Joseph Süßkind Oppenheimer

Ein Justizmord
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Buchprofile - Rezension
Antijüdische Ressentiments führen zu einem eklatanten Justizmord.
"Es ist ein seltenes Ereignis, dass ein Jud für Christenschelme die Zeche zahle." Diese Bemerkung, von Herzog Carl Rudolph bei der Unterzeichnung des Todesurteils für Joseph Süßkind Oppenheimer beschreibt zutreffend die Situation, die sich in Stuttgart und im "Ländle" abspielte. Der Jude Oppenheimer war Hof- und Kriegsfaktor sowie Finanzrat des Herzogs Carl Alexander und wurde nach dessen plötzlichem Tod verhaftet und nach einem elfmonatigen Prozess hingerichtet. Gerichtsreporterin Raquel Erdtmann arbeitete sich durch bisher unbeachtetes Archivmaterial und konnte so die Geschichte dieses Scheinprozesses akribisch wieder aufrollen und damit ein eklatantes Beispiel tief verankerter antisemitischer Ressentiments ins öffentliche Bewusstsein rücken, die Person Joseph Süßkind Oppenheimers rehabilitieren und ihr historisch gerecht werden. Dieser Mann, 1698 in Heidelberg in einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren und aufgewachsen, verdiente seinen Lebensunterhalt - Juden war Landbesitz sowie die Mitgliedschaft in einer Handwerkszunft verboten - als Finanzmakler und Banker, v.a. bei unter ständigem Geldmangel leidenden Fürsten. So auch für Carl Alexander von Württemberg, der ihn zu seinem engen Vertrauten und Ratgeber in Wirtschafts- und Finanzfragen machte, was wiederum zu enormen politischen wie religiösen Spannungen, Neid und antijüdischen Umtrieben führte. (Fürst: katholisch im streng pietistischen Umfeld; Oppenheimer: Jude) Als er durch den plötzlichen Tod des Herzogs schutzlos geworden war, schlugen seine Gegner schonungslos zu: Oppenheimer wurde verhaftet, enteignet, verurteilt und hingerichtet. Die einzelnen Etappen dieses Prozesses arbeitet die Autorin genauestens heraus, beschreibt das Ineinandergreifen von Lügen, Vorverurteilung, Hass und Spott und macht die Nichtbeachtung schon damals vorhandener gerichtlicher Rechte, die Herabsetzung des jüdischen Glaubens samt penetranter Bekehrungsversuche deutlich. - Aufschlussreiche Geschichtsstunde!
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Artikelbeschreibung

Nur wenige Stunden nachdem der württembergische Regent Carl Alexander 1737 ganz plötzlich verstirbt, wird sein Geheimer Finanzrat Joseph Süßkind Oppenheimer verhaftet. Die Anklage: Landesverrat. Die Behörden haben Mühe, Belege für Vergehen zu finden, der Prozess zieht sich elf Monate in die Länge, endet aber unumstößlich mit dem Todesurteil. Schon zu Beginn des Prozesses ist die Versteigerung von Oppenheimers Hausrat in vollem Gange: Die besten Schmuckstücke sichert sich der Staat, die schönsten Kleider seiner Geliebten Luciana bringen die ehrbaren Stuttgarter Damen an sich. Aus dem stolzen, selbstbewussten Mann, der an ein rechtsstaatliches Verfahren glaubt, wird in der Haft zunehmend ein Getriebener, der verzweifelt um sein Leben kämpft.Raquel Erdtmann hat für ihre historische Spurensuche acht Meter Archivbestand akribisch durchgesehen und nimmt uns mit in die deutsch-jüdische Vergangenheit. Sie erzählt die Geschichte des Schauprozesses um Joseph Süßkind Oppenheimer so spannend und berührend, dass einem der Atem stockt. Sie erzählt aber auch, wer der Mensch Joseph Oppenheimer war, bevor er zur literarischen Figur bei Lion Feuchtwanger und zum propagandistischen Feindbild der Nazis wurde. Und wie nebenbei leuchtet sie kenntnisreich das Leben der deutschen Jüdinnen und Juden im 18. Jahrhundert aus.
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