Der ehemalige Sohn

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Buchprofile - Rezension
Satirische Parabel über die jüngere Geschichte Weißrusslands.
Der junge Weißrusse Franzisk möchte Cellist werden. Doch durch eine Katastrophe fällt er ins Koma. Alle haben ihn aufgegeben, bis auf seine Großmutter. Doch nach zehn Jahren wacht er auf. Und muss sich in einer Welt zurechtfinden, die zunehmend durch das diktatorische System in Belarus beeinträchtigt wird. Mit viel schriftstellerischem Talent, voll beißender Ironie und realsatirischem Impetus, messerscharf und realistisch beschreibt Autor Filipenko am Beispiel des Schicksals des Protagonisten Franzisk die Geschichte Weißrusslands, das nach der Lösung aus dem Sowjetischen Verbund die Chance auf eine eigene demokratische Identität hatte, durch die Diktatur jedoch in unfassbarer Weise geknebelt wurde und wird. Doch er zeigt auch auf, dass das Volk sich nicht bis zum letzten knebeln lässt. Eine meisterhafte politische Satire, brillant erdacht und geschrieben, die zu Recht einen renommierten Literaturpreis bekam, aber verständlicherweise vom rigiden diktatorischen belarussischen System auch totgeschwiegen werden soll. Sehr lesenswert!
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Franzisk kurz Zisk genannt ,besucht ein Musikkonservatorium in Minsk, Cello üben für die Prüfungen, das sollte jetzt sein Hauptaugenmerk sein und seine Großmutter, bei der der 16 jährige aufwächst, wacht darüber. Zum Ende des Schuljahres wollen er und seine Clique zu einem kostenlosen Konzert. Zisk fürchtet eigentlich die bei solchen Anlässen üblichen Massenschlägereien. Diesmal kommt es anders, schon beim Weg hinauf aus der Ubahn  gerät die Menge wegen eines Regenschauers ins Stocken. Panik entsteht und Zisk gerät mitten hinein. Stunden später finden ihn seine Angehörigen im Krankenhaus, er liegt im Koma.
Nach drei Wochen haben die Ärzte ihn abgeschrieben und wollen an seine Organe ran. Seine Mutter hat aufgegeben, aber Zisks Großmutter gibt nicht auf, sie weiß genau, dass Komapatienten keine Halbtoten sind und dass sie  oft nach langer Zeit erwachen. Sie setzt alle Hebel in Bewegung, ertrotzt ein Einzelzimmer, bezahlt eine Pflegerin und verbringt viel Zeit mit ihrem Enkel. Den Schulstoff spielt sie ihm auf einem Rekorder vor, damit er leichter mitkommt, wenn er aufwacht. Inzwischen beginnt sein Bart zu wachsen. Versäumt er seine Jugend? Sein Freund Stassik kommt jedenfalls regelmäßig zu Besuch, Zisks Freundin ist nun seine, später heiraten die beiden, noch später berichtet er Zisk von ihrer Trennung. Eigentlich beneide er den Freund, gesteht er ihm, in dessen Leben habe es wenigstens ein großes Ereignis gegeben. Derzeit könne er ihm sowieso nicht raten, aufzuwachen – „es ist gut, dass du das alles nicht siehst“ tröstet er Zisk und meint damit die wachsende Unterdrückung der Bürger, den wirtschaftlichen Niedergang des Landes, die allgemeine Lähmung.
Doch eines Tages erwacht Zisk aus dem Koma, der Grund ist originell, aber wird hier nicht verraten. Er stellt fest: eigentlich hat er in knapp zehn Jahren nichts verpasst. Nur …  in seiner Familie ist kein Platz mehr für ihn: Zisks Mutter hat den Chefarzt geheiratet, der ihn als erstes aufgegeben hatte,. Es ist also nicht die Heimkehr des verlorenen Sohnes, sondern am Ende steht für Zisk die Erkenntnis, dass er nur ein ehemaliger Sohn ist, seiner Mutter und auch seines Landes, das keinem eine Perspektive bietet und er zieht die Konsequenzen daraus, denn ein Koma reicht fürs Leben.


Gabriele Hafner, Redakteurin Münchner Kirchenradio, Sankt Michaelsbund

Artikelbeschreibung

Eigentlich sollte der junge Franzisk Cello üben fürs Konservatorium, doch lieber genießt er das Leben in Minsk. Auf dem Weg zu einem Rockkonzert verunfallt er schwer und fällt ins Koma. Alle, seine Eltern, seine Freundin, die Ärzte, geben ihn auf. Nur seine Großmutter ist überzeugt, dass er eines Tages wieder die Augen öffnen wird. Und nach einem Jahrzehnt geschieht das auch. Aber Zisk erwacht in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint.

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