Unter Heiden

Warum ich trotzdem Christ bleibe - Was kann das 21. Jahrhundert eigentlich von gläubigen Menschen lernen?
22,00 €
(inkl. MwSt.)
Versandkostenfrei in DE
Sofort lieferbar
Buchprofile - Rezension
Persönliche Erfahrungen mit dem katholischen Glauben und mit den Reaktionen des nicht religiösen Umfelds auf diesen Glauben.
Als im März 2023 im SZ-Magazin ein Text mit dem Titel "Unter Heiden" erschien, in dem der Journalist Tobias Haberl seine Erfahrungen als Katholik in einem zunehmend areligiösen Umfeld beschrieb, waren die Reaktionen darauf weitaus größer als Autor und Zeitung erwartet hatten – und überwiegend positiv. Aus dieser Erkenntnis, mit seinem Essay ein Lebensgefühl angesprochen zu haben, das offenbar viele Leserinnen und Leser teilen, entstand nun ein gutes Jahr später das gleichnamige Buch. Es drückt das Unbehagen darüber aus, dass einer zunehmend entchristlichten Gesellschaft das Wesentliche verlorengeht – ohne dass sie das zu bemerken scheint. Haberl will aber nicht nur denen Mut machen, die immer noch gläubig sind, sich aber oft nicht mehr trauen, das auch zu bekennen. Er möchte gerade auch die Ungläubigen – eigentlich keine "Heiden", wie der Autor selbst einräumt – ansprechen und ihnen zeigen, auf was sie, ohne es zu wissen, eigentlich verzichten. "Ich glaube, dass der moderne Mensch darunter leidet, dass er seinen Glauben verloren hat, ohne dass er es merkt. Ich glaube, dass er sein Glück in falschen Dingen und an falschen Orten sucht. Ich glaube, dass er Sehnsucht nach etwas hat, das er sich nicht erklären kann. Um ihm zu zeigen, was das sein könnte, habe ich dieses Buch geschrieben." Seine Überlegungen vermitteln keine im engeren Sinne theologischen Inhalte, sondern sind Reflexionen seiner ganz persönlichen Glaubenserfahrungen – und seiner Erfahrungen, wie das nicht religiöse Umfeld auf seinen Glauben reagiert. Er schildert seine katholische Kindheit in Niederbayern, wo der Glaube noch als Selbstverständlichkeit angesehen wurde – mit allen Vor- und auch Nachteilen, die diese Situation hatte. Dass er persönlich jedoch in der Kirche nur gute Erfahrungen gemacht und sich irgendwann dann auch bewusst für den Glauben entschieden habe. Er erzählt von mehr oder weniger regelmäßigen Messbesuchen, von einem ebenso herausfordernden wie bereichernden einwöchigen Klosteraufenthalt, von seinen Erfahrungen in Beruf und Freundeskreis, wenn er sich als Katholik zu erkennen gibt, von seinen Tröstungen durch den Glauben wie von seinen Zweifeln. Haberl versteht durchaus, dass sich infolge des Missbrauchsskandals viele von der Kirche abwenden, will aber deren positive Seiten nicht einfach unterschlagen sehen. Und daran erinnern, dass es in der Kirche vor allem darum geht, die Menschen immer näher in die Gegenwart Gottes zu führen – was die meisten inzwischen völlig vergessen zu haben scheinen. Zumindest eine Mitschuld dafür sieht Haberl auch bei den Medien: "Die meisten Medien haben beschlossen, die metaphysische Seite des Glaubens zu ignorieren", es gehe dort immer nur um diesseitige Probleme der Kirche. "Ginge ich nicht regelmäßig in die Messe, ich vergäße auch, dass es im Christentum nicht um Sozialpolitik, sondern um das ewige Leben geht." Und genau diese Dimension des Glaubens ist es, die unserer Gesellschaft im 21. Jh. abgeht: Wie und wo lässt sich das Heilige noch erfahren? Was kann uns in einer nahezu vollständig digitalisierten Welt noch Sinn und Hoffnung geben? Der Autor fühlt sich zwar durchaus angezogen von der Alten Messe und traditionellen Frömmigkeitsformen, ist aber kein Traditionalist, schon gar nicht in ethischen Fragen – und er befürwortet durchaus Reformen in der Kirche, kann sich andererseits aber auch nicht in der Forderung nach einer "zeitgemäßeren" Kirche wiederfinden. Dass es auch in der Kirche das Auseinanderfallen in gegnerische Lager gibt, die kaum noch miteinander zu tun haben wollen, bedauert er in jedem Fall sehr, findet das für Christen "beschämend". Tobias Haberl hat ein sehr persönliches, ehrliches Buch über den Glauben vorgelegt, dem bestimmt nicht alle in allen Punkten zustimmen, manchmal viele sogar heftig widersprechen werden, das aber sicher eines erreichen kann: Menschen über den Glauben wieder ins Gespräch zu bringen. Mehr will der Autor wohl auch nicht, weniger aber auch nicht. (Religiöses Buch des Monats November)
Weiterlesen

Artikelbeschreibung


»Erst ungläubig und dann staunend verfolgt man dieses moderne Glaubensbekenntnis. Tobias Haberl erzählt so pur von seinen Zweifeln und Wegen zu Gott, dass man danach ganz anders in den Himmel schaut.« Florian Illies

Ich bin katholisch. In meiner Kindheit war das eine Selbstverständlichkeit. Heute muss ich mich dafür rechtfertigen, ja manchmal komme ich mir vor wie ein Tier, das im Zoo angegafft wird: Wie kann man im 21. Jahrhundert an Gott glauben? Und wie kann man immer noch in der Kirche sein - nach allem, was ans Licht gekommen ist? Es ist tatsächlich so, dass ich in meinem Viertel (gentrifiziert), meiner Branche (Medien) und meinem Job (linksliberale Zeitung) von Menschen umringt bin, die, wenn es um den Glauben geht, oft nur noch an Missbrauch und Vertuschung denken.

Leider haben viele von ihnen keine Ahnung davon, was das bedeutet: Christ sein. Sie kritisieren etwas, das sie nie kennen gelernt haben, und vergessen, worauf es ankommt: den Halt, den Trost, die H
offnung. Glaube ist mehr als Schlagwörter (Zölibat, Missbrauch, Frauenpriestertum), mehr als eine Kirche, mit der ich auch hadere, auch mehr als eine Auszeit vom stressigen Alltag. Gläubige Menschen suchen keine Befriedigung, sondern Erlösung, nicht zuletzt von einer Welt, die aus den Fugen geraten scheint, zerrissen zwischen Zukunftsängsten und (gespenstischen) technologischen Visionen.

Ständig wird gefordert, dass sich die Kirche verändern muss, um im 21. Jahrhundert anzukommen. Ich drehe die Frage um: Was kann das 21. Jahrhundert eigentlich von gläubigen Menschen lernen? Welche vermeintlich aus der Zeit gefallenen Rituale können die spätmoderne Gesellschaft von ihrer Atemlosigkeit erlösen? Denn eines ist offensichtlich: Der Mensch, der sich von Gott verabschiedet hat, findet nicht, was er sucht. Die große Freiheit stellt sich nicht ein. Stattdessen: neue Zwänge, neue Ängste, Ablenkung statt Trost, weil Google jede Frage beantworten kann, nur nicht die, wozu wir leben un
d was uns Halt gibt. Im Moment sind viele verunsichert, suchen Orientierung, etwas, woran sie sich festhalten können, aber: da ist nichts.

Ich bin ein mittelmäßiger Christ, ganz sicher sind viele, die nicht an Gott glauben, bessere Menschen als ich. Aber ich versuche jeden Tag mit großer Ernsthaftigkeit, Gott zu gefallen - es gelingt halt nicht immer. Und deshalb erzählt dieses Buch davon, wie der Glaube mein Leben nicht nur verschönert, sondern vertieft, wie ich ein "zeitgemäßes Leben" mit einem vermeintlich "unzeitgemäßen Glauben" verbinde, weil Freiheit eine grandiose Sache ist, man aber schon eine Idee haben sollte, was man mit ihr anstellen will. Ich glaube, dass der moderne Mensch darunter leidet, dass er seinen Glauben verloren hat, ohne dass er es merkt. Ich glaube, dass sein Glück in falschen Dingen und an falschen Orten sucht. Ich glaube, dass er Sehnsucht nach etwas hat, das er sich nicht erklären kann. Was das sein könnte, steht in diesem Buch.

Personeninformation


Tobias Haberl, geboren 1975 im Bayerischen Wald, hat in Würzburg und Großbritannien Latein, Germanistik und Anglistik studiert. In den Jahren 2001 und 2002 war er freier Journalist in Berlin, besuchte dann die Henri-Nannen-Schule Hamburg und ist seit 2005 Redakteur im Magazin der »Süddeutschen Zeitung«. 2016 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis. Zuletzt legte er die Streitschrift »Die große Entzauberung - Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen« vor (2019). Von Tobias Haberl erschienen außerdem »Wie ich mal rot wurde« (2011) und, als Herausgeber zusammen mit Alexandros Stefanidis, »Wir, Ritter der Ehrenrunde« (2016). Der Autor lebt in München.

Pressestimmen


»'Unter Heiden' ist exzellent geschrieben und für Mitgläubige, Anders- und Nichtgläubige gleichermaßen mit Gewinn zu lesen.« alle welt

Bewertungen

Die Bewertungen werden vor ihrer Veröffentlichung nicht auf ihre Echtheit überprüft. Sie können daher auch von Verbrauchern stammen, die die bewerteten Produkte tatsächlich gar nicht erworben/genutzt haben.