Persönliche Dinge

Was Kleidung aus NS-Lagern uns heute erzählen kann
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Buchprofile - Rezension
Über die Rolle von Kleidung als Kraft- und Identitätsquelle in der NS-Zeit.
"Egal welche Tragödie man durchmacht – man darf die einfachen Dinge nicht aufgeben. Man muss sich waschen, anziehen und sein Haar kämmen ... Das ist nicht nur nötig, um zu überleben, sondern auch, um hinterher weiterleben zu wollen." Die Historikerin Karolina Sulej benennt so die Bedeutung von Kleidung und Körperpflege, durch die jeder Mensch seine Identität und sein Selbstwertgefühl ausdrücken kann, und stellt folgerichtig die Frage, welchen Stellenwert diese für jeden so notwendigen Dinge in einem politischen System besitzen, dessen Ziel die Vernichtung jeglicher Individualität ist. Die Autorin richtet ihren Blick auf das drängende Bedürfnis (v.a. der weiblichen Häftlinge) nach sauberer Kleidung, Wäsche und täglicher Körperhygiene und macht so die unmenschlichen und entwürdigenden Zustände in den Konzentrationslagern deutlich. Gestützt auf langjährige Recherchen in Archiven, wissenschaftlichen Arbeiten und aufgrund von persönlichen Gesprächen belegt Sulej einfühlsam und vielschichtig, wie wichtig gerade normale alltägliche Dinge und Verrichtungen waren, um sich zumindest einen Bruchteil von Menschenwürde zu erhalten. In elf erschütternd erzählten Kapiteln zeigt die Autorin Leid und Verzweiflung (u.a. Folter, Hunger, Ungeziefer, Schmutz) sowie den Verlust an Individualität (Einheitskleidung, geschorene Köpfe), aber sie berichtet auch von kreativen Ideen, wie man dem barbarischen System trotzen konnte. So musste z.B. die gestreifte Häftlingskleidung – je länger der Krieg dauerte – durch bunt zusammengewürfelte Kleidungsstücke der in den Gaskammern Ermordeten ersetzt werden, so dass elegante Roben, nicht zusammengehörende Schuhe, zu große oder zu kleine Hemden, Pullover, Röcke ... ausgegeben wurden, die weder für die schwere Arbeit noch für die klimatischen Verhältnisse passend waren. Aus dieser kunterbunten Vielfalt kreierten die weiblichen Gefangenen für sich "modische" Attribute und gewannen dadurch ein wenig Freiheit und Selbstwertgefühl. – Sehr zu empfehlen!
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Artikelbeschreibung



Sachbuch-Bestenliste Platz 2

DIE GESCHICHTE EINES DINGS IST DIE GESCHICHTE DES MENSCHEN, DEM ES GEHÖRT

Kleidung ist mehr als eine äußere Hülle. Die Art und Weise, wie wir uns kleiden, unseren Körper schützen oder ihn schmücken, ist Ausdruck des menschlichen Willens, wir selbst zu sein. Welchen Stellenwert erhält Kleidung in einem System, das die Vernichtung des menschlichen Selbst zum Ziel hatte? Dieser Frage geht Karolina Sulej in ihrem Buch nach. Einfühlsam und eindringlich, perspektivenreich und vielschichtig widmet sich die polnische Historikerin damit einem Thema, das bislang selten im Fokus der Holocaust-Literatur stand und doch so viel erzählt über Identität, Kultur und Überlebenswillen. Gestützt auf Archivfunde, Forschungsarbeiten, Literatur und eine Vielzahl persönlicher Begegnungen zeigt sie, wie persönliche Dinge zum Erhalt der Menschenwürde beitrugen.

Mit einem Vorwort von Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrum in München

Personeninformation



Karolina Sulej, geboren 1985, ist Autorin, Journalistin und Historikerin. Sie promoviert am Institut für Polnische Kultur an der Universität Warschau,


Bernhard Hartmann, geboren 1972 in Gerolstein/Eifel, studierte Polonistik und Germanistik und ist Übersetzer aus dem Polnischen. 2013 wurde er mit dem Karl-Dedecius-Preis ausgezeichnet. 2023 erhielt er für seine Übersetzung des Spiegel-Bestsellers "In den Häusern der anderen" von Karolina Kuszyk den Sonderpreis des Riesengebirgspreises für Literatur und 2024 den Georg Dehio-Buchpreis. 2024 erschien das von ihm übersetzte und herausgegeben Kriegstagebuch von Aurelia Wylezynska »Über nichts schreiben, als was meine Augen sehen«.

Pressestimmen


»erschütternd und wirklich brillant erzählt« ZEIT Podcast 20250517

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