Nach dem Erdbeben ist vor dem Erdbeben
Stillstand, Wellblechhütten und Ungewissheit – das sind die drei Stichworte, die missio-Redakteurin Steffi Seyfarth in der neuen Folge der Reiswarnung nennt, in der es um die Erdbebenregion Nepal geht.
Sie war 2016 dort – mehr als ein Jahr nach dem großen Erdbeben, bei dem fast 9000 Menschen gestorben sind. Damals lebten die Menschen nämlich noch in Zeltstädten und Wellblechhütten. Obwohl Baumaterial vorhanden war.
„Die Leute haben wirklich monatelang auf die Genehmigung gewartet, ihre Häuser wieder aufbauen zu dürfen. Der Plan war, dass in diesen Genehmigungen Vorgaben und Richtlinien enthalten sind, die besagen, wie ein Haus aufzubauen ist, damit es erdbebensicherer ist. Aber das hat sich endlos hingezogen.“
Seyfarth war im Oktober dort. Kurz nach ihrer Reise haben sich ein paar Ordensfrauen ein Herz gefasst und einfach mal angefangen zu bauen, damit die Menschen im nächsten Winter nicht mehr frieren müssen.
Die missio-Redakteurin erzählt aber auch von einem Architekten, der die traditionelle Newari-Bauweise beherrscht.
„Diese traditionelle Bauweise ist aus einfachen Materialien: Holz, Lehm und Ziegel. Allerdings werden die Wände und Holzbalken nach einem sehr ausgeklügelten System miteinander verbunden. Es gibt Schnitzereien und Verzierungen und sieht sehr schön aus.“
Durch diese Bauweise sind die Häuser in sich beweglich und halten den Erdstößen besser stand, als reine Ziegelhäuser.
Das Beben im November letzten Jahres war nicht annähernd so verheerend, wie das von 2015. Doch auch bei diesem Beben verloren mehr als 150 Menschen ihr Leben. Und Experten sind sich einig: es wird nicht die letzte Katastrophe gewesen sein. Die Erdplatten, die sich aneinander reiben, haben schon wieder eine enorme Spannung aufgebaut, so dass ein sehr großes Beben erwartet wird. Aber niemand weiß, ob es morgen oder in hundert Jahren kommen wird.
Die Menschen in Nepal müssen immer mit dieser Gefahr leben. Und sie geben nicht auf. Antje Pöhner, die 2022 in Nepal war, erzählt von einem Wasserprojekt, dass mithilfe von missio und einem Frauenorden vor Ort dafür sorgt, dass ein kleines Dorf jetzt wieder fließendes Wasser hat. Und von einer Ziegelmaschine, mit der Baumaterial selbst hergestellt werden kann.
Das Beben vom November letzten Jahres hat dieses Projekt nicht betroffen. Denn das Epizentrum war diesmal an einer ganz anderen Stelle.