Artikelbeschreibung
Regierungspolitik greift zunehmend auf wissenschaftliche Beratung zurück. Anhand der globalisierungskritischen Bewegungsorganisation Attac wird gezeigt, inwiefern Wissenschaft und Expertise auch für Nichtregierungspolitik eine zentrale Rolle spielen. Attac stellt den "Kampf um die Köpfe" gleichberechtigt neben den Protest auf der Straße. Die Studie führt erstmals Erkenntnisse der Wissenschafts- und der Bewegungsforschung zusammen und legt empirisch dar, dass wissenschaftliche Expertise eine wichtige Ressource zur Aufklärung und Legitimation darstellt und Attac zudem eine verwissenschaftlichte Identitätsformation aufweist. Ein die Rahmenbedingungen der Wissensgesellschaft berücksichtigender Protest wird hier als ,adaptiver Protest' konzipiert.
Ein Kennzeichen der Wissensgesellschaft ist die zunehmende Nachfrage nach wissenschaftlicher Expertise seitens der Politik. Gilt das auch für den Bereich der Protestpolitik? Welche Formen von Expertise werden in der Nichtregierungspolitik in welcher Weise nachgefragt?
Am Beispiel der globalisierungskritischen Bewegungsorganisation Attac wird gezeigt, dass auch für Protestpolitik der Zugriff auf wissenschaftliches Wissen bedeutsam ist. Um dieses Themenfeld zu untersuchen, werden zwei Theoriestränge erstmals zusammengeführt: die Wissenschaftsforschung und die Soziologie Sozialer Bewegungen.
Wissenschaftliche Expertise dient bei Attac einerseits der Aufklärung der Öffentlichkeit, andererseits werden politische Forderungen wissenschaftlich legitimiert. Neben dieser strategischen Nutzung der Expertise als Mobilisierungsressource wirkt die Wissenschaft aber auch auf die Identitätsformation der Bewegungsorganisation. Die Einheit der Organisation Attac wird in starkem Maße über verw
issenschaftlichte Kommunikation erzeugt, zugleich aber wegen des offenen Charakters wissenschaftlicher Beobachtung dauerhaft in der Schwebe gehalten. Ein den Rahmenbedingungen der Wissensgesellschaft angepasster Protest wird hier als "adaptiver Protest' konzipiert.
Mit einem Vorwort von Peter Weingart, Professor für Wissenschafts- und Technikforschung, Universität Bielefeld
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