Artikelbeschreibung
Im Zuge der kunsthistorischen Bearbeitung der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München - bei der bereits von der Autorin alle italienischen Handschriften beschrieben und einem chronologischen und geographischen Muster unterworfen wurden - werden nun die französischen Handschriften mit Buchschmuck systematisch erfasst. Dabei beinhaltet der erste Teil mit Text- und Tafelband alle französischen Handschriften vom 10. bis zum 14. Jh. Im Anhang wird auch der Gesamtbestand der spanischen und englischen Handschriften vorgestellt, wobei gerade letztere mit ihrer Dekoration während des sog. Channel Style um 1200 engstens in den nordfranzösischem Stilformen verwachsen und teilweise sogar nur durch andere Kriterien von jenen zu trennen sind. Ein herausragendes Beispiel englischer Buchkunst ist der berühmte, im 1. Drittel des 13. Jhs. in Oxford ausgestattete Goldene Münchener Psalter.
Der Band der wissenschaftlichen Kataloge der Bayerischen Staatsbibliothek umfasst nicht nur die französisch illuminierten Handschriften vom 10. bis zum Ende des 14. Jhs., sondern darin beschreibt Ulrike Bauer-Eberhardt auch alle englischen und spanischen Handschriften mit Buchschmuck. Wie für die kunsthistorische Betrachtungsweise üblich wurden alle 294 Handschriften nach Stilkriterien verschiedenen Landschaften oder Städten zugeordnet und dort wiederum chronologisch sortiert. Dadurch ergab sich für bestimmte Regionen - wie für Nordfrankreich oder speziell Paris - eine repräsentative Sicht auf Buchmalerwerkstätten und sogar einzelne Künstler, die zu bestimmten Zeiten sehr aktiv waren und deren illuminierte Handschriften auch in anderen Bibliotheken weltweit verwahrt werden. Dazu zählt der um 1200 in Südengland und Nordfrankreich mit nahezu deckungsgleichen Dekorationselementen angewandte sog. Channel Style ebenso, wie anonym benannte Werkstätten - wie das Du Prat Atelier (Kat. 30
), das Gautier Lebaube Atelier (Kat. 97), das Johannes Grusch Atelier (Kat. 97, Kat. 144), die Aurifaber-Werkstatt (Kat. 118, Kat. 149, Kat. 150, Kat. 156, Kat. 167, Kat. 189) oder der Jonathan Alexander Master (Kat. 204) - oder sogar einzelne Werke namentlich fassbarer Miniatoren wie Richard de Montbaston (Kat. 252, Kat. 255, Kat. 257) und der Meister Fauvel (Kat. 255). Unter den präsentierten Handschriften sind auch bekannte Werke; als herausragendes Beispiel englischer Buchkunst sei auf den berühmten, im 1. Drittel des 13. Jhs. in Oxford ausgestatteten Goldenen Münchener Psalter verwiesen.
Da die in München verwahrten Handschriften überwiegend während der Säkularisation aus den bayerischen Klöstern in die Bayerische Staatsbibliothek gelangt sind, beinhalten auch die französisch illuminierten Exemplare hauptsächlich sakrale Themen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die 35 in Frankreich ausgestatteten Taschenbibeln, kleinformatige Bibeln mit dünnen Blättern Jungfer
npergament und feiner eleganter Buchschrift, die teilweise sehr umfangreich mit Miniaturen ausgestattet sind. Diese beweglichen und der privaten Andacht dienlichen Handschriften präsentieren die damals modernste Bibelform im Abendland, und es verwundert nicht, dass sie in den verschiedenen bayerischen Klöstern vorhanden waren.
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