Artikelbeschreibung
In der deutschen Technikgeschichtsschreibung ist die Biographieforschung im Gegen satz zu anderen historischen und sozialwissenschaftlichen Disziplinen ein Desiderat. Biographien tiber Techniker sind haufig einem stark personenzentrierten Blickwinkel verhaftet und leisten nur selten die Einordnung in einen technik-, industrie-, gesell schafts- und kulturhistorischen GesamtprozeB. Einschlfigige Bibliographien nennen schwerpunktmfiJ3ig Autobiographien und Biographien einiger weniger beriihrnter Techniker und Ingenieure. Gleichzeitig dominieren populfire Biographien, die nicht immer wissenschaftlichen Anspriichen genilgen. Hinzu kommt, daB in den letzten Jahrzehnten von Seiten der Sozialwissenschaften die Rolle der Personlichkeit in der Geschichte zugunsten struktureller Untersuchungen zeitweise in den Hintergrund gedrfiugt wurde. Immerhin lfiBt sich seit der Mitte der 1980er Jahre rur die Ge schichtswissenschaft allgemein ein deutlich verstfirktes Interesse an der Biographik konstat
ieren. Dieses konjunkturelle Hoch der Biographik lfiJ3t sich im Bereich der deutschen Technikgeschichtsschreibung hOchstens bei populfiren Biographien erkennen. Wissen schaftlich wirklich fundierte Biographien sind in den letzten Jahren nicht erschienen. Das Grundproblem scheint zu sein, daB ein Methodendiskurs tiber das historische Individuum und tiber die Funktion der Biographie in der Technikgeschichte bisher kaum stattgefunden hat.
Personeninformation
Dr. Wilhelm Füßl ist Historiker und Leiter des Archivs des Deutschen Museums München.
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