Artikelbeschreibung
Nur sagte er öfters, daß er nichts Unfertiges herausgeben möchte; aber manchmal sagte er auch: später einmal werden sich Literarhistoriker an meinen Notizen den Kopf zerbrechen. (Martha Musil)
Band 4 der Robert-Musil-Gesamtausgabe bietet die zweite Fassung der Romanfortsetzung aus dem Nachlass, an der Musil von 1936 bis 1942 arbeitete, bis zu dem Moment, an dem ihm bei der Überarbeitung des Kapitels Atemzüge eines Sommertags am 15. April 1942 der Tod die Feder aus der Hand nahm. »[...] wie dieser Schlußband aussieht«, schreibt der Autor an einen Förderer in seinem allerletzten Brief: Er wird »aus einer Unzahl von Ideen, die uns beherrschen, weil wir keine von ihnen beherrschen, die Geschichte einer ungewöhnlichen Leidenschaft ableiten, deren schließlicher Zusammenbruch mit dem der Kultur übereinfällt, der anno 1914 bescheiden begonnen hat«. Der Mann ohne Eigenschaften ist ein Torso geblieben. Für den Herausgeber ergibt sich daraus die Aufgabe, das Unfertige aus dem Nachlass zu edieren. Und es gelingt ihm, wie keinem zuvor, dem Leser einen Weg durch das Dickicht der Entwürfe zu bahnen, ohne sich in den Einzelheiten von Musils Umschreibeorgien zu verlieren, und dabei die
Absichten des Autors, die aus den Notizbergen zu erkennen sind, in lesbarer Form abzubilden.
Personeninformation
Musil, Robert1880 in Klagenfurt geboren, studierte Maschinenbau in Brünn, später Psychologie und Philosophie in Berlin. Bibliothekar an der Technischen Hochschule Wien, im 1. Weltkrieg k.u.k. Offizier an der Südfront und Redakteur von Soldaten-Postillen. Als Beamter im Außen- und Heeresministerium und Theaterkritiker arbeitete er ab 1923 fast ausschließlich an seinem großen Romanprojekt. Ab 1939 lebte Musil in Genf, wo er 1942 verarmt starb.
Fanta, Waltergeboren 1958, Germanist und Historiker, Dozent am Robert-Musil-Institut der Universität Klagenfurt, ist Mitherausgeber der »Klagenfurter Ausgabe«, der digitalen kommentierten Edition sämtlicher Werke, Briefe und nachgelassener Schriften Robert Musils. Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt er sich mit der editorischen Erschließung von Musils Nachlassmanuskripten.
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