
Buchprofile - Rezension
Pseudowissenschaftliche Menschenversuche der NS-Ärzte.
Wie kann ein Arzt zum Folterknecht und Mörder werden? Die Täter entstammten der Mitte der Gesellschaft und ließen sich von unterschiedlichen Motiven (u.a. Sadismus, Rassismus, Machtausübung, Geltungssucht, wissenschaftlicher Ehrgeiz) leiten. Nach einem Kapitel über den Nürnberger Ärzteprozess von 1946 stellt der französische Autor, selbst Arzt, den Lebensweg einiger der furchtbarsten Massenmörder im weißen Kittel dar, die an wehrlosen KZ-Häftlingen unmenschliche Experimente durchführten. Die Täter handelten nicht allein, sondern dienten dem System und hatten Komplizen an den Universitäten und in der Pharmaindustrie. Zu viele konnten sich der irdischen Gerechtigkeit entziehen, sei es durch Flucht nach Südamerika (Mengele), Selbstmord (Hirt), mangelnden Ehrgeiz der Justiz (Oberheuser) oder durch Beihilfe der Siegermächte, die viele deutsche Wissenschaftler in ihre Dienste übernahmen. - Der schmale Band, der in Frankreich zum Bestseller wurde, stellt uns in beeindruckender Weise vor Augen, wozu "normale" Menschen in ihren schlimmsten Momenten fähig sind. Allen Büchereien zu empfehlen.
Johann Book
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Artikelbeschreibung
Warum verlor die Medizin unter Hitler ihre Menschlichkeit? Wie konnte es dazu kommen, dass Ärzte Häftlingen die Beine brachen oder sie sogar im Eiswasser töteten? In diesem aufrüttelnden Buch begibt sich der Bestsellerautor und Arzt Michel Cymes auf die Spurensuche nach den verlorenen Grenzen ärztlichen Handelns.
Nur zum Nutzen und nicht zum Schaden des Kranken soll jeder Arzt handeln, heißt es im Eid des Hippokrates. Doch der NS-Staat kannte eine Medizin ohne Menschlichkeit. Mord, Folter, Zwangssterilisationen, Menschenversuche - das Grauen, das Ärzte über ihre Opfer brachten, ist unvorstellbar.Wie konnte es dazu kommen? Das fragt der Medizinjournalist Michel Cymes, der selbst Arzt ist und der seine beiden Großväter in Auschwitz verlor. Er folgt den Lebenswegen von bekannten und weniger bekannten NS-Ärzten wie Aribert Heim, Herta Oberheuser oder Josef Mengele.Cymes berichtet von Motiven und Taten, von Geltungssucht und Habgier, von Skrupellosigkeit und Lügen. Sein Buch, das in Frankreich zum Bestseller wurde, ist mehr als eine persönliche Abrechnung, es enthüllt, wie Ärzte alle Moral über Bord werfen konnten. Und es löste einen Skandal aus. Aufgrund seiner Hinweise wurden im Juli 2015 Leichenteile aus den Experimenten des Rasseforschers Hirt an der Universität Straßburg gefunden.
Personeninformation
Cymes, Michel
Michel Cymes ist Arzt in einem Pariser Krankenhaus. Seit über einem Jahrzehnt moderiert er eine der beliebtesten Gesundheitssendungen im französischen Fernsehen. In seinem Buch »Hippokrates in der Hölle« wurde erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, dass die beiden Großväter von Cymes in Auschwitz ums Leben kamen.
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