Artikelbeschreibung
Das Schlagwort "Judenfrage" fand im 19. Jahrhundert Eingang in die politischen Auseinandersetzungen vieler Länder Europas. Nichtjuden wie Juden, Philosemiten wie Antisemiten, Liberale, Konservative und Sozialisten benutzten es, um ihre jeweiligen Positionen zur Gleichstellung der Juden darzulegen, aber auch, um allgemeine Fragen des jeweiligen nationalen Selbstverständnisses zu verhandeln. Ihre Dynamik entfalteten die Debatten um die "Judenfrage" nicht nur aus traditionellen, religiös fundierten antijüdischen Ressentiments oder ökonomischem Konkurrenzdenken heraus. Ursächlich waren - so die zentrale These der hier vorgelegten Studien - die grundlegenden Umbruchprozesse, die sich mit dem Übergang von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft, der Staaten- und Nationsbildung und der Industrialisierung in weiten Teilen Europas vollzogen.
Personeninformation
Andreas Reinke, geb. 1957, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sektion für Deutsch-jüdische Geschichte an der Historischen Kommission zu Berlin.
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