Artikelbeschreibung
Wer immer sich für das menschliche Handeln in der Welt interessiert- sei es unter soziologischen, sei es unter philosophischenGesichtspunkten -, kommt an Phänomenologie und Pragmatismus,zwei der großen philosophischen Paradigmen des 20.Jahrhunderts, nicht vorbei. Beide gehen davon aus, dass Wissenund Handeln aus der alltäglichen Lebenswelt zu erklären seien.Während aber die pragmatistische Theorietradition das Tundem Wissen vorordnet, begreift die phänomenologische Traditiondas Tun aus dem Wissen.Beide Positionen sind für sich genommen defizitär und verweisenauf die jeweils andere. Die Beiträge dieses Buchesfragen sowohl an empirischen Gegenständen wie theoretischnach den Grenzen und den Möglichkeiten, beide Traditionenzu verbinden. So unterschiedlich die Antworten ausfallen, inihrer Gesamtheit liefern sie einen seit vielen Jahren im deutschenSprachraum vermissten Überblick über den Stand derAuseinandersetzung zwischen Phänomenologie und Pragmatismusund einen Einblick in einzelne
Kontroversen.
Ein zentrales Merkmal der Moderne ist die Tatsache,dass das menschliche Zusammenleben nicht mehr durchVerweis auf Übernatürliches legitimiert werden kann.Menschliches Tun und Denken bestimmen, wie menschlicheGesellschaft aussieht. Aber wie Verhalten sich Tunund Denken zueinander? Am Ende des 19. Jahrhundertsentwickelten sich zwei heute wieder hoch aktuelle philosophischeParadigmen, die diese Frage kontrovers beantworten.Die Phänomenologie richtet sich dabei auf dasDenken, das Bewusstsein; der vor allem in den VereinigtenStaaten entwickelte Pragmatismus nimmt seinen methodischenAusgangspunkt dagegen vom Tun. Beide Traditionenwerden durch die analytische Philosophie und diesog. Postmoderne bzw. durch den linguistic turn aus demBrennpunkt der akademischen Diskurse geschoben. Aberdie damit einhergehende Fixierung auf Zeichen, Spracheund deren Wirkungen macht heute mehr und mehr deutlich,dass damit bestimmte Perspektiven ausgeschlossenwerden, die für ein Verständnis der sozialen Wirkli
chkeitessentiell sind: Praxis, Intentionalität, Körperlichkeit,implizites Wissen. Deshalb erleben Phänomenologie undPragmatismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine Renaissance.In dem vorliegenden Band werden Arbeiten publiziert, dietheoretisch wie an empirischen Gegenständen zum einendie Grenzen, zum anderen die Möglichkeiten untersuchen,beide Traditionen zu verbinden. Ein Anknüpfungspunktist die pragmatische Lebenswelttheorie von Alfred Schütz- ein Versuch, der die Probleme bearbeitet, die die Thesevom Vorrang des Denkens wie die These vom Vorrang desTuns aufwerfen.
Personeninformation
Joachim Renn ist Professor für Soziologie an der Universität Münster. BeiVelbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Übersetzungsverhältnisse - Perspektiveneiner pragmatistischen Gesellschaftstheorie, (2006).Gerd Sebald ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologieder Universität Erlangen-Nürnberg. Jüngste Veröffentlichung: 'Formen desVergessens bei Alfred Schütz', in: Dimbath, Oliver / Wehling, Peter (Hg.),Soziologie des Vergessens. Theoretische Zugänge und empirische Forschungsfelder(2011).Jan Weyand ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologieder Universität Erlangen-Nürnberg. Jüngste Veröffentlichung: Klemm,Matthias / Kraetsch, Clemens / Weyand, Jan 'Das Umfeld ist bei ihnen völliganders'. Kulturelle Grundlagen der europäischen betrieblichen Mitbestimmung(Forschung aus der Hans Boeckler Stiftung 133) (2011).
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