Kultur und Wissen
16.09.2025


Graphic Novel über Walter Klingenbeck

Emotionale Nähe durch Bilder

Mit nur 19 Jahren wurde Walter Klingenbeck von den Nazis ermordet. Marie Geissler hat eine Graphic Novel über ihn gestaltet. 
    

Marie Geissler Marie Geissler Foto: © Dovile Sermokas

Was hat Sie an Walter Klingenbecks Geschichte angezogen?

Ich wüsste von keinem Minderjährigen, von dem eine solche Widerstandsgeschichte bekannt ist. Ich habe selbst einen siebzehnjährigen und einen zwölfjährigen Sohn. Beide verbinde ich unwillkürlich mit Walter Klingenbecks Geschichte und mit unserer Gegenwart. Auch heute drehen Politiker die Wahrheit komplett um. Vielen Menschen ist das gleichgültig oder sie passen sich an. Walter war da anders. Er ist klar bei seiner Haltung gegen eine Diktatur und ihre Lügen geblieben und das ist schon sehr faszinierend. Es ist auch gut dokumentiert. Ich hatte für die Recherche im Bundesarchiv Berlin die originalen Prozessakten in der Hand und Walters Fotos, die die Gestapo beschlagnahmt hat. Das hat ihn mir noch einmal sehr nahegebracht.

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Warum eignet sich gerade die Form der Graphic Novel für eine solche Geschichte?

Eine Graphic Novel arbeitet mit ihren Bildfolgen ähnlich wie der Film. Sie kann viele Informationen, etwa über Kleidung, und Stimmungen unmittelbar in den Zeichnungen bündeln. Ein Text braucht dafür viele Seiten. Dadurch ist sie für jüngere Leser gut geeignet, aber auch für diejenigen, die keine dicken Romane oder historische Sachbücher lesen wollen. Und die Bilder schaffen eine emotionale Verknüpfung, eine Empathie, durch die etwas Gelerntes oder überhaupt Bildungsinhalte besser haften bleiben als allein durch Worte.


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Vor welcher besonderen Herausforderung standen sie bei dieser Arbeit?

Ich hatte einen Berg von Quellen. Da musste ich das Wichtigste, und dazu zählen auch emotionale Details, herauslösen und zusammenfassen und Walters Persönlichkeit gerecht werden. Wichtig war für mich, dass Walters Familie, etwa seine Großnichte Carmen Miller, ihn würdig dargestellt finden.

Was soll Ihre Graphic Novel bei den Lesern auslösen?

Ich wünsche mir, dass Walter Klingenbeck wenigstens im Nachhinein Gerechtigkeit und Anerkennung erfährt. Seinen Angehörigen wurde nach dem Krieg teils ja der Eindruck vermittelt, dass sie sich für ihn schämen müssten und über ihn am besten geschwiegen wird. Und ich möchte vermitteln, wie Walter aus seinem Glauben heraus gehandelt hat. Dabei hat ihm auch seine Heimatgemeinde Kraft gegeben. Sie hat ihm geholfen, seiner Überzeugung treu zu bleiben.

Zum Weiterlesen
Walter-Klingenbeck-Gesellschaft in Kooperation mit St. Ludwig München Zeichen setzen gegen Hitler
Verlag Sankt Michaelsbund, 2025
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Alois Bierl
Artikel von Alois Bierl
Chefreporter
Beschäftigt sich mit wichtigen Trendthemen wie Spiritualität.