Der schwarze Bach

Roman
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Buchprofile - Rezension
Eindringlicher Roman der polnischen Literatur über die Schoa.
Im deutsch besetzten Distrikt Galizien mit der Bezirksstadt Brody, im Roman Szabasowa genannt, irrt im Herbst und Winter eine Reihe Überlebender, zumeist Juden, durch die Wälder. Sie suchen verzweifelt nach Verstecken, nach etwas Essbaren. Sie erlitten und erleiden nach wie vor Erpressung, Denunziation, Ermordung. Spitzel und Judenjäger verfolgen sie; sie wissen nicht, wem sie noch vertrauen können. Da gibt es einen katholischen Pfarrer, der selbst Repressalien ausgesetzt ist, der aber im Rahmen seiner Möglichkeiten Hilfe leistet. Auch der eine oder andere Widerständler besorgt gelegentlich eine Unterkunft für kurze Zeit. Aber dieser Teil Galiziens ist ja bereits Teil der Sowjetunion, in diesem Fall der westlichen Ukraine. Deren Gendarmen machen erbarmungslos Jagd auf die Geflüchteten. Scharmützel mit Partisanen, Brandschatzungen sind an der Tagesordnung. Viele der neuen Besatzer sind v.a. auf Wertgegenstände der Geflüchteten aus. Die Todesgefahr ist allgegenwärtig. - Der Autor macht es dem Leser nicht leicht, sich in dieser geschilderten Welt zurechtzufinden. Der Anfang des Romans zeitigt eine Handlung, die erst mühsam aus den Dialogen der Figuren rekonstruiert werden muss. Es gibt wechselnde Perspektiven, Zeitebenen, oft erst lückenhaft, vorläufig. Durch den Roman zieht sich als Grundstimmung eine Fassungslosigkeit angesichts des Terrors, der Gewalt, des vernichteten Lebens. Auch die Textpassagen mit einfühlsamen Beschreibungen von Natur und Menschen können die Schrecken der Geschichte nicht mildern. - Dieser Roman ist in Polen in den 50er Jahren, nach dem Tod Stalins, erstmals erschienen. Auf Deutsch erst jetzt, so wie weitere Erzählungen aus der Zeit der Schoa, z.B. von Henryk Grynberg oder Bogdan Wojdowski. "Der schwarze Bach" ist ein nicht leicht zu lesender Roman, etwas für Leser, die sich für diesen Teil der deutsch-polnischen-russischen Geschichte interessieren. Der Leserschaft wird empfohlen, anfangs das umfangreiche und informative Nachwort zu beachten.
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Artikelbeschreibung


Eine literarische Bestandsaufnahme von Galizien 1942/43. In einer Sprache, die um Angemessenheit ringt - in einer Weise, die in der polnischen Literatur ihresgleichen sucht.Der deutsch besetzte »Distrikt Galizien« auf dem Höhepunkt der Shoah. Eine Handvoll Überlebender irrt durch die Wälder nahe eines fiktiven Schtetls - sucht nach Verstecken, flieht vor Erpressung, Denunziation, Plünderung und letztlich Ermordung. Immer bedrohlicher wird auch die Lage der nichtjüdischen Bevölkerung: Terror der Besatzungsmacht, Verschleppung zur Zwangsarbeit, Partisanenkrieg und offen ausbrechende zwischenethnische Konflikte. Im täglichen Kampf ums Überleben ist keine Strategie verlässlich - auch nicht der bewaffnete Widerstand, der die Romanfiguren vor fundamentale ethische Fragen stellt.Buczkowski transponiert das Grauen und das Chaos von Krieg und Shoah in eine Prosa von erstaunlicher sprachlicher Intensität. Durch eine nichtlineare, polyphone Erzählstruktur, einen verknappten, zuweilen schroff
en Sprachduktus sowie den bewussten Wechsel von naturalistischer Präzision und märchenhafter Stilisierung entsteht eine vielschichtige Textlandschaft, in der die Geschichte einer vernichteten multiethnischen Region widerhallt.

Personeninformation


Leopold Buczkowski (1905-1989) studierte polnische Philologie und Kunst. 1944 Flucht nach Warschau. Sein Prosadebüt »Unwegsames Gelände« (publiziert 1947) brachte ihm die Anerkennung der Kritik. Durchbruch 1954 mit dem Roman »Der schwarze Bach«, der als einer der bedeutendsten Texte der polnischen Literatur über die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im besetzten Polen gilt. 1957 folgte »Der dorische Kreuzgang« (Roman), 1959 »Junger Dichter im Schloss« (Erzählungen).
Ewa Czerwiakowski ist freie Publizistin und Übersetzerin. Sie befasst sich vorwiegend mit Zeitgeschichte und Holocaustliteratur.Veröffentlichungen als Übersetzerin u. a.: Richard Glazar, »Die Falle mit dem grünen Zaun. Überleben in Treblinka« (2011); Filip Müller, »Sonderbehandlung« (2020).
Sascha Feuchert ist Professor für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lagerliteratur sowie ihre Didaktik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er leitet dort die Arbeitsstelle Holocaustliteratur.

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