Die gefährliche Sucht nach Sportwetten
Gerade junge Menschen sind gefährdet. Beim Staat genießt der Profit indes Vorrang vor dem Schutz der Spieler.
2024 ist ein Festjahr für Sportliebhaber: Fussball-EM, Olympische Spiele, Paralympics und jetzt auch wieder Fußball-Bundesliga und American Football. Doch auch Wettanbieter profitieren von jedem Sportevent. Fernsehspots, Bandenwerbung, die Quoten immer im Blick auch auf den wichtigen Nachrichtenplattformen in Deutschland.
Wettanbieter fahren Milliardengewinne ein
Was viele nicht wissen: Sportwetten sind eine Form des Glücksspiels. Mehr als 30 Prozent der Deutschen spielen gelegentlich oder regelmäßig. Die Summen, die dabei als Einsatz auf dem Tisch landen, sind gewaltig: Für 2022 dokumentierte der aktuelle Glücksspielatlas über 44 Milliarden Euro. Davon profitieren vor allem die Wettanbieter. Ihre Einnahmen speisen sich aus den Verlusten der Spieler. Aber auch der Staat verdient kräftig mit. Einerseits über Steuern, andererseits über die staatlichen Glücksspielangebote. Die Bundesländer betreiben zum Beispiel eigene Casinos und bieten auch Sportwetten an. Bis 2008 hatten der Staat beziehungsweise die Länder sogar das Monopol auf Sportwetten. Danach wurden auch kommerziellen Anbietern staatliche Lizenzen erteilt. Zunächst waren diese noch limitiert, parallel florierte der unregulierte Schwarzmarkt.
Millionen Deutsche zeigen problematisches Glücksspielverhalten
Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag von 2021 erfolgte eine weitestgehende Liberalisierung von Sportwetten. Seitdem wächst der Markt kontinuierlich. Im letzten Jahr stiegen die Bruttospielerträge – also die Verluste von Spielern – um mehr als 20 Prozent. Zu den lukrativsten Kunden von Glücksspielanbietern zählen Spielsüchtige. Aktuelle Daten zeigen, dass aktuell rund 1,3 Millionen Deutsche von einer Glücksspielstörung betroffen sind. Weitere 3,3 Millionen Menschen zeigen ein riskantes Glücksspielverhalten mit ersten Anzeichen für eine Sucht.
Sportwettenanbieter dürfen mehr werben als Casinos
Sportwetten sind also nicht nur ein Riesengeschäft, sondern für viele Menschen auch ein echtes Problem. In "Total Sozial" erklärt der Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern, Konrad Landgraf, warum gerade junge Männer mit Migrationshintergrund besonders gefährdet sind. Zudem übt er Kritik am staatlichen Umgang mit dem Glücksspiel. Einerseits sei gerade das Geschäft mit Sportwetten in den letzten Jahren immer weiter liberalisiert worden, zugleich müssten sich Wettanbieter aber nicht an die Werbebedingungen halten, die beispielsweise für Casinos gelten. Das müsse sich in Zukunft ändern, fordert Landgraf, wenn man vermeiden wolle, dass immer mehr junge Menschen eine gefährliche Sucht nach Sportwetten entwickelten.
Sozialverbände helfen Betroffenen
Hilfe bekommen Süchtige unter anderem bei der Caritas. In „Total Sozial“ erzählt ein Betroffener, wie die Glücksspielsucht seine Beziehung zerstört hat. Aber er zeigt sich auch optimistisch, dass er mit Hilfe der Caritas Suchtberatung die Spielsucht besiegen kann.
Befürchten Sie, selbst an einer Glücksspielsucht zu leiden oder sorgen Sie sich um einen Angehörigen? - Hilfe gibt es bei der Suchtberatung der Caritas.