Der Marokkanische Frühling - Lockruf Tanger

Unter dem etwas nichtssagenden deutschen, an die jüngere Geschichte der arabischen Staaten anknüpfenden Titel (im franz. Original: "Das Geld und das Blut") verbirgt sich ein spannendes historisches Abenteuer, das die Leser in das Marokko der frühen 1920er Jahre führt: Leon Matilo, ein korsischer Kleinganove, und Calixtus von Prampeand, ein an die Front strafversetzter adliger Offizier, haben sich in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs ewige Treue geschworen. Einige Jahre später gewinnt Leon seinen Kumpel für die Idee, aus seinem langweiligen Umfeld auszusteigen, um mit ihm Waffen nach Marokko zur Unterstützung des Freiheitskampfes der Berber des Rifgebirges zu schmuggeln. Während Calixtus mit seiner Erfahrung schnell als Kriegsherr Karriere macht, die Stämme eint und zu Erfolgen führt und privat in der Witwe Alissa seine große Liebe findet, organisiert Leon weiterhin den Nachschub mit Waffen. Doch als die Kolonialmächte Spanien und Frankreich mit immer größerem Einsatz den Aufstand niederschlagen, wird der Kampf aussichtslos. - Die im Original auf vier Einzelepisoden angelegte, in der deutschen Ausgabe in zwei Hardcoverbänden zusammengefasste Geschichte wird aus der Rückschau des alten Leon erzählt und lebt vom spannungsreichen Miteinander der charakterlich völlig gegensätzlichen Abenteurer. Zugleich haben die Autoren für ihre Story reale, wenngleich auch ziemlich in Vergessenheit geratene historische Ereignisse gewählt. Zeichnerisch wird die staubige und unfruchtbare Landschaft des Rifgebirges in Farbwahl und durch harte Schattierungen gut in Szene gesetzt und die Gesichter der Akteure sind in Mimik und Gestik ausdrucksstark. Der Anteil an gewalthaltigen Panels mit teils drastischen Kampf- und Mordszenen ist hoch, so dass die Erzählung frühestens in die Hände von Jugendlichen ab 16 Jahren gelangen sollte. Für den Erwachsenenbestand an Abenteuercomics aber auf jeden Fall eine Bereicherung.