Sankt Martin - immer noch modern?
Sankt Martin feiern traditionell, aber nach modernen pädagogischen Prinzipien – wie funktioniert Sankt Martin mit Kleinkindern
Sankt Martin ist ein besonderer Anlass in der Kita, der den Kindern erste Werte wie Teilen, Mitgefühl und Gemeinschaft vermittelt. Dazu gehört es klassisch die Legende des Heiligen zu lesen, Laternen zu basteln und damit Martinslieder singend durch die Dunkelheit zu laufen. Das Vorbild des Heiligen, als er seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte, ist eine einfache, aber kraftvolle Botschaft über Nächstenliebe, die schon den Kleinsten ans Herz gelegt werden kann.
In der Krippe, also für die jüngsten Kinder bis drei Jahre, ist die traditionelle Gestaltung des Sankt-Martins-Festes jedoch oft zu umfangreich. Das Basteln der Laterne bleibt aufgrund der eingeschränkten motorischen Fähigkeiten oft den Erzieherinnen vorbehalten. Und, da diese, nicht erst seit Zeiten des Personalmangels, nicht jedes Jahr zwölf Laternen selbst bekleben möchten, sondern sich lieber mir dem Kind beschäftigen sollten, müssen hier neue Wege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist der Einbezug der Eltern. Aber auch die Frage, ob überhaupt jedes Krippenkind eine eigene Laterne braucht, ist berechtigt. Pädagogin Annette Reisinger sagt, dass viele pädagogische Elemente in unseren Krippen, die größtenteils erst in den letzten 20 Jahren entstanden sind, einfach aus der Kindergartenpädagogik übernommen wurden. Konzepte und Traditionen seien den Krippen übergestülpt worden, die für Kinder unter drei Jahren keinen Sinn machen. So sei es auch mit der traditionellen Art Sankt Martin zu feiern.
Denn natürlich findet ein Umzug mit Laternen traditionell in der Dämmerung statt. Allerdings ist das die Zeit, in der das Kleinkind meist im Kinderwagen schon nach wenigen Minuten einschläft und dann ziehen Eltern, die neben Kinderwagenschieben noch mit Laterne halten beschäftigt sind, singend durch die Straßen.
Einen anderen Weg Sankt Martin mit Krippenkindern zu feiern, schlägt Autorin und Erzieherin Monika Lehner vor. Sie findet es durchaus sinnvoll auch schon Kinder unter drei Jahren an das Fest des Heiligen heranzuführen. Hier sieht sie das „Licht“ als zentrales Element an. Erstmal zündet sie eine Kerze im abgedunkelten Raum an „Ein lebendiges Kerzenlicht berührt die Kinder“, meint die Erzieherin. Natürlich wird dies gut beaufsichtigt. In dieser heimeligen Atmosphäre führt sie die Mädchen und Buben langsam an die Geschichte des Heiligen Martin heran. Aber in ganz einfacher abgespeckter Form. „Mit den Begriffen Schwert kann ein Kleinkind oft nicht nichts anfangen, aber die Situation des Helfens und des Teilens kann ein Kind auch in diesem Alter schon verstehen“, erklärt Lehner.
Beim Singen von einfach Liedern wie „Laterne, Laterne“ können die Kleinsten Freude erleben und das stärkt gleichzeitig die Gemeinschaft.
Durch diese angepasste Feier wird Sankt Martin schon für die jüngsten Kinder erlebbar, und sie können die Bedeutung des Heiligen verstehen und langsam in seiner Geschichte hineinwachsen.