Persönlichkeitsentwicklung
15.09.2025

Sommererinnerungen aus dem Koffer: Wie Reisen uns verwandeln 

Koffer auspacken heißt auch, Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Zuhause entfalten sie sich neu: das Lachen in der Sommernacht, der Geschmack von Zitroneneis, die Erfrischung in den Bergen. Ein Impuls, Reiseerlebnisse bewusst auszupacken und ihnen Raum für Veränderung und Segen zu geben. 
    

Foto: © AnnaStills -stock.adobe.com

Vor wenigen Wochen stand ganz oben auf meiner To-do-Liste: Koffer packen! Denn vor mir lag die Urlaubszeit, und ich freute mich schon lange auf eine Sommerreise. Während ich hin und her flitzte und meine Sachen zusammentrug, murmelte ich alles vor mich hin, was mir einfiel zu packen und was ich nicht vergessen wollte: Badeanzug, Bücher, Trinkflasche, den blauen Rock, das grüne Kleid …  

Während ich all das vor mich hinmurmelte und die Liste eher länger als kürzer zu werden schien, erinnerte ich mich an ein Spiel aus meiner Kindheit: „Ich packe meinen Koffer“. Die erste Person nennt einen Gegenstand, den sie in ihren Koffer packt, die nächste Person nennt den Gegenstand der ersten Person und einen eigenen, die dritte Person nennt die beiden vorhergesagten Gegenstände und wieder einen eigenen, und so geht es immer weiter. Wer einen Fehler macht, muss ein Pfand abgeben, das man sich durch eine kleine Aufgabe am Ende wieder zurückholen kann. Es ist ein Merkspiel, das man zu mehreren spielt, im Fall meiner Urlaubspackerei spielte ich es mit mir allein – und irgendwann war es geschafft, der Koffer war gepackt, die Reise konnte beginnen.  

Koffer auspacken: Warum Reisen
mehr zurücklassen als Souvenirs 

Zwei Wochen später steht derselbe Koffer wieder an derselben Stelle in meinem Zuhause, und nun beginnt die umgekehrte Prozedur: Alles, was sich im Koffer befindet, muss wieder an seinen Platz geräumt werden: die Kleider in den Schrank, die Trinkflasche in die Küche – doch Moment! – was ist das?  

Zwischen dem blauen Rock und dem grünen Kleid schlüpft plötzlich eine Erinnerung hervor: Wie nach einem heißen Tag ein kühler Abendwind durch die Kleider fächelte und mich aufatmen ließ. Und wie ein freundlicher Wirt sein kleines Restaurant öffnete, um die ersten hungrigen Gäste zu begrüßen. Als ich nun die Trinkflasche in die Hand nehme – höre ich das Bächlein sprudeln, an dem ich die Flasche bei einer Bergwanderung auffüllen konnte. Das Gefühl der Erfrischung scheint mit mir zurückgereist zu sein, so wie auch die Stille einer kleinen Kirche, der Geschmack von Zitroneneis und das Lachen nachts auf dem Heimweg - nach und nach klettern all diese Erinnerungen aus meinem Koffer und machen es sich in meinem Zuhause gemütlich.
     

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Vom Urlaub ins Leben:
Achtsamkeit beim Auspacken des Koffers 

„Ich packe meinen Koffer aus, und ich finde darin …“ – auch das könnte ein Spiel sein, denke ich mir. Ein Spiel, das ich nicht nur allein spiele, sondern mit anderen, bei dem wir einander erzählen von unseren Sommererinnerungen und auch von dem, was wir damit verbinden: von Träumen, denen wir uns nahe gefühlt haben, oder auch von einer Hoffnung für diese Zeit, die sich nicht erfüllt hat. Von dem, was sich in uns verändert hat in diesem Sommer oder von Plänen, die wir gefasst haben. 

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Segen und Dankbarkeit 

Fehler können keine gemacht werden bei diesem Spiel, aber am Ende können wir uns den Segen zusprechen: Gottes Segen für Losgelassenes und für Neuanfänge. Für Menschen, die gut zu uns waren. Wir dürfen um Segen bitten für das, was aus diesem Sommer bleibt, und um Segen für uns, die wir da sind, hier und jetzt: „Sei gesegnet.“ 

Pastoralreferentin Cordula Klenk, Referentin für Pastoral bei den Maltesern in Bayern