Corona ist weg – die Folgen bleiben
Während der Covid-19-Pandemie waren Kinder und Jugendliche nur selten von schweren Krankheitsverläufen betroffen. Doch sie wurden auf andere Weise zu Benachteiligten und Leidtragenden, wie nun auch der 17. Kinder- und Jugendbericht bestätigt hat. Jens Pothmann vom Deutschen Jugendinstitut fasst wichtige Erkenntnisse zusammen, Florian Hörlein vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend kommentiert.
Einsamkeit kann auch junge Menschen treffen
Die weiteren Ausführungen stellen Bedarfslagen junger Menschen nach der Pandemie dar, etwa die Bewältigung zusätzlicher psychischer Belastungen – nicht zuletzt in Verbindung mit einer bei jungen Menschen vermehrt festgestellten Einsamkeit – oder auch die Notwendigkeit zur (Wieder-)Herstellung von Zugängen zu Bildungs- und Freizeitangeboten sowie in eigentlich vertraute soziale Kontexte. Dabei war das Thema Einsamkeit auch schon vor der Pandemie in Bezug auf den demografischen Wandel präsent, wurde aber vor allem als Thema älterer Menschen betrachtet. Doch die Corona-Pandemie hat verdeutlicht und ins Bewusstsein gerufen, dass Einsamkeit Menschen jeden Alters treffen kann.
Das Pandemiegeschehen hat ferner für junge Menschen ihre Familien wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt, was Verselbstständigungsprozesse mitunter erschwert und zu einer verstärkten privaten Verantwortung für die Betreuung und Erziehung geführt hat. Der 17. Kinder- und Jugendbericht zeigt in diesem Zusammenhang auf, dass daraus entstandene Belastungen der Familienmitglieder, insbesondere der Eltern, die Beziehungsqualitäten innerhalb der Familie und Erziehungspraktiken beeinträchtigt hat und dies bis heute nachwirkt.
Prof. Jens Pothmann, Abteilungsleiter Jugend und Jugendhilfe im Deutschen Jugendinstitut
Einsamkeit kann auch junge Menschen treffen
Die weiteren Ausführungen stellen Bedarfslagen junger Menschen nach der Pandemie dar, etwa die Bewältigung zusätzlicher psychischer Belastungen – nicht zuletzt in Verbindung mit einer bei jungen Menschen vermehrt festgestellten Einsamkeit – oder auch die Notwendigkeit zur (Wieder-)Herstellung von Zugängen zu Bildungs- und Freizeitangeboten sowie in eigentlich vertraute soziale Kontexte. Dabei war das Thema Einsamkeit auch schon vor der Pandemie in Bezug auf den demografischen Wandel präsent, wurde aber vor allem als Thema älterer Menschen betrachtet. Doch die Corona-Pandemie hat verdeutlicht und ins Bewusstsein gerufen, dass Einsamkeit Menschen jeden Alters treffen kann.
Das Pandemiegeschehen hat ferner für junge Menschen ihre Familien wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt, was Verselbstständigungsprozesse mitunter erschwert und zu einer verstärkten privaten Verantwortung für die Betreuung und Erziehung geführt hat. Der 17. Kinder- und Jugendbericht zeigt in diesem Zusammenhang auf, dass daraus entstandene Belastungen der Familienmitglieder, insbesondere der Eltern, die Beziehungsqualitäten innerhalb der Familie und Erziehungspraktiken beeinträchtigt hat und dies bis heute nachwirkt.
Prof. Jens Pothmann, Abteilungsleiter Jugend und Jugendhilfe im Deutschen Jugendinstitut
Kommentar:
Mahnung und Auftrag
Junge Menschen haben unter der Pandemie besonders gelitten. Spätestens seit Erscheinen des 17. Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung ist das eine überparteilich geteilte Erkenntnis. Daraus müssen jetzt politische Folgen erwachsen.
Wenn also am 23. Februar 2025 voraussichtlich ein neuer Bundestag gewählt wird, müssen die Ergebnisse des Berichts als Auftrag verstanden werden. In den kommenden Wochen werden sich die Parteien intensiv auf die vorgezogene Wahl vorbereiten. Sie werden Prioritäten festsetzen und ihre Vision der nächsten vier Jahre in politische Forderungen und Wahlprogramme gießen. Sie tun das in einer Zeit, in der die Demokratie und ihre Institutionen massiv unter Druck stehen.
Junge Menschen wurden in der Pandemie nicht gesehen
In genau dieser Zeit hat nun die Sachverständigenkommission des 17. Jugendberichtes noch einmal formuliert, was Jugendforscherinnen und -forscher bereits zu Pandemiezeiten reklamiert haben: Junge Menschen und ihre Bedürfnisse wurden in der Pandemie nicht gesehen. Dies ist nicht zuletzt mit ein Grund dafür, dass bei vielen von ihnen heute das Vertrauen in das politische System der Demokratie in Frage gestellt ist. Darüber hinaus halten die Experten fest, dass junge Menschen durch die Pandemie und die danach folgenden multiplen gesellschaftlichen Krisen (wie Kriege, Inflation und Wirtschaftseinbruch) erhöhten psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Heranwachsende brauchen daher gerade jetzt Orientierung und Zugang zu Bildungs- und Freizeitangeboten.
Diese Erkenntnis muss Mahnung und Auftrag für die Politik sein. Denn gerade jetzt geht es erstens darum, durch den Ausbau der demokratischen Bildung und ihrer Finanzierung das Vertrauen in das politische System zurückzugewinnen und zu stärken. Gerade jetzt geht es zweitens darum, jungen Menschen mehr politische Partizipation zu ermöglichen und durch die Absenkung des Wahlalters die Interessen junger Menschen strukturell im politischen Diskurs zu verankern. Und gerade jetzt braucht es drittens eine zuverlässige und bedarfsgerechte Förderung von Jugendarbeit durch Kommunen, Land und Bund, um jungen Menschen niedrigschwellig Orte der Begegnung, der Selbstwirksamkeit und der Demokratiebildung zu bieten. Nicht zuletzt, um diese Demokratie nachhaltig zu schützen.
Florian Hörlein, Bayerischer Landesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)