Artikelbeschreibung
Es waren nicht in erster Linie Politiker, sondern Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle des ehemaligen Jugoslawien, die jene Gräben schufen, in denen in den 90er Jahren schliesslich gekämpft wurde. Hinter der blutigen Fassade der jugoslawischen Aufteilungskriege (1991-1999) steckt eine Szenerie der "kreativen Barbarei", in der Freischärler und Paramilitärs bis hin zu Schriftstellern und Universitätsprofessoren einmütig im Namen ihrer Hochkultur den Konflikt intellektuell schüren und ihn symbolisch weiterführen.
Mit Blick auf Begründungslogiken und Ästhetiken des symbolischen Kampfes schildert die Arbeit, wie in dem kriegerischen Zerfallsprozess kulturelle Begründungsmuster zutage treten, die in der Verfasstheit des westlichen "Banalnationalismus" (M. Billig) andernorts längst zu Alltagsparadigmen erstarrt sind. Das Buch liefert einen Beitrag zu neueren Nationalismusdebatten aus kunst- und kulturtheoretischer Sicht, welche die "imaginierten Gemeinschaften" (B. Anderson) g
anz nach ihrem spezifischen Imaginierungsgehalt untersucht.
Worum geht es? Es geht um die Rückkehr von Mythen und Bilderglauben, von kultureller Zeitmalerei und emotionaler Historiografie, von para-religiösen Durchhalteparolen und symbolischen Handlungen zur Begründung politischer Ansprüche. Kurzum: Es geht um die Rückkehr der Kunst in die Politik.
Um eine nationale Gemeinschaft zu imaginieren, benötigt man Imagination. Aber woher kommt diese Imagination, wer bringt sie auf, und wie ist sie strukturiert? Die "Kunst des Nationalismus" antwortet auf diese Fragen, indem sie phänomenologisch die Narrative und Bilder analysiert, welche die nationalistischen Ideologien während der postjugoslawischen Kriege der 90er Jahre ausmachten.Der Kultursektor war schon immer eine wichtige Quelle für politische Rechtfertigungen, da er die Rhetoriken der Identität maßgeblich zu bestimmen half (als nationale, religiöse oder kulturelle Zugehörigkeit). Im ehemaligen Jugoslawien nutzten vor allem Kulturschaffende ihre kommunikativen Fähigkeiten um neue politische Mythen als symbolische Ergänzungen des Kriegstreibens ins Feld zu führen. Das Buch legt mit seiner Analyse die Tiefenstrukturen dieser Identitätsdiskurse frei und verortet sie als prototypisch europäische Hirngespinste in einen übergeordneten anthropologisch-philosophischen Rahmen.Die "Ku
nst des Nationalismus" ist eines der wenigen Bücher über die jugoslawischen Kriege, das die Kulturproduktion nicht nur als "Illustration" der Politik versteht, sondern als deren inhärentes Prinzip
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