Seelsorge lernen: Wie Ehrenamtliche Menschen begleiten und trösten
Ein spezieller Kurs bereitet Ehrenamtliche auf ihre Aufgabe in der Seelsorge vor: achtsam zuhören, schwierige Gefühle aushalten, Trost schenken. Das Beispiel aus dem oberbayerischen Rottenbuch zeigt, wie Laien wertvolle Begleiter werden.

Wenn von Seelsorge die Rede ist, denken viele zuerst an Priester oder hauptamtliche Theologen. Doch Seelsorge ist viel mehr: Sie bedeutet, da zu sein, zuzuhören, Trost zu spenden und Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Genau das lebt Angelika Rudolph aus dem Pfarrverband Rottenbuch im Landkreis Weilheim-Schongau.
Begegnung auf Augenhöhe – Seelsorge im Alltag
Einmal im Monat klopft sie an die Tür von Katharina Stöckel, einer 86-jährigen Frau aus der Gemeinde. Der Besuch tut der Seniorin richtig gut. „Ich freue mich, wenn jemand kommt“, sagt sie schlicht, „es beruhigt, wenn man da jemanden hat.“
Am Küchentisch in der Ecke, umgeben von Fotos von Kindern, Enkeln und Urenkeln, begegnen sich die beiden Frauen auf Augenhöhe. Beide sind Landwirtinnen. Auf dieser Basis können sie gut anknüpfen und sich austauschen. Darüber hinaus verbindet sie der Glaube, der sie trägt.
Gemeinsam den Glauben teilen
Auf der Tischdecke steht eine brennende Kerze. Neben Rudolph liegt eine Bibel. Sie hat einen Impuls vorbereitet, in dem es um Hoffnung und das Nicht-Aufgeben geht. Da sie Kommunionhelferin ist, kann sie Stöckel danach die Kommunion erteilen. Ein intimer Moment der Stille herrscht am Tisch.

Ausbildung zur ehrenamtlichen Seelsorgerin
Angelika Rudolph hat sich in einem Kurs zur ehrenamtlichen Seelsorgerin ausbilden lassen. Geleitet von der Theologin und systemischen Beraterin Barbara Huber-Bertl, lernen die Teilnehmenden dort, wie man Menschen achtsam begegnet und gute Gespräche führt. Am Beispiel des Frauenduos erklärt Huber-Bertl, was diese Art der Seelsorge auszeichnet: „Wir knüpfen mit unserer eigenen Lebensgeschichte an – das ist eine andere Perspektive als die von Priestern oder Theologen.“
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Werkzeuge für gelingende Gespräche
Für Rudolph war klar: Sie wollte schon länger in der Seelsorge mitwirken. „Ich kümmere mich einfach gerne um Menschen“, erzählt sie. „Aber ich wollte auch Werkzeuge haben, um noch besser auf andere zugehen zu können.“ Der Kurs hat ihr genau dieses Rüstzeug vermittelt. So lernen die Teilnehmenden auch, Gefühle gemeinsam auszuhalten. Auch wenn es um schlimme Erlebnisse geht, so Huber-Bertl: „Es geht über den Small Talk hinaus.“
Voraussetzungen: Interesse am Menschen
Voraussetzungen für den Kurs sind für die Leiterin „Interesse und Neugier am Menschen“. Man sollte Lust haben, sich mit sich selbst und der eigenen Lebensgeschichte zu beschäftigen. Der Mensch sei Werkzeug der Seelsorge: „Wir haben nichts anderes als uns, wenn wir in ein Gespräch gehen.“ Nach einem halben Jahr sind die Teilnehmenden bereit für den Einsatz – bereit, Menschen beizustehen, die jemanden zum Zuhören, zum Mitgehen und zum Trösten brauchen.
Ausbildungskurse für ehrenamtliche Mitarbeit in der Seelsorge gibt es an verschiedenen Orten. Fragen Sie am besten bei ihrer Pfarrei vor Ort nach.