Monschau

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Buchprofile - Rezension
Roman über die Pockenepidemie von 1962 im Landkreis Monschau sowie über eine ungewöhnliche Liebesgeschichte.
Die Rither-Werke in Monschau verkaufen ihre Erzeugnisse, hauptsächlich Spezialöfen, 1962 in alle Welt. Ein Mitarbeiter war im Firmenauftrag in Indien und infiziert sich dort mit den hochansteckenden Pocken. Bei seiner Rückkehr steckt er seine Tochter und auch zahlreiche Mitarbeiter des Betriebes an. Ein Arzt und der Bürgermeister fordern vom Land Hilfe an; geschickt wird der Dermatologe Professor Stüttgen, der einen seiner Mitarbeiter mitbringt, Nikos Spyridakis, einen jungen griechischen Arzt, der in Deutschland studiert hatte. Stüttgen verfügt die sofortige Isolierung des Krankenhauses, und eine Reihe von Leuten aus dem Umfeld der Rither-Werke werden in Quarantäne beordert. Hauptsächlich an Spyridakis ist es festzustellen, ob es sich bei Verdachtsfällen tatsächlich um Pockenkranke handelt. In der Bevölkerung herrscht Unmut wegen der Quarantänemaßnahmen, und als dann auch noch der Karneval abgesagt werden muss, ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Die örtliche Fabrik wird von einem ehemaligen Nazi geleitet, welcher der alten Ideologie noch immer anhängt und den Ärzten das Leben schwer macht. Für Spyridakis gibt es aber Erfreuliches: Er lernt die Tochter und Erbin der bereits verstorbenen Firmeninhaber kennen und bald auch lieben. Nach einigen Monaten wird die Epidemie schließlich besiegt und für das junge Paar gibt es ein Happy End. - Die Epidemie in Monschau gab es tatsächlich und auch den Professor Stüttgen, aber alles andere und alle anderen sind fiktional. Geschildert wird, wie die Ärzte angefeindet und alle Maßnahmen hinterfragt werden. Insofern gibt es durchaus Bezüge zur heutigen Corona-Situation. Die Geschichte ist eingebettet in die damalige politische Situation in Deutschland und der Welt. Thematisiert werden auch die rheinische Lebensart und der Karneval. Im Vergleich zu anderen Werken des Autors ("Risiko", BP/mp 15/661, "Gran Tour", BP 02/757) ist diese Geschichte nicht ganz so eingängig. Aber das Buch ist leicht lesbar und auch unterhaltend; insofern gerne empfohlen.
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Artikelbeschreibung

Im Jahr 1962, als das nukleare Wettrüsten seinen Höhepunkt erreicht, als in Algier und Paris Bomben explodieren, bricht im Wirtschaftswunder-Deutschland der junge Mediziner Nikolaos Spyridakis in die Eifel auf. Es ist eine heikle Mission: Im Kreis Monschau sind die Pocken ausgebrochen, hochansteckend und lebensgefährlich. Mitten im Karneval droht nun Stillstand, Quarantäne. Der Rither-Chef will die Fabrik um jeden Preis offen halten, keine zwanzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist man weltweit gut im Geschäft. Ganz andere Pläne hegt Vera Rither: Die Alleinerbin studiert in Paris, bewundert Simone de Beauvoir und trägt den Geist der Avantgarde nach Monschau. Dort begegnet sie Nikolaos, der als Betriebsarzt durch die tiefverschneite Eifel zur Patientenvisite gefahren wird, vor Ansteckung geschützt durch einen Stahlarbeiteranzug. So unterschiedlich die beiden auch sind, der kretische Arzt, der als Kind die Gräuel der deutschen Besatzung miterlebt hat, und die schwerreiche Vollwaise: Sie entdecken schnell, dass sie mehr verbindet als ihre Liebe zu Miles Davis. Doch die Krankheitsfälle häufen sich, und das Virus nimmt sich, was es kriegen kann. Steffen Kopetzky erzählt von einer Liebe im Ausnahmezustand und von der jungen, vom rasanten Wirtschaftswachstum geprägten Bundesrepublik - und verwandelt die wahren Begebenheiten eines kaum bekannten Kapitels deutscher Geschichte in packende Literatur.

Personeninformation

Steffen Kopetzky, geboren 1971, ist Autor von Romanen, Erz?hlungen, H?rspielen und Theaterst?cken. Sein Roman 'Monschau' (2021) stand monatelang auf der 'Spiegel'-Bestsellerliste, ebenso wie 'Risiko' (2015, Longlist Deutscher Buchpreis). 'Propaganda' (2019) war f?r den Bayerischen Buchpreis nominiert, zuletzt erschien 'Damenopfer' (2023). Von 2002 bis 2008 war Kopetzky k?nstlerischer Leiter der Theater-Biennale Bonn. Er lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen an der Ilm.
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