Bodentiefe Fenster

Roman. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015
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Buchprofile - Rezension
Sandra will es besser machen als ihre 68er-Mutter mit ihrer Reformpädagogik - und verheddert sich doch in ihrem alltäglichen Familienmanagement.
Sandra lebt mit ihrem Mann Hendrik und zwei Kindern in einem generationenübergreifenden, genossenschaftlich verwalteten Hausprojekt im Prenzlauer Berg in Berlin. Ihre frühe Kindheit hat die Icherzählerin in einem Kinderladen verbracht, den ihre Mutter zusammen mit ihren Freundinnen betrieben hat. Misstrauisch beäugt sie jetzt in ihrem Bekanntenkreis die anderen Frauen mit ihren jeweiligen Familienkonzepten, mit oder ohne Kinder. Mit viel Witz beschreibt sie zum Beispiel Isa, eine wortgewandte theoretische Feministin, die in ihrer eigenen Beziehung kläglich versagt, oder ihre Schwester Wibke, die ihren Mann an ein lesbisches Paar mit Kinderwunsch ausleiht. Und sie erkennt die Verlogenheit ihres alternativen Wohnprojekts, wo die Nachbarn missgünstig durch ihre "bodentiefen Fenster" spähen und sich in einem Wettkampf des Vergleichens aufreiben. - Sandras zynischer innerer Monolog lässt sich flott lesen, doch mehr und mehr verwandelt sie sich in eine übersensible Heulsuse. Was als ironischer Diskurs über den neuen Feminismus begann, driftet ab in eine Befindlichkeitsstörung der Protagonistin - was verständlich ist, scheint sie doch ihren selbst gesteckten Ansprüchen nicht mehr zu genügen. - Für LeserInnen, die sich mit den Idealen des linksliberalen Bürgertums auseinandersetzen wollen. Die Covergestaltung des Buches wird nicht zu einer gesteigerten Ausleihzahl beitragen. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015)
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Artikelbeschreibung


Von den 68er-Müttern im Aufbruch hat eine Töchtergeneration den Auftrag erhalten, die Welt zu verbessern - das Waldsterben und die Aufrüstung zu stoppen, ein Zimmer für sich allein zu haben, gemeinsam stark zu sein -, und diesen Auftrag kann Sandra nicht vergessen.Mit vierzig Jahren und als Mutter zweier Kinder ist aus ihr eine Art Kassandra vom Prenzlauer Berg geworden.Sie sieht, dass die Ideale der Elterngeneration im Alltag verloren gehen, auf dem Spielplatz versanden, im Plenum der Hausgemeinschaft ad absurdum geführt werden. Alles auszusprechen, ist offenbar keine Lösung, weggehen kann sie jedoch auch nicht, außerdem genießt sie ihre Privi legien. Sie feiert die Kindergeburtstage wie früher, wie Pippi Langstrumpf, doch der Kern der Utopie ist nicht mehr da. Und die bodentiefen Fenster machen den Alltag allzu durchsichtig. Am Ende von Anke Stellings Roman, der in schöner Sprache Bitterböses erzählt, geht es ins Müttergenesungswerk: 'Damit Mama wieder lacht.' Bodentiefe Fenster
- bodenlose Gegenwart.

Personeninformation


Anke Stelling, 1971 in Ulm geboren, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.2004 wurde ihr gemeinsam mit Robby Dannenberg verfasster Roman 'Gisela' und die Erzählung 'Glückliche Fügung' verfilmt. Weitere Veröffentlichungen: 'Nimm mich mit' (2002, gemeinsam mit Robby Dannenberg), 'Glückliche Fügung' (2004) und 'Horchen' (2010).
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