
Artikelbeschreibung
»Die Gefühle sind die wahren Einwohner der menschlichen Lebensläufe.« Alexander Kluge Die »Chronik der Gefühle« als Episoden-Hörspiel in 12 Stunden
In der »Chronik der Gefühle« hat Alexander Kluge alle seine Erzählungen versammelt und begreift sie als Einheit: Basisgeschichten und Lebensläufe. Sprachgewaltig und bildhaft, zurückhaltend und elliptisch schildert Kluge Erfahrungen und Begegnungen, die Menschen machen. Was bewegt den Fried hofsgärtner im Zweiten Weltkrieg? Was die junge Chinesin bei einer Internet-Recherche zur europäischen Oper? Worin besteht die Verbindung von fünf Frauen aus der Betriebsküche Harms & Co.? Und wie ambivalent sind die Gefühle einer Frau nach 37 Jahren Ehe? In Alexander Kluges Erzählungen verweben sich persönliche Erlebnisse mit Zeitgeschichte, es geht ihm um das Einzelschicksal genauso wie um kollektive Lebensprogramme. »Die Gefühle«, sagt er im Vorwort zu seinem Werk, »sind überall, man sieht sie nur nicht. Die Gefühle beleben (und bilden) die Institutionen, sie stecken in den Zwangsgesetzen, in den glücklichen Zufällen, agitieren an Horizonten, bewegen sich über diese hinaus in Galaxien. Sie f
inden sich in allem, was uns angeht.« Und: »Was die Menschen brauchen in ihren Lebenläufen, ist Orientierung. So wie Schiffe navigieren.« Das Hörspiel folgt der Kapitelstruktur der zweibändigen Chronik und erzählt vielstimmig von der Komplexität menschlicher Lebensläufe, von den Handlungsspielräumen und Möglichkeiten jedes Einzelnen, von Scheinveränderungen und realen Metamorphosen. Im Gespräch mit dem Regisseur Karl Bruckmaier reflektiert Alexander Kluge Passagen der Chronik.
Personeninformation
Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, promoviert 1956 zum Dr. jur., Schriftsteller und Filmemacher. 1966 erhält er als erster Deutscher nach dem Krieg den Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig für 'Abschied von Gestern'. Gründung des Ulmer Instituts für Filmgestaltung 1962. Bis Mitte der achtziger Jahre veröffentlicht Kluge 14 Spielfilme, er schreibt vier Bände mit Geschichten und setzt zusammen mit Oskar Negt die Kritische Theorie philosophisch-soziologisch fort. Seit 1988 sorgt Kluge in so genannten Kulturfenstern im Privatfernsehen ständig für Überraschungen: In 20 Jahren entstehen ca. 1500 Stunden Sendezeit mit Gesprächen und neuen TV-Formaten wie 'Facts & Fakes'. Er wird 2001 mit dem Bremer Literaturpreis und 2003 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
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