Artikelbeschreibung
Dass Schreiben wie Gehen ist, ist ein von notorisch Unermüdlichen überlaufener geistiger Trampelpfad. Ausgehend von der lapidaren Frage "Was geht?" adressiert Ann Cotten drei Randbereiche zeitgenössischer Poetik, die einander in der Suche nach kitschfreien Beweggründen ästhetischer Produktion begegnen.
Das Motiv des Gehens wird zuerst als Motiv ernst genommen: Ann Cottens erste Vorlesung "Fortbewegungsarten wie übertriebene Theorien" betrachtet die Metapher kritisch, von den Funny Walks bei Monty Python über die Lyrik bis zu den Prärien der Prosa.
Die zweite Vorlesung greift die kolloquiale Zweitbedeutung des Titels auf und refl ektiert - angesichts der fortschreitenden Digitalisierung unserer Lebenswelt - die Möglichkeiten der Literatur und die Grenzen der Grammatik. Sie leuchtet dorthin, wo man grammatikalisch korrekt gar nicht hinkommt.
In der dritten Vorlesung "Tintenkilometer. Motorik und Denken" nimmt Ann Cotten ihr Studium der japanischen Schrift als plakatives Bei
spiel, um das Schreiben als Üben zu erwägen, im Hegel'schen Sinn von Kunst als Übung fürs Leben, und verfolgt doch wieder die idiotischen Korrespondenzen von Gehen und Schreiben.
Personeninformation
Ann Cotten, geb. 1982 in Iowa, wuchs in Wien auf und studierte Germanistik, ihr Studium schloss sie mit der Arbeit "Nach der Welt. Die Listen der Konkreten Poesie und ihre Folgen" (Wien 2008) ab, seit 2006 lebt sie in Berlin und Wien. Für ihre Lyrik und Prosa wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. Adelbert-von-Chamisso-Preis (2014), Klopstock-Preis (2015), Hugo-Ball-Preis (2017). Zuletzt erschienen der Erzählband "Der schaudernde Fächer" (2013), das Versepos "Verbannt" mit Illustrationen der Autorin (Berlin 2016), "Jikiketsugaki.Tsurezuregusa" (Ostheim/Rhön 2017) und "Fast dumm" (Fürth 2017).
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