Mut fördern – das ist wichtig dazu
Selbstbewusstsein und Resilienz gelten als Schlüsselkompetenzen im Leben. Selbstbewusstsein fördern, ist deshalb heute eines der entscheidendsten Erziehungsziele. Was aber ist Selbstbewusstsein genau und was unterscheidet es von Mut?
Selbstbewusstsein bezeichnet die Fähigkeit eines Kindes, ein positives Bild von sich selbst und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Potenziale zu haben. Mut ist die Fähigkeit trotz der eigenen Angst oder Unsicherheit etwas zu tun, was einem wichtig, richtig oder herausfordernd erscheint. Mutig kann es sein, das erste Mal allein bei der Freundin zu übernachten oder aber auch sich in der Kita zu Wort zu melden. „Es ist wichtig, einem Kind in einem sicheren Rahmen Räume zu schaffen, in denen es mutig sein kann“, erklärt die Sozialpädagogin Christina Zehetner. Erwachsene haben auch hier eine Vorbildfunktion. Helikopter oder Rasenmähereltern, die ihrem Kind nichts zutrauen und es nichts ausprobieren lassen, sind bei der Entwicklung von Mut und Selbstbewusstsein kontraproduktiv.
Eltern und Erzieher haben den großen Einfluss
Trotzdem wird jeder Familienteil und jeder ErzieherIn - geprägt durch das eigene Aufwachsen - mit dem Thema Mut ein bisschen anders umgehen. Dies sei aber wichtig und sinnvoll für die Entwicklung des Kindes, erklärt die Sozialpädagogin. Als klassische Beispielsituation beschreibt sie hier das Anschubsen auf der Schaukel. Der Papa schubst da vielleicht fast bis zum Überschlag an, die Erzieherin in der Krippe ist vorsichtiger und die Oma schubst nur ganz sachte an. Kinder lieben es oft wild, trotzdem werden sie sich schnell auf die Situation einstellen und gleichzeitig lernen sie auch sich durchzusetzen und beispielsweise die Oma mit „Höher“ anzufeuern. Auch das macht mutig.
Mutig zu sein, fördert das Selbstbewusstsein
„Es gibt Gefahren im Leben, die keine wirklichen Gefahren sind. Wenn einem in der Steinzeit der Säbelzahntiger begegnete, dann wurde im Hirn, schnell die Reaktion Flucht ausgelöst und das war gut“, meint Zehetner. Wenn ein Kindergartenkind allein beim Bäcker eine Breze kaufen soll, dann bestehe da zwar keine wirkliche Gefahr. Trotzdem löse die Situation bei vielen Kindern Angst aus und das Umkehren, die „Flucht“ liege nahe. Wenn es das Kind dann aber schafft, reinzugehen und die Breze zu bestellen, dann habe es Mut bewiesen und das steigere das Selbstwertgefühl. Hier gilt aber: die individuellen Voraussetzungen sind unterschiedlich, erzwingen kann oder sollte man Mut nicht.
Nur wer Ängste ernst nimmt, kann Selbstbewusstsein entwickeln
Wichtig ist es beim Thema Mut auch, die Grenze zu Übermut oder Leichtsinn zu erkennen. Denn natürlich ist ein gesundes Gefahrenbewusstsein genauso wichtig. Eine wichtige Entwicklungsphase, so die Pädagogin, sei auch die Angst vor irrealen Gestalten, wie Monstern unterm Bett. Dies sei völlig normal und auch nicht kleinzureden. Hier sei es sinnvoller, das „Spiel“ mitzumachen und beispielsweise zu sagen „Schau, wir denken uns einen Zauberspruch aus, damit die Monster verschwinden.“, als zu sagen: „So ein Quatsch. Monster gibt es nicht.“ Durch kleine Übungen und beispielsweise Rollenspiele könne man mit Kindern üben, mutig zu sein und sich Dinge zuzutrauen. Das fördere die Entwicklung eines guten Selbstbewusstseins. Und daran kann man übrigens nicht nur mit Kindern, sondern ein Leben lang arbeiten.