Die Geschichte des Sankt Michaelsbundes (kurz: Michaelsbund)
Am 15. Juli 1901 gründete der Eichstätter Generalvikar Dr. Georg Triller (1855-1926) den "Katholischen Preßverein für Bayern e.V." Es war sein seelsorgerliches Anliegen, gute Bücher und Zeitungen in der Bevölkerung zu verbreiten, was im Aufbau von Volksbüchereien, Lesehallen und in der Durchführung vielfältiger Bildungsveranstaltungen seinen Niederschlag fand.

"Katholiken, Männer und Frauen, werdet Mitglieder des Katholischen Preßvereins (e.V.) Volksbildungsverband!" Mit diesem Aufruf warb der Vorgängerverein des Michaelsbundes auf Flugblättern um persönliche Mitglieder, die die Arbeit des Verbandes durch ihre Mitgliedsbeiträge ermöglichten und unterstützten. Mit jährlich 2 Mark Mindestbeitrag oder einer "lebenslänglichen Mitgliedschaft" für mindestens 100 Mark konnte jeder und jede seinen Beitritt als Mitglied zu den rasch wachsenden Ortsvereinen erklären. Der Preßverein wuchs rasch und entwickelte sich zum damals wichtigsten bayerischen Volksbildungsverein.


120 Jahre Sankt Michaelsbund

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Vorläufer des Michaelsbundes
Schon im Jahr 1614 gründete der Jesuit Emeran Welser in München eine Stiftung, die an "Kauf- und Handwerksleute, Meister, Gesellen und Dienstboten" religiöse Bücher verteilte. "Das guldene Almusen des hl. Johann Baptist", so hieß die Stiftung, bestand bis zum Jahre 1783. Im 19. Jahrhundert war dann der "Katholische Bücherverein für Bayern" tätig, der ähnliche Zielsetzungen verfolgte und die Bevölkerung mit frommer Lektüre versorgte. Der von Ludwig I. durch königliches Dekret genehmigte Verein löste sich am 01.04.1912 auf.

Diese Auflösung erfolgte wahrscheinlich, weil 1901 der "Katholische Preßverein für Bayern" gegründet worden war und sich seither mit großem Erfolg weiterentwickelt hatte. Hauptzweck des Preßvereins war es, katholische Zeitungen und Zeitschriften zu fördern und in Lesezirkeln zu verbreiten sowie öffentliche Lesehallen einzurichten.
Tageszeitungen, Volksbildung, Büchereien

Ein damals weit verbreiteter Slogan des Preßvereins hieß: "Für jedes katholische Haus eine katholische Tageszeitung". Die Beteiligung an zahlreichen Zeitungsverlagen und der Ankauf von regionalen Tageszeitungen machte den Preßverein in den Augen zeitgenössischer Kritiker zu einem bewußt "politischen Verein". Der Verein selbst bestritt dies vehement. In einem Flugblatt heißt es dazu: "Der Preßverein ist kein politischer Verein. Er betrachtet die Politik lediglich vom Standpunkte der Religion, der Sittlichkeit, der allgemeinen Bildung und Weltanschauung... Seine Devise heißt: Hebung der Volksbildung auf christlicher Grundlage durch Schrift und Wort."

Im Juli 1910 übernahm der Ortsverein München das von den Münchner Stadtpfarrern gegründete, am 05.01.1908 erstmals erschienene "Wochenblatt für die Katholischen Pfarrgemeinden Münchens". Mit Zustimmung von Michael Kardinal Faulhaber trug dieses Wochenblatt ab der ersten Nummer des Jahres 1919 den Titel "Münchner Katholische Kirchenzeitung" und ist damit Vorläufer des heutigen Bistumsblattes, der "Münchner Kirchenzeitung".

Vor dem Ersten Weltkrieg und dann in den 1920er Jahren wurden zahlreiche Ortsvereine gegründet, die sich auch für die Verbreitung katholischer Literatur einsetzten und Volksbibliotheken errichteten. Der Michaelsbund als Nachfolgeverband des katholischen Preßvereins darf sich daher zu Recht als "ältester bayerischer Büchereiverband" bezeichnen.

Zu Hochzeiten war der Preßverein an 12 bayerischen Verlagen mit 22 Zeitungen finanziell mehr oder weniger hoch beteiligt. 7 Anwesen und Druckereien mit 9 Zeitungen waren sein Alleineigentum. Dem Preßverein Stadt München gehörten die Zeitungen "Bayerischer Kurier", "Neues Münchener Tagblatt" und "Münchener Katholische Kirchenzeitung" mit 4 Nebenausgaben, dazu die Zeitungen und Druckereien in Landau an der Isar, Pfaffenhofen an der Ilm und Traunstein (mit Kopfblatt in Freilassing).

Ähnlich großen Erfolg wie die Zeitungspolitik hatte auch das volksbildnerische Engagement des Preßvereins. Im Jahr 1930 registrierte der Verein mehr als 1.000 Büchereien mit über 840.000 Bänden und mehr als 1,3 Mio. Ausleihen. In der Statistik des Jahres 1931 verwies der Preßverein stolz auf insgesamt 2.045 Veranstaltungen, darunter 578 Lichtbildervorträge und 68 Theateraufführungen, Konzerte und Oratorien.

"Alle Einrichtungen des Preßvereins sind für die Allgemeinheit, nicht bloß für die Mitglieder da." Diesen Grundsatz hatte schon der Gründer des Preßvereins, der Eichstätter Generalvikar Dr. Georg Triller, formuliert. Entsprechend wandte sich der Verband mit seinen Aktivitäten "an die gesamte Bevölkerung, ohne Unterschied der Konfession und der Parteistellung ".

Die dunkle Zeit
Das Reichskulturkammergesetz vom 22.09.1933 stoppte diese Entwicklung und wirkte sich einschneidend auf die Arbeit der katholischen öffentlichen Volksbüchereien des Verbandes aus. Nun wurde von ihnen eine Buchbestandsmeldung an die zuständigen Staatlichen Büchereistellen gefordert; außerdem verloren sie ihren Öffentlichkeitscharakter und durften fortan nur noch an Vereinsmitglieder ausleihen.

1934 mußte der Verein unter dem Druck des Regimes alle Zeitungen bis auf die "Münchener Katholische Kirchenzeitung" aus politischen Gründen abgeben. Im gleichen Jahr erfolgte die Umbenennung des Preßvereins in den "Sankt Michaelsbund zur Pflege des katholischen Schrifttums in Bayern".

1935 wurde den Bibliotheken des Michaelsbundes der Gebrauch des Titels "Volksbücherei" untersagt; statt dessen mußten sie sich "Katholische Pfarrbüchereien" nennen. Weitere Schikanen wie die staatlich verfügte Plünderung des Buchbestandes und die polizeiliche Schließung von Ausleihstellen, aber auch Einkaufserschwernisse und zusätzliche steuerliche Belastungen bedrohten akut den Fortbestand des Michaelsbundes.
Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

In der Bombennacht vom 24. zum 25. April 1944 wurde die Münchner Zentrale des Michaelsbundes völlig zerstört. Trotzdem erschien das Bistumsblatt bereits wieder am 16. September 1945. Die bezahlte Auflage der "Münchener Katholischen Kirchenzeitung" erhöhte sich in den Folgejahren kontinuierlich bis auf 150.000 Exemplare im Jahr 1961.

Ab 1948 wurden die Nachrichten des Verbandes unter dem Titel "Der Bündler" herausgegeben; später nannten sie sich "Mitteilungsblatt für die katholischen öffentlichen Büchereien", ab 1986 "BÜCHEREI aktuell". Mit einem Relaunch der Mitgliederzeitschrift zu einem Magazin wurde im Jahr 2012 auch der Titel in "Treffpunkt Bücherei" geändert. Seit 1949 tragen die Buchempfehlungen des Michaelsbundes den Titel "Buchprofile". Seit 1974 wird die Besprechungszeitschrift für die Mitgliedsbüchereien gemeinsam vom Borromäusverein und vom Michaelsbund herausgegebenen.

Durch Vermittlung von Pater Rupert Mayer SJ, der ein großer Förderer des Katholischen Preßvereins und danach des Michaelsbundes war, erbte der Ortsverein München die Anwesen Herzogspitalstraße 13 und Herzog-Wilhelm-Straße 5. Auch diese Gebäude wurden bei den Luftangriffen 1944 fast völlig vernichtet und nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in den alten Grundrissen behelfsmäßig wiederaufgebaut. Anfang der 60er Jahre entstand an der Herzog-Wilhelm-Straße 5 ein Bürogebäude für die Geschäftsleitung des Verbandes und den gesamten Büchereibereich.

Neuorientierung in den 60er und 70er Jahren

Die 60er und 70er Jahre erwiesen sich als eine Zeit der grundlegenden Neuorientierung. Damals wurden die Ortsvereine des Michaelsbundes nach und nach aufgelöst und in den Landesverband Bayern e.V. überführt. Während der Landesverband die ideellen landesweiten Dienste übernahm, betätigte sich der Diözesanverband München und Freising e.V. mit seinen Medienengagegements schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der Erzdiözese. Er ist Träger des Bistumsblattes "Münchner Kirchenzeitung". Beide Verbände haben den gleichen geschäftsführenden Direktor und arbeiten eng vernetzt zusammen.

Während der 60er Jahre wurde die "Münchner Büchereizentrale" als Dienstleistungsunternehmen für die angeschlossenen Mitgliedsbüchereien des Landesverbandes aufgebaut und ständig weiterentwickelt. Sie unterhält in der Herzog-Wilhelm-Str. 5 eine Spezialbuchhandlung für Büchereien. In diesen Räumlichkeiten, die im Sommer 2014 neu eingerichtet wurden, können die Mitgliedsbüchereien ständig zwischen 4.000 und 5.000 neue Bücher und Medien in Augenschein nehmen, die auf den Medienempfehlungen des Michaelsbundes und damit auf der Besprechungsrabeit des Verbandes basieren. Hier leistet die Büchereizentrale neben dem Buchverkauf den wichtigen Service der Buchberatung sowie der Vermittlung der fachtechnischen Dienste (Buchbearbeitung).

Ebenfalls in den 60er Jahren überschritten die katholischen öffentlichen Büchereien ganz bewußt die bisher gezogenen konfessionellen Grenzen. Zunächst wurden in Bamberg, danach in Erding und in Rosenheim Vereinbarungen mit den Kommunen über die allgemeine Literaturversorgung der Bevölkerung geschlossen. Diese Kooperationsverträge sind mittlerweile zu einem Kennzeichen der bayerischen Büchereilandschaft geworden: über 600 Gemeinde- und Stadtbüchereien im Freistaat arbeiten in gemeinsamer Trägerschaft von Kommune und Pfarrei und unter der fachlichen Betreuung durch den Michaelsbund als Fachverband. Die Öffnung hin zu den Kommunen hat den Michaelsbund verändert und seine büchereipolitische Position gestärkt.

Im Jahr 1973 erhielt der Michaelsbund, Landesverband Bayern e.V. mit seiner neuen Satzung "die Bestätigung der bayerischen Bischöfe als institutionelle Zusammenfassung und Vertretung der Bildungsarbeit in katholischer Trägerschaft auf dem Gebiet des Büchereiwesens und der damit zusammenhängenden Medien". Ebenfalls noch in den 70er Jahren wurde die Landesfachstelle des Michaelsbundes gegründet, die seither das katholische Büchereiwesen in Bayern nach außen vertritt und gemeinsam mit den Diözesanstellen in den sieben bayerischen (Erz-)Diözesen die Mitgliedseinrichtungen bei sämtlichen bibliothekarischen Fachfragen berät. Ferner unterhält der Landesverband ein eigenes Lektorat, das für die Veröffentlichung der Besprechungszeitschrift "buchprofile" verantwortlich zeichnet.

Erfreulich hat sich die Zusammenarbeit zwischen dem Michaelsbund in München und dem Borromäusverein in Bonn weiterentwickelt, der die Katholischen Öffentlichen Büchereien außerhalb Bayerns fachlich betreut. Ungeachtet ihres je eigenen Selbstverständnisses stimmen sich beide Verbände vor bibliothekarischen Grundsatzentscheidungen ab. Gemeinschaftlich haben sie auch den Ausbildungsgang zum "Kirchlichen Büchereiassistenten" (KiBüAss) entwickelt, außerdem die Unterrichtseinheiten der sogenannten "Basis-12-Kurse" als Einführung für Ehrenamtliche in die bibliothekarische Arbeit.

Vom Bücherhaus zum digitalen Medienhaus

Bereits Ende der 80er Jahre wurde aus dem kirchlichen Bücherhaus ein katholisches Medienhaus: 1988 erfolgte die Gründung der Münchner Katholischen Radioredaktion, die im Auftrag der Bayerischen Bischofskonferenz und der Erzdiözese München und Freising private Radiosender in Bayern mit Beiträgen aus Kirche und Religion beliefert. Zu den Stationen, mit denen der Michaelsbund einen medienrechtlich anerkannten Vertrag als Spartenabieter hat, gehört auch der erfolgreichste bayerische Privatsender ANTENNE BAYERN.

Erweitert wurde das Angebot 2008 durch das Münchner Kirchenradio (MKR), das zunächst als Internetradio des Erzbistums München und Freising an den Start ging. Seit dem Frühjahr 2014 ist das Münchner Kirchenradio im Großraum München auch digital über DAB+ zu empfangen. Unter mk-online.de ist das Kirchenradio mit aktuellen Informationen und Hintergründen zu kirchlichen Ereignissen, Themen und Entwicklungen im Erzbistum München und Freising  und über seine Grenzen hinaus auch weiterhin als Live-Stream zu hören.

Seit 2001 unterhält das Medienhaus auch eine Fernsehredaktion. In Zusammenarbeit mit regionalen und landesweiten Fernsehsendern produziert und verbreitet das Münchner Kirchenfernsehen des Michaelsbundes kirchliche Beiträge, religiöse Magazine, Imagefilme und Fernsehspots.

Einmal pro Monat produziert die Fernsehredaktion eine 18-minütige Sendung für das Fensterprogramm von TV Bayern live (RTL). Mit fünf der sieben bayerischen Bistumsredaktionen, dem Evangelischen Presseverband in Bayern e.V. sowie den Hilfswerken missio, Kirche in Not und Renovabis gestaltet sie das bayernweite ökumenische Kirchenmagazin "Kirche in Bayern". Die Sendung wird wöchentlich auf 14 bayerischen Lokalsendern zu unterschiedlichen Zeiten ausgestrahlt. Darüber hinaus beliefert die Redaktion den Sender münchen.tv mit aktuellen Beiträgen aus Kultur und Kirche und ist als Berichterstatter bei aktuellen kirchlichen Ereignissen für "17:30 SAT.1 BAYERN" vor Ort. Außerdem produziert die Fernsehredaktion für Verbände und Organisationen Dokumentationen und Filme.

Die Online-Redaktion des Michaelsbundes ist in vielfältiger Weise Dienstleister im Erzbistum München und Freising. Sie pflegt die Multimedia-Rubrik der Bistumshomepage mit Text-, Video- und Audiobeiträgen. Ferner agieren die Mitarbeiter als Ansprechpartner und Supportstelle für alle Pfarreien, die das kostenlose Content Management System des Erzbistums verwenden.

Der Michaelsbund ist mit verschiedenen Dienstleistungsangeboten seines Bereichs Corporate Communications auch für katholische Einrichtungen, Verbände und Pfarreien im Erzbistum tätig. Für eigene Internet-Präsenzen gibt es maßgeschneiderte Angebote. Dazu gehören Beratung, Konzeption, Layout und Schulungen bis hin zur redaktionellen Betreuung und Weiterentwicklung der eigenen Internet-Auftritte. Außerdem bietet der katholische Michaelsbund Web- und Mailhosting für kirchliche Einrichtungen, Gemeinden und Einzelpersonen an.

Neben den neuen Medien pflegt der Verband auch das traditionelle Buchmedium. Mit der Buchhandlung Michaelsbund gibt es seit 2003 eine inzwischen gut etablierte Buchhandlung rund um das Leben mit Kindern in der Münchner Innenstadt. Im Sommer 2016 wurde der Onlineshop michaelsbund.de zuletzt gelauncht, der sich jetzt im so genannten "responsive design" auch auf allen mobilen Lesegeräten nutzerfreundlich präsentiert und das Recherchieren und Bestellen dadurch sowie durch eine verbesserte Navigation leichter macht.

Für ein lokales und religiöses Buchprogramm zu aktuellen Themen rund um Glaube, Leben und Kultur zeichnet der Verlag Sankt Michaelsbund verantwortlich, in dem namhafte Autoren publizieren. In unserem Buchverlag erscheint auch das Gotteslob für die Erzdiözese München und Freising mit verschiedenen Begleitpublikationen wie dem Orgelbuch (Diözesanteil) oder dem Münchner Kantorale.