12 Grad unter Null

Roman
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Buchprofile - Rezension
Mehr Menschlichkeit im Umgang der Geschlechter miteinander.
Die junge Autorin Anna Herzig erzählt parallel zwei Geschichten, die eng miteinander zu tun haben und am Ende zueinanderführen. In beiden geht es um die zwei Schwestern Greta und Elise. Sie verleben eine völlig ungleiche Kinderzeit (diese bildet den einen Erzählstrang): Greta - und auch ihre Mutter - wird von ihrem Vater verachtet, ausgenutzt, erniedrigt und vielleicht auch missbraucht (was nicht erzählt wird); Elise, vom Vater geliebt und der anderen Tochter ständig vorgezogen, hat keinerlei Sorgen. Im zweiten Erzählstrang geht es um eine nahe Zukunft ab dem 1.1. 2024. Zu diesem Zeitpunkt tritt in Sandburg (einem fiktiven Ort) ein neues Gesetz in Kraft, das es den Männern erlaubt, alle Gelder aus ihren Beziehungen mit Frauen zurückzufordern; sollten diese nicht bezahlen, erfolgt eine völlige gesellschaftliche Ächtung. Greta, inzwischen verheiratet und schwanger, wird zu einem der ersten Opfer, da ihr Mann, obwohl er bald Vater wird, viel Geld von ihr zurückverlangt. Greta sucht daraufhin Hilfe bei ihrer Schwester. - Anna Herzig beschreibt das Schicksal vieler Frauen in unserer jetzigen Zeit, indem sie Situationen in hyperbolischer, überzogener Weise in künftiger Zeit erzählt - vielleicht aber auch deutlich näher an der Realität als vordergründig gedacht. Ein kleiner Roman, der sehr zum Nachdenken anregt und auch von Männern gelesen werden sollte.
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Artikelbeschreibung


Die Dystopie einer Frau in einer Welt für Männer von MännernAnna Herzig malt eine Zukunft, die ihre Grundlage im Jetzt findet:Greta ist im sechsten Monat schwanger. Eigentlich ein Grund zur Freude, denn Greta und Henri haben lange Zeit versucht, Kinder zu bekommen. Doch dann ändert sich plötzlich die Gesetzesgrundlage in Sandburg: Von nun an wird es jedem Mann ermöglicht, jegliches Geld, das dieser in eine Frau investiert hat, zurückzuverlangen. Wird den Forderungen nicht Folge geleistet, droht ein kompletter Rechteentzug.Auch Henri, Gretas Verlobter, möchte sein Geld zurück. Doch bezahlen kann sie ihn nicht ... Verzweifelt wendet sich Greta an ihren Verlobten: Henri habe nicht die Absicht sich zu trennen, er wolle schlichtweg zurück, was ihm zusteht, auch wenn Greta das gemeinsame Baby in ihrem Bauch trägt. 14 Tage habe sie Zeit. Greta wird konfrontiert: Mit Henris Kälte und Gleichgültigkeit. Mit dem Kapital, das ihr zur Verfügung steht. Mit ihrem zurückliegenden Leben und einer
unsicheren Zukunft. Wie viele Jahre muss sie subtrahieren, um nicht bankrottzugehen?Ein Verrat, dessen Geschmack kein neuer ist. Als sich abzeichnet, dass Greta weder bei ihrem Verlobten noch bei der zukünftigen Schwiegermutter auf Verständnis stoßen wird, wendet sie sich hilfesuchend an ihre ältere Schwester. Die Schwester, die vom Vater drangsaliert wurde, während Greta das Goldkind war. Die Schwester, die ihre Wut an Greta ablassen musste, weil sie keinen anderen Umgang damit finden konnte. Nach und nach wird klar, in welch verstrickter Familiensituation die beiden aufwuchsen: der Vater als Sinnbild des Patriarchats. Die Mutter, die jeden Tag aufs Neue versuchte, ihren Ehemann nicht gegen sich oder die Töchter aufzubringen. Die Suppe darf niemals kalt werden. Alles muss perfekt sein. Aber was, wenn "perfekt" nicht erreichbar ist? Wenn es "perfekt" gar nicht gibt?Zwischen Wut und Machtlosigkeit, Zerbrechlichkeit und Zorn: Helfen wir, wenn wir können? Oder schließen wir die Augen
? Gretas Schwester, die große, die "nicht-schwangere" sagt ihr Hilfe zu. Doch wird sie ihr wirklich beistehen? Hat sie das Kindheitstrauma überwunden? Oder ist es Greta, die getriggert durch die Gesetzesänderung und die Härte, mit der Henri sie und ihre Beziehung behandelt, etwas tut, das sich nicht wieder umkehren lässt? Anna Herzig schreibt über eine Gesellschaft, die Frauen eine Rolle aufzwingt, für die sie sie letzten Endes verachtet. Sie schreibt von der unerfüllbaren Rolle der Mutter. Von der Frage danach, wie weit wir gehen, um unsere Liebsten zu schützen. Und uns selbst.

Personeninformation


Anna Herzig ist Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Künstlerin. Sie wurde 1987 als Tochter eines Ägypters und einer Kanadierin in Wien geboren. Herzig hat mehrere Bücher, u. a. bei Voland & Quist sowie beim Otto-Müller-Verlag veröffentlicht. Der Roman "12 Grad unter Null" ist eines ihrer persönlichsten Werke. In ihrer eindringlichen, direkten Sprache lässt sie uns spüren, was es bedeutet, wenn die Gesellschaftsstrukturen, in denen wir leben, bis zum bitteren Ende gedacht werden.

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