Artikelbeschreibung
Nach der gewaltvollen Eroberung Mexikos mögen die Spanier nicht schlecht gestaunt haben: Ausgerechnet eine unförmige und dornige Wüstenpflanze genoss vor Ort eine hohe, von Kult und Ritus geprägte Verehrung, ja ein ganzes Staatswesen führte seine Gründung auf sie zurück und mancherorts trank man sogar einen speziellen Kakteen-Sud, um sich in rauschhafte Ekstasen zu versetzen. Zu Hause in Europa kannte diese bedeutsamen Pflanzen jedoch bis dahin niemand. Denn Kakteen wachsen nur in Amerika endemisch. In der Evolution tauchen sie erst lange nach dem Auseinanderdriften der Kontinente auf. Ganz gleich, ob es nun ihre kultische Prominenz, ihr Anpassungsvermögen oder ihr exotischer Reiz gewesen ist, mit der Zeit weckten diese seltsamen Gewächse auch in Europa Begehrlichkeiten und eroberten nicht nur die Fantasie, sondern auch manch sonnige Stube. In seinem kundigen Portrait folgt Martin Kölbel den Kakteen auf ihrem facettenreichen Weg durch die Jahrhunderte und zeigt auf, wie stark Natu
r und Kultur miteinander verwachsen sind: Ein Kaktus ist niemals nur ein Kaktus. Vielmehr spiegelt er immer auch die Wünsche und Wirklichkeiten derer, die ihn kultivieren und betrachten.
Personeninformation
Martin Kölbel, 1969 geboren, studierte Philosophie und Germanistik in Berlin, Freiburg/Brsg. und Paris, promovierte mit einer Arbeit über Franz Kafkas Das Schloss. Er ist u. a. Herausgeber der Notizbücher Bertolt Brechts und leidenschaftlicher Kakteenkundler.
Falk Nordmann, Zeichner und Illustrator, lebt und arbeitet in Berlin. Ab 2007 Umschlaggestaltungen und Autorenportraits, seit 2013 Tierillustrationen der Reihe Naturkunden für Matthes & Seitz Berlin.
Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und lebt als freie Schriftstellerin und Buchgestalterin in Berlin. Sowohl ihr Atlas der abgelegenen Inseln als auch ihr Bildungsroman Der Hals der Giraffe wurden von der Stiftung Buchkunst zum »Schönsten deutschen Buch« gekürt. Für ihr Verzeichnis einiger Verluste erhielt sie 2018 den Wilhelm-Raabe-Preis. Seit dem Frühjahr 2013 gibt sie die Reihe Naturkunden heraus.
Bewertungen
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