Hain

Geländeroman. Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik 2018 und dem Düsseldorfer Literaturpreis 2018
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Buchprofile - Rezension
Nach dem Tod des Ehemannes wird eine Italienreise zum Versuch eines - von Erinnerungen geprägten - Neuanfangs.
Dieses von der Autorin als "Geländeroman" betitelte Buch ist in drei Orten Italiens angesiedelt. In Olevano nordöstlich von Rom, in Chiavenna an der lombardisch-tessiner Grenze und schließlich in Comacchio im Po-Delta östlich von Ferrara. Doch ist dieses mit dem 'Preis der Leipziger Buchmesse 2018' prämierte Buch alles andere als ein Reise-Tagebuch. Touristisch erfährt man von den drei Orten kaum etwas. Stattdessen blickt die Autorin mit großer Geduld und literarischer Sensibilität gegenüber vergessenen Details am Rande auf vollkommen unspektakuläre Gelände, von der Natur und den Menschen zerstörte Landstriche. Sie verliert sich auf Friedhöfen, versucht sich in herumirrende Menschen hineinzudenken, lässt sich vom Licht, Pflanzen, Vögel streunender Hunde am Rande ihrer Erkundungsgänge zu Erinnerungen an den jüngst verstorbenen Mann verführen. Die Wiederentdeckung der Welt nach dem Tod eines geliebten Menschen ist eine Art Leitmotiv des gesamten Buches. Das zweite Kapitel "Chiavenna" ist ein einziges Memorial an ihren Italien-versessenen Vater. Und wenn die Autorin über die drei unspektakulären Gegenden Italiens schreibt, dann ist das für die Leser eine große Schule der Wahrnehmung und Aufmerksamkeit für das Liegengebliebene, das Verlorene, das Verdrängte, das von der Zeit Verwitterte. Liest man "Hain" mit der geduldigen Genauigkeit, die die Autorin für die Beschreibung der Gegenden um Olevano, Chiavenna und Comacchio aufwendet, dann wird das Buch zwischen den Zeilen sogar zu einem Zeugnis des Verlusts einer einst geliebten Welt. 'Hain' ist aber kein in Depression verharrendes Buch, sondern auch ein ermutigendes Dokument des Wiederauftauchens aus einer lähmenden Trauer. "Todesnachrichten sind Scheren oder scharfe Messer, die den Film der Welt durchtrennen". Wie man sich nach diesem "Weltriss" durch den Tod eines nahen Menschen mit Worten ein Weiterleben erschreiben kann, dafür steht dieses bewegende literarische Meisterwerk.
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Artikelbeschreibung



Drei Reisen unternimmt die Ich-Erzählerin in Esther Kinskys Geländeroman. Alle drei führen sie nach Italien, doch nicht an die bekannten, im Kunstführer verzeichneten Orte, nicht nach Rom, Florenz oder Siena, sondern in abseitige Landstriche und Gegenden - nach Olevano Romano etwa, einer Kleinstadt in den Hügeln nordöstlich der italienischen Hauptstadt gelegen, oder in die Valli di Comacchio, die Lagunenlandschaft im Delta des Po, halb von Vögeln beherrschte Wasserwelt, halb dem Wasser abgetrotztes Ackerland. Zwischen diesen beiden Geländeerkundungen im Gebirge und in der Ebene führt die dritte Reise die Erzählerin zurück in die Kindheit: Wie bruchstückhafte Filmsequenzen tauchen die Erinnerungen an zahlreiche Fahrten durch das Italien der Siebzigerjahre auf, dominiert von der Figur des Vaters.

Esther Kinskys Streifzüge und Wanderungen - im Gedächtnis ebenso wie gehend oder fahrend in der Gegenwart - sind Italienische Reisen eigener Art. Sie erkunden mit allen Sinnen äu
ßeres Terrain und führen doch ins Innere, zu Abbrüchen der Trauer und des Schmerzes und zu Inseln des Trostes. Der einfühlsame, präzise Blick der Reisenden entlockt jedem Gelände, was eigentlich im Verborgenen liegt: Geheimnis und Schönheit.

Personeninformation


Esther Kinsky wurde in Engelskirchen geboren und wuchs im Rheinland auf. Für ihr umfangreiches Werk, das Lyrik, Essays und Erzählprosa ebenso umfasst wie Übersetzungen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen, wurde sie mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet.

Pressestimmen


»Auch wer schreibt, bewegt sich auf undefiniertem Gelände ... Esther Kinsky ist bisher vor allem als Lyrikerin und Übersetzerin hervorgetreten. Und vielleicht sind diese Nuancen der äusseren und inneren Landschaften nur einer Übersetzerin möglich, jemandem, der am Gewicht der Worte trägt und jeden Satz auf die Goldwaage legt, bis er so leicht wie eine Vogelfeder geworden ist.« Andrea Köhler Neue Zürcher Zeitung 20180608
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