Artikelbeschreibung
Nie konnte Ruederer aus dem Windschatten seines Schriftstellerkollegen Ludwig Thoma treten zu Unrecht, wie die Wiederauflage eines seiner Hauptwerke zeigt.
Als eine Liebeserklärung an die Landeshauptstadt bezeichnete der Essayist Josef Hofmiller das 1907 für eine Stadtführerreihe geschriebene "München"-Buch Josef Ruederers. Doch die rigorose Kritik am spezlhaft verfilzten und überaus geschäftstüchtigen Isar-Establishment erweckt eher den Eindruck einer verzweifelten Kriegserklärung. Beißend polemisch und ohne Rücksicht auf jegliche Konventionen setzte Ruederer, zerrissen zwischen heftiger Abneigung und tiefer Verbundenheit, seiner Heimatstadt ein literarisches Denkmal eigener Prägung. Selbstverständlich nahm ihm die kulturell tonangebende Schicht Münchens seine Offenheit übel. Nie konnte Ruederer aus dem Windschatten seines Schriftstellerkollegen Ludwig Thoma treten zu Unrecht, wie die Wiederauflage eines seiner Hauptwerke zeigt.
Personeninformation
Walter Hettche, geb. 1957 in Offenbach am Main. Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität München. 1983 Staatsexamen. 1985 Promotion über Heinrich von Kleists Lyrik. Akademischer Oberrat am Institut für Deutsche Philologie der Universität München. Publikationen zur deutschen Literatur des 18. 20. Jahrhunderts (Gleim, Hölty, Goethe, Stifter, Storm, Fontane, Raabe, Liliencron, Britting, Eich u. a
Josef Ruederer (1861 - 1915) stammte aus dem Münchner Großbürgertum, widmete sich aber entgegen den Wünschen seines Vaters ganz der Schriftstellerei. Er gehörte zum Umkreis der Münchener Sezession, war 1901 Mitbegründer der "Elf Scharfrichter" und veröffentlichte seine Texte im "Simplicissimus" und der "Jugend".
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