Diözesankurse
Freitag, 5. Mai 2023
Ab 15:00 Uhr Ankunft, Kaffee
16:00 Uhr Eröffnung, anschließend Vera Lang, Buchberaterin der Münchner Büchereizentrale: Novitätenvorstellung
18:00 Uhr Abendessen
19:30 Uhr Prof. Dr. Klaus Wolf, Augsburg: Bayrische Literaturgeschichte: Autorenbegegnung
Ausklang im Schlosskeller
Samstag, 6. Mai 2023
7:30 Uhr Heilige Messe
anschließend Frühstück
9:15 Uhr „Wie immer, nur neu – Einblicke in das DiözesanmuseumFreising“ mit Dr. Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus, Fachreferentin im Diözesanmuseum
10:30 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Georg Frericks, Leiter für Unternehmensentwicklung im Sankt Michaelsbund: Aktuelles aus dem Michaelsbund
12:00 Uhr Mittagessen
13:30 Uhr Prof. Dr. Stefan Rappenglück: „Demokratiebildung - und was Büchereien dazu beitragen
können“
15:00 Uhr Kaffeepause
15:30 Uhr Leo Hoffmann: Schreiben für alle Sinne: Autorenbegegnung
ca. 17:00 Uhr Ende der Veranstaltung
PDF des Programms
downloaden
„Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen für Ihre Arbeit bedanken“, sagte nicht nur eine der Referent:innen, als sie vor den anwesenden Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeitern stand. Büchereiarbeit bedeutet Vermittlungsarbeit – Literatur- und Medienvermittlung, aber auch die Vermittlung von wichtigen sozialen und fachlichen Kompetenzen, die für eine demokratische Gesellschaft wichtig sind.
In vielen kleineren Büchereien wird dies komplett ehrenamtlich mit viel Herzblut von engagierten Frauen und (einigen) Männern geleistet. In der Diözese München und Freising gibt es 195 Büchereien, von denen 128 rein ehrenamtlich geführt werden; insgesamt sind 2.157 der 2.362 Büchereimitarbeiter:innen ehrenamtlich. So erzählten die Autorin Leo Hoffmann und der Dozent Prof. Dr. Stefan Rappenglück von ihren ersten Begegnungen mit Büchereien und Bibliotheken und wie sie diesen immer noch verbunden sind.
Den Einstieg in den Kurs machte Buchberaterin Vera Lang vom Michaelsbund, die den Anwesenden eine bunte Auswahl an Novitäten vorstellte und diese auch zum Hereinlesen und kritischen Durchblättern als Ausstellung im Foyer des Schlosses mit dabeihatte. Germanist Prof. Dr. Klaus Wolf von der Universität Augsburg berichtete über die Entstehung seines Buchs „Bayerische Literaturgeschichte“ und las einige Stellen daraus vor, beispielsweise von der „Goldenen Zeit“ Münchens mit Literatursalons (die auch Frauen betrieben) und hochrangigen Autor:innen um 1900, der Zeit des Fin de siècles. Aber nicht nur heute (noch) bekannte Autor:innen sind in seiner Literaturgeschichte versammelt, sondern auch leider inzwischen vergessene, für die er nun in Archiven und Bibliotheken tätig war. Wie auch bei ihm ging es bei der Referentin am Samstag, Dr. Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus um die Vermittlung. Die Fachreferentin im Diözesanmuseum Freising stellte auf unterhaltsame Weise die Neukonzeption des Museums vor und erzählte von museumspädagogischen Angeboten und anekdotenhaft sowohl von der Renovierung des Gebäudes als auch von der Neuausrichtung der Sammlung nach dem gezeigten Thema und nicht mehr nach der Entstehungszeit. Sowohl Museen als auch Büchereien benötigen aktuelle Veranstaltungen oder Ausstellungen, um im Gespräch zu bleiben, sodass sie auch kurz auf die aktuelle Ausstellung Verdammte Lust, einem Wunschthema von Vertretern aus der Diözese einging. Wie wichtig es dabei ist, den Blick zu leiten, führte auch die Autorin Leo Hoffman am Abend aus, die neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit als Leo Hoffmann Übersetzungen, Podcasts und auch Museumsschilder als Gabriele Hoffmann durchgeführt hat. Dabei sind kleine Details oder eine interessante Geschichte um das Ausstellungsstück oft ein Aufhänger, um die Aufmerksamkeit der Leser:innen zu erhalten und im Gedächtnis zu bleiben. Daneben erzählte sie von und las aus ihren Büchern als Leo Hoffmann, die mit wunderschönen Illustrationen (auch das Erwachsenenbuch) versehen sind und gewährte den Teilnehmer:innen sogar einen kurzen Einblick in das aktuelle Buchprojekt. Das bereits erschienene Kinderbuch, Das kleine gelbe Haus, das für den Korbinian – Paul Maar Preis 2022 nominiert war, beschreibt sehr poetisch die Suche nach Glück, das für die Autorin selbst als Kind in der nahen Münchner Bücherei lag, aus der sie regelmäßig taschenweise Bücher trug. Büchereien als Treffpunkte, Vermittler und Orte des Austausches sind sehr wichtig, findet auch Prof. Dr. Stefan Rappenglück, der sein Thema „Demokratiebildung - und was Büchereien dazu beitragen können“ unter aktiver Teilnahme der Anwesenden vortrug und immer wieder das besondere Engagement, das die Büchereiteams leisteten, hervorhob und auch Exkurse in die Situation in andere Länder einschob. So ist die Bücherei in Israel der Mittelpunkt der Gemeinde und somit die erste Anlaufstelle für alles. Demokratiebildung fängt im Kleinen an, mit der Partizipation an Dingen vor Ort und dem Bewusstsein über die politischen Verhältnisse. Mit Veranstaltungen, Workshops, als Ort für Podiumsdiskussionen, aber auch durch Planspiele können Büchereien dies besonders unterstützen. Auch durch ihr Medienangebot und die Medienvermittlung wird dies unterstützt, wie auch eine Teilnehmerin betonte. Die Gründung des Michaelsbundes 1901, der damals noch Katholischer Preßverein für Bayern hieß, erfolgte mit dem Ziel, in den Büchereien vor Ort Volksbildung zu ermöglichen durch den freien Zugang an Medien und Information unabhängig von Einkommen, Herkunft und Religion der Leser:innen.
Der Diözesankurs, der nach Corona nun wieder real stattfinden konnte, war somit für die Büchereiteams nicht nur eine Gelegenheit, neue Impulse für ihre Arbeit vor Ort zu erhalten, sondern auch um sich zu vernetzen und sich miteinander über büchereirelevante Themen zu unterhalten.
Fotos und Text: Christina Walter, SMB