Sozialspaziergang der Caritas Rosenheim
Caritas-Projekte für mehr Miteinander
Auf einem „Sozialspaziergang“ hat die Caritas ihre Projekte in der Stadt Rosenheim vorgestellt. Darunter sind zwei Initiativen, die das Leben von Senioren und Jugendlichen in ihren Vierteln verbessern wollen. Denn – da sind sich die Anwesenden aus Jugendhilfe, Altenpflege und Inklusionsarbeit einig – um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf; um gut alt zu werden, aber auch.

Als Kinder bewegen wir uns meist im nahen Umfeld: Wir spielen auf der Straße vor dem Haus, laufen zum Kiosk um die Ecke oder gehen ein paar Straßen weiter auf den Spielplatz. Diese Orte, an denen sich junge Menschen selbstständig und außerhalb der eigenen Wohnung mit Freunden treffen können, sind zentral für ihre Entwicklung und die gerechte Teilhabe an unserer Gesellschaft.
Im Laufe unseres Lebens nimmt die Bedeutung der unmittelbaren Wohngegend erst ab – wir gelangen mit dem Auto, dem Bus oder zu Fuß schnell überallhin – und im Alter wieder stark zu, wenn wir irgendwann nicht mehr Auto fahren oder weit laufen können. Auch mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit brauchen wir soziale Kontakte und Teilhabe an der Gesellschaft, sonst droht Einsamkeit im Alter. Die Caritas in Rosenheim hat einige Projekte verwirklicht, um der Alterseinsamkeit entgegenzutreten und die Teilhabe von Jugendlichen zu fördern.
Neue Kontakte im Alter finden
Ein umgebautes Fahrrad, an den Seiten aufklappbare Tische und Kaffee und Kuchen im Gepäck – das ist die „Plauderbar“. Mit ihr wollen die Sozialpädagoginnen Lucia Hass und Brigitte Plank Senioren in Rosenheim zusammenbringen. Während der wärmeren Monate sind die beiden jede Woche mit dem Fahrrad-Café unterwegs – in ganz Rosenheim. Seit 2021 hat das Angebot ca. 1.500 Menschen erreicht. Der Stopp beim Caritas-Sozialspaziergang ist bereits der 104. Einsatz des Café-Radls.
Der Erfolg macht sich nicht nur in den Zahlen bemerkbar, sondern vor allem in den Reaktionen der Besucher: „Wir haben hier eine Seniorin, die uns gesagt hat, was sie in der Plauderbar an Begegnungen und an Lichtblicken bekommt, sei für sie besser als alle Tabletten, die Ärzte ihr verordnen könnten“, erzählen die beiden Betreiberinnen mit stolzem Lächeln.
Plaudern und Anträge ausfüllen
Diese Seniorin, die einen Besuch in der Plauderbar jeder Medizin vorzieht, ist beim Sozialspaziergang auch dabei. Brigitte Ҫoşkunoğlu hat durch das Angebot die Chance auf einen Lebenswandel erhalten: „Ich bin kaum noch rausgegangen nach dem Tod meines Mannes. Dann wurde ich in die Plauderbar eingeladen und seitdem komme ich jede Woche, wenn es geht.“ Auch Hilfe bekomme sie bei ihren Besuchen, zum Beispiel beim Schreiben und Ausfüllen von Anträgen. „Ich habe so ein Vertrauen zu Lucia und Brigitte. Das ist für mich einmalig.“
Im Norden der Stadt will das Sozialraum-Team Kinder, Jugendliche und ihre Familien stärken. Dazu trifft sich die Kooperation aus Initiativen wie der Caritas, dem Jugendschutzbund und der Migrationsberatung jede Woche im Bürgerhaus „Miteinander“. Hier planen sie Lösungen und Hilfen für die verschiedensten gesellschaftlichen Probleme: von einer Starthilfe für eine alleinerziehende Mutter über Räume für Jugendliche im Viertel bis hin zu intergenerationellen Konflikten.
[inne]halten - das Magazin 20/2025

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Gemeinsam schauen, wie Probleme zu lösen sind
Solche Streitigkeiten sind für die Teamleiterin Franziska Augustin ein klassisches Beispiel für ihre Arbeit: „Jugendliche skaten und ältere Anwohner finden das zu laut, gleichzeitig wurde der Bolzplatz abschafft. Da gucken wir dann mit allen Ressourcen, die es im Viertel so gibt: Wie können wir die Jugendlichen erreichen und bei den Anwohnern Verständnis gewinnen? Oder wo können wir einen neuen Ort für die Jugendlichen finden?“
Dabei sind es oft die kleinen Erfolge, die im Kopf bleiben. Das sind für Augustin die Projekte, die präventiv wirken und helfen, bevor Probleme entstehen. Bei einem Spielplatzrat im Stadtteil habe sie zum Beispiel alleinerziehende Mütter untereinander vernetzt. Aus den Treffen miteinander hätten die Frauen Kraft und Unterstützung gewonnen, um Schwierigkeiten eigenständig zu meistern. „Wir wollen die Ressourcen, die schon da sind, aktivieren und sichtbar machen. So werden Situationen gar nicht erst zu einem Fall.“
Dass ihre Arbeit direkt vor Ort hilft, spürt die Sozialarbeiterin bei jedem Treffen im Bürgerhaus an den Reaktionen der Anwohner: „Ich sehe Woche um Woche, wie meine Kolleginnen hier vor dem Haus aufgehalten und angesprochen werden. Das beschreibt für mich total, wie die Arbeit eben ist: nah bei den Menschen im Sozialraum.“