Beziehung
18.09.2025

Mit Liebe gesegnet: Zwei Männer heiraten in ihrer Dorfkirche im Emsland

Für Sebastian und Frank war ihre Segensfeier mehr als nur eine Hochzeit – es war die Erfüllung eines tiefen Glaubenswunsches. Umgeben von Familie, Freunden und Nachbarn erlebten sie einen einzigartigen Moment.
    

 Sebastian und Frank waren das erste gleichgeschlechtliche Paar, das in ihrer Dorfkirche gesegnet wurde. Sebastian und Frank waren das erste gleichgeschlechtliche Paar, das in ihrer Dorfkirche gesegnet wurde. Foto: © privat

Sebastian (43) und Frank (46) Feldmann sind einfach nur glücklich. „Ich habe es mir immer erhofft, einmal vor dem Altar zu stehen“, sagt Sebastian. „Davon träumt doch jeder“, sagt Frank. Allerdings sind die beiden schwul. Und katholisch. Sie sitzen beim Video-Gespräch in ihrer Wohnung in Hebelermeer im Emsland, direkt an der holländischen Grenze. Sebastian ist hier aufgewachsen, das Paar hat eine Wohnung in seinem Elternhaus. „Unsere Eltern wollen nur, dass wir glücklich sind“, sagt Sebastian. Und Frank, ebenfalls Emsländer, sagt: „Meine Jungs – das sagt mein Vater immer zu uns.“ Seit vier Jahren sind die beiden zusammen, im August 2023 haben sie geheiratet– „auf Sylt, im Urlaub, nur für uns“, sagt Frank. „Es war ein toller Tag.“ Und doch fehlte den beiden etwas: Gottes Segen.

Ein schwules Paar bittet um den kirchlichen Segen

„Ich bin ganz katholisch aufgewachsen“, sagt Sebastian. „Meine Oma war Küsterin, ein paar Jahre hat meine Familie sogar mit dem damaligen Pfarrer zusammengewohnt. Ich kenne in der Kirche jede Ecke.“ Der Kontakt zur Gemeinde ist nie abgerissen und auch Frank fühlte sich gleich aufgenommen.

„Aber dass wir mal zusammen in der Kirche stehen, konnten wir uns nicht vorstellen.“ Ihr Pfarrer schon. „Irgendwann hat er uns angesprochen und gesagt: Wir dürfen doch jetzt. Wollt ihr nicht eure Ehe segnen lassen?“, erzählt Sebastian. Und wie sie wollten!
    

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Vom kleinen Fest zur großen Feier im Dorf

Mit Elan stürzten sie sich in die Vorbereitungen der Feier. „Frank hatte kaum Arbeit damit“, sagt Sebastian und meint damit nicht seinen Mann, sondern Frank Kribber, der die Feier geleitet hat: Priester, Gefängnisseelsorger „und ein Großcousin von mir“, sagt Frank Feldmann. Eigentlich, sagen die beiden, „sollte es ganz klein sein. Aber dann wollten so viele mitfeiern“: Familie, Freunde, Nachbarn, das halbe Dorf. „Die haben sich so sehr für uns gefreut“, sagt Sebastian. „Alle haben gesagt: Wie schön, dass wir das erleben dürfen!“ Frank ergänzt: „Auch die alten Leute haben uns in den Arm genommen und gratuliert.“


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Emotionale Segensfeier: Liebe und Kirche vereint

Und wie war die Feier? Beide strahlen: „Wunderschön!“ Frank sagt: „Dass wir Gottes Segen bekommen haben, das bedeutet mir sehr viel, da zehre ich von.“ Sebastian ergänzt: „Zusammen mit Frank in die Kirche hineinzugehen, das war unglaublich für mich. In dieser Kirche bin ich zur Erstkommunion gegangen und gefirmt worden, hier haben meine Eltern und Großeltern und Verwandte geheiratet. Und auf einmal stand ich hier mit meinem Mann.“ Das sei noch einmal eine andere Nummer gewesen als die standesamtliche Heirat auf Sylt: „Die Segensfeier war ein sehr bewegender, sehr emotionaler Moment. Gott im Nacken zu haben in allen Höhen und Tiefen, das hat mir unglaublich viel Kraft gegeben, das bestärkt mich jeden Tag.“

Ermutigung für andere gleichgeschlechtliche Paare

Dass sie das erste gleichgeschlechtliche Paar sind, dem in ihrer Dorfkirche der Segen Gottes zugesprochen wurde, finden sie nicht so wichtig. „Wir haben das nicht für andere gemacht oder für die Feier, sondern für uns aus unserem Glauben heraus“, sagt Frank. Davon erzählt haben sie trotzdem gern. Sebastian sagt: „Nicht nur, um unser Glück zu teilen, sondern auch um andere zu ermutigen, um Gottes Beistand und Segen für ihre gleichgeschlechtliche Ehe zu bitten. Das tut so gut.“

Susanne Haverkamp
Artikel von Susanne Haverkamp
Theologin und Journalistin
Sie ist ein Kind des Ruhrgebiets, inzwischen in der norddeutschen Tiefebene zu Hause, Mutter zweier ziemlich erwachsener Kinder und genauso gern in Bewegung wie mit einem Buch im Liegestuhl. Beruflich schätzt sie den Austausch mit Leserinnen und Lesern, die Glaube und Kirche kritisch, aber wohlwollend hinterfragen.