James

Roman. Pulitzer-Preis 2025
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Buchprofile - Rezension
Ein emanzipierter Jim erzählt seine Abenteuer mit Huckleberry Finn neu aus seiner Sicht.
Jim und seine Familie sind Sklaven im Besitz von Miss Watson. Als Jim erfährt, dass er verkauft werden soll, flieht er auf eine unbewohnte Insel im Mississippi. Auch der weiße Junge Huckleberry Finn ist dort auf der Flucht, allerdings vor seinem trunksüchtigen Vater, der ihn ermorden will, um an das Geld zu kommen, das Huck aus einer Belohnung erhalten hat. Zusammen schippern die beiden Freunde auf einem Floß den Mississippi hinunter und erleben jede Menge Abenteuer, die in einigen Passagen von Mark Twains Roman abweichen. So wird Jim z.B. an eine fahrende Minstrel-Gruppe verkauft, in der er vorgeben muss, ein weißer Sänger zu sein, der sich für einen Schwarzen ausgibt. Bei der Heimkehr von Huck und Jim erfährt Jim außerdem, dass seine Familie verkauft wurde. Er flieht erneut und zettelt einen Aufstand an, um sie zu retten und in die Nordstaaten zu entkommen. - Dieser Roman ist ein außergewöhnliches Leseerlebnis, denn der Autor gibt dem geknechteten Jim gleich zwei Stimmen. In Unterhaltungen mit anderen Sklaven sprechen alle kultiviert, während in Gesprächen mit den weißen Unterdrückern stets ein künstlicher Dialekt verwendet wird. So wird die Unwissenheit der "Herren" stärker zum Ausdruck gebracht und sie werden gleichsam vorgeführt, ohne es zu wissen. Gleichzeitig sind die Unterdrückten die Zivilisierteren, die nur durch Gewalt in ihrer Knechtschaft gehalten werden und sich auch selbst nur durch Gewalt befreien können. Ein nachdenklich stimmender Roman, der mit feiner Feder sehr einfühlsam übersetzt wurde.
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Podcast Ein Buch empfiehlt:
Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Buch des Monats empfiehlt:

Huckleberry Finn, einer der Klassiker der US-Amerikanischen Literatur, erzählt aus Jims Perspektive. Meisterhaft in Szene gesetzt. Bereits der Beginn fesselt und man folgt Jim und lernt ihn neu kennen. Aber nicht nur die Geschichte beeindruckt, sondern vor allem die sprachliche Gestaltung. Das Südstaatenenglisch wird nicht, wie in früheren Übersetzungen vereinfacht und klischeehaft umgesetzt, sondern Stingl findet eine Möglichkeit, Jim auch im Deutschen eine würdige Stimme zu geben. Ein Buch, das neue Perspektiven eröffnet!

Gabriele Hafner empfiehlt:

Percival Everett hat für seinen neuen Roman „James“ die berühmte Abenteuergeschichte von Mark Twain für seine Zwecke umgewandelt. Er stellt die schwarze Figur Jim in den Mittelpunkt, zeigt was der alles daran setzt, um frei zu werden und erzählt konsequent aus der Perspektive des Schwarzen. Eine aufregende Uminterpretation, nicht weniger spannend als das Vorbild.

Ich glaube, das meiste, was ich über Sklaverei und ihre Folgen weiß, habe ich aus Romanen und Filmen erfahren. „James“ ist eine Auffrischung all dessen auf der Höhe unserer Zeit. Percival Everett weicht vom Plot der Twainschen Geschichte ab und erfindet Szenen, die man nicht vergisst. Wenn entdeckt wird, dass ein Kumpel für James einen Bleistift entwendet hat und dafür mit seinem Leben bezahlt etwa. Oder- einer der Höhepunkte des Romans und nicht ohne Ironie - wenn James als Tenor aufgenommen wird in eine Minstrel- Band. Pikantes Detail: Die Bandmitglieder sind Weiße, die sich für ihre Auftritte schwarz schminken. Blackfacing um als authentisch zu gelten, kulturelle Aneignung der schwarzen Musik …die aktuellen Debatten lässt Percival Everett hier süffisant mitschwingen. Auch James wird zusätzlich geschminkt, damit er sich nicht von den anderen unterscheidet. Doch als die Band verfolgt wird, ist er in doppelter Gefahr ein Schwarzer, der sich unter Weiße mischt- welche Durchtriebenheit.

Noch heute lebt südlich der sogenannten Mason-Dixon Linie, der Trennlinie zwischen Nord- und Südstaaten ein Großteil der afroamerikanischen Bevölkerung der USA. Erst 1964 wurde dort die Rassentrennung aufgehoben. Gleichzeitig rührt der Begriff Dixieland wohl von dieser Linie. Heute gehören Rassistische Angriffe und Diskriminierung bekanntlich wieder zur Realität in vielen Gesellschaften.

Gabriele Hafner, Redakteurin Münchner Kirchenradio, Sankt Michaelsbund

Artikelbeschreibung

"Huckleberry Finn" wird zum Roman der Freiheit - in "James" erfindet Percival Everett den Klassiker der amerikanischen Literatur neu. Fesselnd, komisch, subversivJim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. Percival Everetts "James" ist einer der maßgeblichen Romane unserer Zeit, eine unerhörte Provokation, die an die Grundfesten des amerikanischen Mythos rührt. Ein auf den Kopf gestellter Klassiker, der uns aufrüttelt und fragt: Wie lesen wir heute? Fesselnd, komisch, subversiv.

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Personeninformation

Percival Everett, geboren 1956 in Fort Gordon/Georgia, ist Schriftsteller und Professor für Englisch an der University of Southern California. Er hat bereits mehr als dreißig Romane veröffentlicht. Für sein Werk wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt, u. a. mit dem PEN Center USA Award for Fiction, dem Academy Award in Literature der American Academy of Arts and Letters, dem Windham Campbell Prize und dem PEN/Jean Stein Book Award. Auf Deutsch erschienen bislang 'Ausradiert' (2008), 'God's Country' (2014) und 'Ich bin Nicht Sidney Poitier' (2014). Bei Hanser erschienen zuletzt die Romane 'Erschütterung' (2022) und 'Die Bäume' (2023).

Pressestimmen


"Es ist ein Sprachfeuerwerk und ein überaus kluges Buch. So geht Weltliteratur." Denis Scheck, WDR, 31.03.24 "Eine fesselnde Antwort auf Mark Twains Klassiker 'Huckleberry Finn'... Eine literarische Sensation." Jury Booker Prize zur Longlist-Nominierung, 30.07.24 "Witziger und dabei böser ist die amerikanische Gegenwartsliteratur lange nicht gewesen. Womöglich nicht mehr seit Mark Twain." Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.24 "Eine literarische Auseinandersetzung mit dem Rassismus, wie es sie noch nicht gab." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 25.03.24 "Man kann sich vorstellen, dass diese Story alles bereithält, was ein furioser Abenteuerroman braucht: Spannung und Wendungsreichtum, Cleverness und Gefühl, mithin einen eingängigen und dadurch packenden Stil. Doch zur Brillanz des Textes trägt darüber hinaus seine analytische Intelligenz bei." Björn Hayer, Der Freitag, 21.03.24 "Mit 'James' revidiert Everett den amerikanischen Kanon auf subversive Weise und sch
afft dabei großartige Literatur. Sein kraftvoller Erzählfluss trägt die Tiefenschichten philosophischer Reflexion in sich, aber der Leser kann auch an der Oberfläche bleiben und sich von den überraschenden Wendungen der Geschichte mitreißen lassen." Martina Läubli, Neue Zürcher Zeitung, 16.03.24 "Ein meisterhaft komponierter, exzellent geschriebener, die twainsche Utopie weiterdenkender Roman... Eine grandios gebaute, satirische, anrührende, höchst unterhaltsame Abenteuergeschichte... Absolut zeitgenössisch, radikal, inspirierend." Ulrich Rüdenauer, SWR lesenswert, 17.03.24 "Eine Abenteuergeschichte, die scharfzüngig und humorvoll strukturellem Rassismus die Stirn bietet." SRF-Bestenliste April, 28.03.24 "Ein sprachliches Kunstwerk." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 01.08.24 "Ein wunderbar unterhaltsamer, in jede Nuance sprachbewusster Roman." Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau, 01.06.24 "Eine rundum bereichernde Lektüre!" Das Magazin, Juni 2024
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