Herr Unverwechselbar

Bilderbuch
28,00 €
(inkl. MwSt.)
Versandkostenfrei in DE
Fehlt kurzfristig am Lager
Buchprofile - Rezension
Ein Mann versucht, mit seinem Gesicht auch seine Identität zu retten.
Ein Mann, Herr Unverwechselbar, ist von angenehmen Äußerem und allseits beliebt. Um die positive Resonanz zu bewahren, macht er es sich zur Gewohnheit, Fotos von sich ins Internet zu stellen. Doch eines Tages bemerkt er, dass sein Spiegelbild immer undeutlicher wird, bis schließlich aus seinem Gesicht nur noch ein verschatteter Fleck geworden ist. Dieser Prozess muss aufgehalten werden, er kauft sich ein neues Gesicht. – Es ist das romantische Motiv des Identitätsverlusts, das in diesem Buch eine aktuelle Fassung gewinnt. Peter Schlemihl und Dorian Gray mögen ältere Brüder des Herrn Unverwechselbar sein, doch wird hier die Selbstvergewisserung einer Person durch die heutigen Möglichkeiten der sozialen Medien ungemein verstärkt und beschleunigt. Die beinahe lakonische Sprache der Erzählung forciert bei der Lektüre geradezu diesen Sog des fatalen Selbstverlusts. Hier werden keine traumwandlerischen oder märchenhafte Motive mehr aufgerufen, im Gegenteil: die Sprache selbst bildet das Ausgeliefertsein innerhalb eines durchrationalisierten und technisierten Systems ab. Dem Wunsch des modernen Menschen nach Individualität folgt der Verlust eben dieser. Auf diese These antworten die Bilder: man blättert sich durch Folgen von abgezeichneten Fotografien, die in ihrer Unschärfe und farblichen Verfremdung an Erinnerungsbilder gemahnen, die jeder von seiner Kindheit und Jugend mit sich trägt. Diese Montagen von Porträts, Landschaften und Interieurs erscheinen universal und gleichzeitig individuell, so dass sie die Aussage des Erzähltextes gleichermaßen abbilden und konterkarieren. Ausstanzungen bezeichnen "blinde Flecke", aufklappbare Seiten lassen sich als linearer Fluss von atmosphärischem Erleben lesen. – Diese so anspruchsvolle und klug durchdachte buchkünstlerische Arbeit birgt ein großes Potential zur Reflexion über das Wesen des modernen Menschen.
Weiterlesen

Artikelbeschreibung


Er hat ein markantes Gesicht. Wer ihm auf der Straße begegnet, erinnert sich an ihn. Darum nennen die Leute ihn Herr Unverwechselbar. Herrn Unverwechselbar gefällt sein Gesicht. Zufrieden ist er, um nicht zu sagen selbstverliebt. Er mag es, sich zu fotografieren, fotografiert zu werden und Fotos von sich mit der Welt zu teilen. Bis er eines Tages vor dem Spiegel steht und sich nicht mehr erkennt. Verblasst sind die leuchtenden Augen, das Kinn verliert an Kontur. Je mehr Bilder er von sich macht, desto nichtssagender werden seine Züge. Um sich vor dem Verschwinden zu retten, begibt sich der Mann auf die Suche nach einem neuen Gesicht - und zahlt dafür einen hohen Preis.
Mehr von Tokarczuk, Olga

Bewertungen

Die Bewertungen werden vor ihrer Veröffentlichung nicht auf ihre Echtheit überprüft. Sie können daher auch von Verbrauchern stammen, die die bewerteten Produkte tatsächlich gar nicht erworben/genutzt haben.