Marseille.73

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Buchprofile - Rezension
Der Mordfall an einem jugendlichen Algerier zeigt die gesellschaftlichen Verwerfungen nach dem Algerienkrieg in Frankreich.
Im Augst 1973 steht Marseille unter Spannung: Anschläge und Prügeleien mit tödlichem Ausgang, in die Nordafrikaner aus den ehemaligen französischen Kolonien verwickelt sind. Sie werden von den Einheimischen und auch von der Polizei ohne tiefere Nachforschungen reflexartig als Schuldige verurteilt. In dieser aufgeladenen Atmosphäre ermittelt der neue Kommissar der Brigade Criminelle, Théodor Daquin, im Fall eines 16-jähren Algeriers, der vor einer Bar erschossen wird. Eine anderen Polizeieinheit, die eigentlich ermitteln soll, tut den Fall als rivalisierende Auseinandersetzung unter Algeriern ab. Aber Daquin lässt nicht locker und erkennt korrupte Verbindungen zwischen Polizisten und den Pieds-noir, die Französisch-Algerien zum Ende des Algerienkriegs 1961 verlassen mussten und die alten Verhältnisse wieder herstellen möchten. Detaillierte Schilderung der Aufklärung im Reportagestil, bei der man die Übersicht über Personen und Institutionen behalten muss. Frankophilen Krimifreunden zu empfehlen!
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Artikelbeschreibung


Pogromstimmung an der Côte d'Azur: Als im Bus ein geistig verwirrter Algerier dem Fahrer die Kehle durchschneidet, rufen Scharfmacher zur Vergeltung auf. Prompt wird ein Jugendlicher auf offener Straße regelrecht hingerichtet. Die Mordermittlung verläuft schlampig, bis Commissaire Daquin sich einmischt.
Bisher hat sich Commissaire Daquin, Neuzugang aus Paris, bei der Marseiller Kripo wenig Freunde gemacht - zu intellektuell, zu unbestechlich, zu fremd.
Aktuell überwachen er und sein Team rechtsextreme Splittergruppen, die im Verdacht stehen, an der Côte d'Azur paramilitärische Trainingslager zu unterhalten. In die Untersuchung zum Mord an einem algerischen Jugendlichen geraten sie eher zufällig. Kein Zufall ist hingegen die Schlampigkeit, mit der die zuständigen Kollegen ihre Ermittlung betreiben. Unter Überschreitung seiner Befugnisse und ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt Daquin die von ihnen ignorierten Fährten - und trifft mitten in ein Wespennest. Denn die verschiedenen Dienste der Marseiller Polizei sind nicht nur Meister der Mauschelei, sie führen auch einen gnadenlosen Krieg gegeneinander.

Mit "Marseille.73" setzt Dominique Manotti ihre Erkundung der Dunkelzonen in der jüngeren französischen Geschichte fort. Auch bei ihrem neusten Werk stützt sich die Historik
erin auf präzise recherchierte Fakten: 1973 erlebte Frankreich eine rassistische Mordserie, der binnen sechs Monaten etwa fünfzig Araber, insbesondere Algerier, zum Opfer fielen. Zwanzig davon allein in Marseille, Epizentrum des rassistischen Terrorismus. Bewährt kantig-elegant und mit politischem Furor seziert Manotti eine komplexe Gemengelage und transformiert Realität in einen literarischen Film noir.

Personeninformation


Dominique Manotti, geboren 1942, ist Historikerin. Sie lehrte an Pariser Universitäten Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit und war als Gewerkschafterin aktiv. Frustriert von der politischen Perspektivlosigkeit der Mitterrand-Ära begann sie mit fünfzig, Romane zu schreiben. Ihre literarischen Bezugspunkte sind nach eigener Aussage der US-Schriftsteller James Ellroy, die neuzeitliche Wirtschaftsgeschichte und die 68er-Bewegung. Diese eigenwillige Kombination führt zu Manottis auffälligem Stil: sachlich-journalistische Dichte, schlaglichtartig verknappt mit Härte und Noir-Eleganz. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt, u._a. dem Duncan Lawrie International Dagger, dem Deutschen Krimipreis International, dem Prix Mystère de la Critique und der Trophée 813.
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