Südsudan V: ein deutscher Missionar, ein freigelassener Attentäter und ein Bischof in Gefahr
Pater Gregor Schmidt lebt seit vielen Jahrzehnten im heutigen Südsudan. Jetzt war er auf Heimatbesuch und erzählt im Podcast von einem echten Kriminalfall und von seiner Rolle als deutscher Missionar in Afrika.
Im vergangenen Jahr war Pater Gregor schon einmal Gast in der Reisewarnung. Damals per Telefon. Da hat er über seine ehemalige Pfarrei gesprochen, und darüber, dass er oft schultertief im Wasser steht, wenn er von einer Gemeinde zur nächsten gelangen will. Denn in der Gegend gibt es monatelang, manchmal sogar jahrelang andauerndes Hochwasser. Damals kam schon die Frage auf, ob es denn überhaupt noch zeitgemäß sei, dass ein deutscher Priester in Afrika als Missionar arbeitet. Mit Moderatorin Brigitte Strauß hat er ausgemacht, das in Ruhe auszudiskutieren, wenn er auf Heimatbesuch ist.
Eurozentrisches Denken
Dieses Versprechen hat er jetzt eingelöst und erklärt, dass die Christen in Deutschland viel zu eurozentristisch denken: „Wir Missionare aus Europa sind mittlerweile eine kleine Minderheit. Die katholische Kirche lebt im Globalen Süden, das heißt Lateinamerika, Afrika und Asien. Es gibt Missionare aus Lateinamerika, die arbeiten in Afrika und Asien und umgekehrt. Da spielt die deutsche oder europäische Kirche kaum noch eine relevante Rolle. Also: die katholische Kirche organisiert sich weltweit auch ohne das europäische Christentum.“
Christen wünschten sich einen Pfarrer
Er ist also nicht nach Afrika gegangen, um „denen da“ etwas beizubringen. Tatsächlich war es so, dass es immer mehr getaufte Christen im Südsudan gab, die sich einen Pfarrer gewünscht haben und die Comboni-Missionare wurden gefragt, ob sie jemanden schicken möchten – und Pater Gregor ist dort hingegangen.
Attentat auf einen Bischof
Eine weiteres Thema der Folge ist ein Attentat auf den Bischof von Rumbek. Pater Gregor und Christian Carlassare waren früher in der gleichen Pfarrei tätig und kennen sich gut. Als der Italiener zum Bischof ernannt wurde, gab der bis dahin dort tätige einheimische Administrator ein Attentat auf den neuen Oberhirten in Auftrag, um ihn zu verscheuchen und selbst auf den Bischofssitz zu kommen. Er beauftragte einige Verwandte, dem neuen Bischof Christian in die Beine zu schießen. Diese Verschwörung wurde aufgeklärt – nach dem Attentag und der Administrator und die beiden Schützen sind zu jeweils sieben Jahren Haft verurteilt worden.
Täter freigelassen
Das war der Stand letztes Jahr. Jetzt ist der Administrator vom obersten Gericht freigelassen worden. „Die Begründung ist irrwitzig,“ erklärt Pater Gregor, „der Administrator wurde verurteilt, weil die Schützen erzählt haben, wer den Auftrag für das Attentat gegeben hat. Jetzt wird argumentiert, das seien ja verurteilte Straftäter und denen könne man nicht glauben.“ Natürlich stecke da Bestechung dahinter, erklärt er weiter.
Für Bischof Christian ist das natürlich eine äußerst gefährliche Situation, weil er immer Angst haben muss, dass ein neues Attentat in Auftrag gegeben wird. Welchen Einfluss diese Situation auf die Arbeit der Hilfsorganisationen hat, die in Rumbek tätig sind und wie die Kirche Bischof Christian schützt, auch das berichtet Pater Gregor in dieser Folge.