
Buchprofile - Rezension
Ein üppiges Geflecht aus Erzählsträngen malt in Vor- und Rückblenden die Biografien mehrerer Personen aus und vermittelt einen anschaulichen Eindruck von Syrien zur Zeit des Arabischen Frühlings.
Salman ist in Syriens Hauptstadt Damaskus aufgewachsen, hat im bewaffneten Untergrund gekämpft und bei einer Befreiungsaktion auf einen Polizisten geschossen. Anschließend ist er geflohen, hat in Heidelberg studiert, eine Italienerin geheiratet und sich in Rom erfolgreich als Geschäftsmann etabliert. Nun hat er Sehnsucht nach seiner Heimatstadt und kehrt zur Zeit des Arabischen Frühlings zu Besuch nach Damaskus zurück. Aber Syrien hat sich verändert, ein gefährliches Folter-Regime unterdrückt die Bevölkerung. Auch Salman gerät erneut in Gefahr und kann nur durch die Hilfe einiger Unerschrockener seiner Verhaftung entgehen. Eine maßgebliche Rolle spielt dabei Karim, ehemals große Liebe von Salmans Mutter Sophia. Sie hat Karim zwar nicht geheiratet, aber vor der Verfolgung durch seine Familie gerettet. Er steht in ihrer Schuld und arrangiert die ungefährdete Ausreise Salmans. Rafik Schami erzählt in ineinander verschachtelten Erzählsträngen die Lebensläufe von Sophia, Salman und Karim und einer ganzen Reihe weiterer Personen, wobei es den geschilderten Gefühlen der Personen teilweise etwas an Tiefe fehlt. Dennoch erhält der Leser ein eindrucksvolles Panorama syrischen Lebens, in dem Schami nicht an Kritik an der Brutalität des politischen Systems spart und die Struktur der Sippe als Wurzel allen Übels deutlich benennt. Markus Hoffmann liest den verschachtelten Roman ruhig und ausdrucksstark und gibt den Hauptpersonen Salman und Karim eine eindrucksvolle Stimme.
Gabriele Güterbock-Rottkord
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Personeninformation
Markus Hoffmann ist einer der bekanntesten Rundfunk- und Hörbuchsprecher. Zwei seiner Lesungen wurden mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.
Rafik Schami, geboren 1946 in Damaskus, kam 1971 nach Deutschland, studierte Chemie und legte 1979 seine Promotion ab. Heute lebt er in München. Er ist Mitbegründer der Literaturgruppe 'Südwind' und zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern deutscher Sprache. Sein Werk wurde unter anderem mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis, dem Hermann-Hesse-Preis, dem Prix de Lecture und mit dem Hans-Erich-Nossack-Preis ausgezeichnet. 2007 erhielt Rafik Schami den "Nelly-Sachs-Preis" der Stadt Dortmund, 2011 wurde er mit dem Menschenrechtspreis "Gegen Vergessen - Für Demokratie" ausgezeichnet und 2015 mit dem "Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur".
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