jahren vergessen sein wird; ohne solche Zeitbezüge dürfte die Texte von Cordsen aber einiges an Vergnüglichkeit verlieren. Andererseits ist aber zu vermuten, dass in wenigen Jahren sich auch die Sprache wieder soweit gewandelt haben wird, dass es ein neues Büchlein dieser Art bräuchte. Gerne wieder von Knut Cordsen. Größeren Beständen gerne empfohlen.
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Artikelbeschreibung

Am Gebrauch der Sprache lässt sich etwas über den Zustand unserer Gesellschaft ablesen. Dachten Sternberger, Storz und Süskind, als sie kurz nach Kriegsende ihr Buch Aus dem Wörterbuch des Unmenschen kompilierten und zeigten, welche Verheerungen der Nationalsozialismus auch in der deutschen Sprache hinterlassen hatte. Knut Cordsen übersetzt diesen Ansatz in die Gegenwart - natürlich im Bewusstsein, dass sich Geschichte immer zweimal ereignet, einmal als Tragödie und einmal als Farce.So stellt sich Stand jetzt in eine doppelte Tradition. Im Sinne einer ernsten Sprachkritik forscht Knut Cordsen nach der tieferen Bedeutung des heutigen Jargons, spürt dem Jägerlatein einer Alice Weidel nach, schaut, was hinter der Brandmauer steckt, und begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Kampfbegriffs »Lügenpresse«. Zum anderen speist sich Stand jetzt aber auch aus einer unbändigen Sprachlust, labt sich an Worthülsenfrüchten, feiert Brot und Wortspiele, spaziert fröhlich und ergebnisoffen durch unsere nicht immer armutsfeste schöne Sprache und stärkt ihr den Rücken, nachdem man sie hinterhältig unter den Bus geworfen hat.Ein so heldenhaftes wie mitmenschliches, meinungsstarkes wie lückenhaftes Kommentariat zum zeitgeistigen und zeitnahen Sprachgebrauch, das uns vor die großen Fragen stellt: Sollen wir weinen, weil das alles so komisch ist, oder lachen, weil das alles so tragisch enden wird?

Produktsicherheit

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Anschrift: Zweigstraße 10|80336|München|DE
Kontakt: info@kunstmann.de

Personeninformation

Knut Cordsen, geboren 1972 in Kiel, besuchte in München die Deutsche Journalistenschule und studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität Kommunikationswissenschaften, Politologie und Soziologie. Seit 1997 arbeitet er in der Kulturredaktion des BR und für andere ARD-Anstalten. 2022 erschien "Die Weltverbesserer. Wie viel Aktivismus verträgt unsere Gesellschaft?".
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