Mein Großvater, der Täter

Eine Spurensuche | Ein bewegendes Buch über die Frage, wie ein Verbrechen eine Familie über Generationen hinweg prägt.
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Buchprofile - Rezension
Die Schatten der Vergangenheit als Belastung für die Gegenwart.
Der Journalist Lorenz Hemicker erzählt in diesem aufrüttelnden Buch seine Spurensuche in der eigenen "skandalbelasteten" Familie, die ihn zum Schauplatz eines der größten Massenmorde des NS-Regimes führt, der Erschießung von 27.000 jüdischen Frauen, Männern und Kindern im Wald von Rumbula bei Riga/Lettland. Im Mittelpunkt steht der Großvater des Autors, Ernst Hemicker, der als SS-Offzier und Tiefbauingenieur die Gruben, in die die erschossenen Opfer fielen, plante, berechnete, den Bau organisierte, die Exekutionen kontrollierte und notfalls auch selbst zur Waffe griff. Durch Hemickers realistische, aber auch emotionale Erzählweise werden die Person des Großvaters wie auch das Verhalten einzelner Familienmitglieder durchleuchtet, und es gelingt ihm, das Schweigen in der Familie teilweise zu brechen und das Geheimnis um den Großvater, das er als Fünfjähriger durch bruchstückhafte Äußerungen seines Vaters wahrgenommen hat, teilweise zu lüften. Vor einer geplanten, klärenden Reise mit seinem Vater stirbt dieser unerwartet. Nach jahrelangen Recherchen in Archiven und Vernehmungsprotokollen, bei Begegnungen mit Zeitzeugen und auf Erkundungsreisen gelingt es dem Autor, die Person des Großvaters greifbar zu machen und gleichzeitig einen schockierenden Einblick in die Machtstrukturen sowie in die Ideologie des Nationalsozialismus zu geben. Ernst Hemicker, widerspruchloser Befehlsempfänger und bereitwilliger Vollstrecker, verschweigt und verdrängt nach dem Krieg seine Verstrickung in das NS-Regime und gibt nur scheibchenweise die Verbrechen zu, die ihm nachgewiesen werden konnten, was in der Nachkriegszeit oberflächlich und inkonsequent betrieben wurde. Der Autor schildert seinen Großvater als Menschen mit einem allzu großen Geltungsbedürfnis, das in seiner Nazi-Laufbahn gewürdigt und befriedigt wird, ihm nach Kriegsende keinerlei Skrupel bereitet, ihn sogar als gerngesehenes Mitglied in der Bürgerschaft willkommen heißt. - Ein informatives Sachbuch, sehr zu empfehlen.
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Artikelbeschreibung



Im Spätherbst des Jahres 1941 ermorden die SS und ihre Helfer über 27000 Juden im Wald von Rumbula. Die Gruben, in denen die Menschen erschossen werden, konstruiert der SS-Offizier Ernst Hemicker. Verurteilt wird er dafür nie. Lorenz Hemicker wächst Jahrzehnte später mit einer vagen Ahnung auf, welches Verbrechens sich sein Großvater schuldig gemacht hat. Er kennt nur ein paar Sätze, die sein Vater bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Freundes- und Bekanntenkreis wiederholt. Als beide nach Lettland reisen wollen, um mehr über die Taten von Ernst Hemicker zu erfahren, stirbt der Vater unerwartet. Für Lorenz Hemicker wird diese Zäsur der Beginn einer jahrelangen Suche nach den Spuren seines Großvaters. Sie führt ihn an den Ort des Massakers, zu Überlebenden des Holocaust in Riga und in die Tiefen deutscher Weltkriegsarchive. Dabei entsteht das Bild eines Mannes, der - wie viele andere mit ihm - vom Jedermann zum Täter wird und dessen Taten seinen Sohn und seinen Enkel noch la
nge über seinen Tod hinaus wie ein Schatten begleiten.
Eine bewegende, fesselnd erzählte Recherche - mitten hinein ins Herz der Fragen von deutscher Schuld und dem Wissen darum in den Familien.

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Personeninformation



Lorenz Hemicker wurde 1978 in Gummersbach geboren und ist im Sauerland aufgewachsen. In Aachen studierte er zunächst Architektur, dann Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre. Von 2008 bis 2014 war er Chef vom Dienst des sicherheitspolitischen Magazins «Loyal». 2014 wechselte er zur «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und schrieb seit 2017 in der Politikredaktion. Seit Juli 2023 ist er Chef vom Dienst von FAZ.NET.

Pressestimmen


Dürfte in seiner schonungslosen Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit zu den besten Arbeiten dieses Sujets gehören. tageszeitung

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