Artikelbeschreibung
"Der Uterus ist groß wie eine Faust" ist der zweite Band der brasilianischen Dichterin Angélica Freitas und hat sie
endgültig zu einer der wichtigsten Dichterinnen Brasiliens gemacht. Für den Band erhielt sie den Prêmio APCA de
poesia und war Finalistin beim Prêmio Portugal Telecom. Nahm sie sich in ihrem ersten Band "Rilke Shake" den poetischen
Kanon vor, so dekonstruiert sie nun das Konzept "Frau". "Die Frau ist eine Konstruktion", schreibt sie, "die Frau muss im Grunde/ein Wohnkomplex sein/alles ist gleich/alles gleich verputzt/nur jeweils anders gestrichen."
Und dann dekliniert sie mit viel Verspieltheit alle Eigenschaften, die "Frau" im Laufe der Jahrhunderte zugeordnet
wurden, (schmutzig, hässlich, gut, dick, hübsch, sauber); Haltungen und Positionen, die sie in der Gesellschaft annehmen
kann (Frau mit Besitz, respektable Frau, Frau auf Diät usw.); oder lässt Google herausfinden, was "Frau" ist.
Im titelgebenden Langgedicht "der Uterus ist groß wie e
ine Faust" beschäftigt sie sich mit dem Uterus von Frida Kahlo,
Alejandra Pizarnik oder Hillary Clinton, gibt Pflegeanleitungen und stellt den ersten und einzigen Wanderuterus vor,
"der frei im Schengenraum zirkulieren darf."
Nie werden ihre Texte moralisch oder erheben den Zeigefinger, nie wird "Frau" zum Opfer, nein, Freitas' Methode ist
die Groteske, der Surrealismus, die Ironie, der abgründige Humor.
Personeninformation
Freitas, Angélica
Angélica Freitas ( Pelotas, Brasilien) veröffentlichte 2007 ihren ersten Gedichtband Rilke Shake, der sogleich große Aufmerksamkeit erregte und die literarische Szene Brasiliens
polarisierte (dt. von Odile Kennel 2011 bei luxbooks erschienen; 2019 unter dem Titel Rilke Shake Remix! als chapbook von der Übersetzerin neu herausgebracht). Um útero é do
tamanho de um punho (2012) spaltet ebenfalls langfristig die Gemüter. Zusammen mit dem Illustrator Odyr Bernardi entstand die Graphic Novel Guadalupe (2012). Seit 2017
produziert Angélica Freitas mit ihrer Lebensgefährtin Juliana Perdigão eine Reihe komischer und poetischer Performances über Frauen, Meerjungfrauen, Kinder und sonstige fliegende Dinge. 2020/2021 ist sie Stipendiatin des DAAD Künstlerinnenprogramms.
Kennel, Odile
Odile Kennel, lebt in Berlin als Lyrikerin, Romanautorin, Lyrikübersetzerin. Sie übersetzte u.a. die brasilianischen Dichter·innen Angélica Freitas, Ricardo Domeneck, Érica
Zíngano. 2019 erschien ihr Gedichtband Hors Texte beim Berliner Verlagshaus, 2013 oder wie heißt diese interplanetare Luft bei dtv. Sie veröffentlichte zwei Romane, Was Ida sagt
(dtv 2011) und Mit Blick auf See (dtv 2017), mit dem sie für den Alfred-Döblin-Preis nominiert war.
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