Der Hipster von der traurigen Gestalt

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Buchprofile - Rezension
Ein moderner Don Quijote aus der Stadt versucht, im ländlichen Spanien die Moderne einzuführen.
Spanien, irgendwo im Nirgendwo der ostspanischen Region Aragón. Enrique ist ein waschechter Hipster aus der Stadt - gebildet, aufgeklärt und vom Sendungsbewusstsein erfüllt, woke und korrekt zu sein. Aber er wurde von seiner Freundin verlassen und von der linken Splittergruppe, zu der er gehörte, als Dissident ausgestoßen. Erfüllt von allen Klischees, die man vom Landleben haben kann, zieht er zu Onkel und Tante im kleinen Dorf La Cañada. Anhand der Aufzeichnungen Enriques, denen die anderer Leute konterkarikierend gegenüberstehen, folgen wir Enrique in die Provinz und mitten hinein in ein gnadenloses Aufeinandertreffen zwischen den realistischen Bauern und dem Idealismus Enriques. Egal, ob dieser Yoga treibt, sich an biologischem Gartenbau versucht oder Kurse über neue Männlichkeit gibt - das Leben im Dorf geht weiter, während Enrique in seinen Aufzeichnungen immer neue Volten schlägt, um sich das alles wieder korrekt schönzuschreiben. Doch die Dorfgemeinschaft, auch wenn sie Enrique eigentlich ablehnt, hat ihre eigene integrative Kraft. So gelingt es Enrique sogar, zum Bürgermeister gewählt zu werden. Nun mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert, wandelt sich Enrique vom Idealisten zum erfolgreichen Realpolitiker. Nur noch seine Sprache bleibt "woke", er selbst ist längst Teil jener Dorfkultur geworden, die er verändern wollte. - Gascón entspannt in seinem relativ kurzen Roman ein verrücktes Schelmenpanorama, bei dem ihm wahrscheinlich Politiker der linken Partei Podemos vor Augen standen, die sich mit der Übernahme von Regierungsverantwortung tatsächlich zumeist von Idealisten zu Realpolitkern gewandelt haben; insofern ist schade, dass man in der Übersetzung gänzlich auf ein Nachwort zur besseren Einordnung für deutsche Leser/innen verzichtet hat. Alles in allem macht Gascóns Roman aber trotz mancher Durchhänger sehr viel Spaß, insbesondere in der zweiten Hälfte, wenn die Erzählung immer wilder und letztlich fantastischer wird. Empfohlen.
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Artikelbeschreibung


Die abenteuerliche Geschichte eines modernen Don Quijote, der voller Zuversicht und Tatendrang die Mission verfolgt, Nachhaltigkeit, Identitätspolitik und Wokeness in die Provinz zu tragen. Eine scharfsinnige Satire auf die Debatten unserer Zeit. Enrique zieht zu seiner Tante nach La Cañada, einem Dorf im Osten von Spanien, um dem Stadtleben zu entfliehen, einen Gemeinschaftsgarten anzulegen und seine Ex-Freundin zu vergessen. Morgens macht er Yoga im Hof, im Dorfladen sucht er vergebens nach Quinoa und auf den höchsten Punkten der Umgebung nach Handyempfang. Auch wenn sich zu seinem Workshop zum Thema Neue Männlichkeit vorerst nur seine Tante und vier weitere Frauen einfinden und die Drohne, die seine Amazon-Bestellung liefert, eine Scheune in Brand setzt - Enrique kämpft tapfer dafür, die Landbevölkerung in der Moderne zu verorten, und wird schließlich sogar zum Bürgermeister gewählt. Als jedoch ein Filmdreh über den Spanischen Bürgerkrieg die Mitglieder einer rechten Partei auf
den Plan ruft, weil sie denken, es sei die anarchistische Revolution ausgebrochen, und ein amerikanischer Sänger der kulturellen Aneignung beschuldigt wird, weil er in der traditionellen Tracht von La Cañada auftritt, wird Enriques Idealismus auf eine harte Probe gestellt.

Personeninformation


Daniel Gascón wurde 1981 in Saragossa geboren und studierte an der dortigen Universität Anglistik und Hispanistik. Er hat unter anderem zwei Bände mit Erzählungen veröffentlicht und ist als Drehbuchautor, Übersetzer und Herausgeber tätig. Zudem schreibt er für El País und leitet die spanische Ausgabe der mexikanischen Kulturzeitschrift Letras libres.

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