Das Geisterschiff

Ein Künstlerroman
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Buchprofile - Rezension
Ein bewegender, manchmal amüsanter Roman über Leben und Werk eines österreichischen Jugendstilkünstlers.
J.M. Auchentaller (1865-1949), ein sehr produktiver, heute fast vergessener österreichischer Jugendstil-Maler war neben Gustav Klimt der damals wohl bekannteste Vertreter der Künstlergruppe "Wiener Sezession" (gegr. 1897). Als er sich 1904 zusammen mit seiner ihm in Geschäftsdingen weit überlegenen Frau Emma in Grado, einer kleinen Adriainsel im "Österreichischen Küstenland", niederlässt und dort das illustre Hotel Fortino erbaut, verliert er rasch den unmittelbaren Einfluss auf die Wiener Kunstszene und wird kaum mehr zu Ausstellungen eingeladen. Der Freitod seiner 22-jährigen Tochter, die Untreue seiner vielbeschäftigten Ehefrau, das Gefühl zunehmender Nutzlosigkeit, schließlich der wirtschaftliche Niedergang des Hotels und das Nachlassen seiner körperlichen und geistigen Kräfte belasten ihn zusätzlich. - Der Roman des vielfach ausgezeichneten österreichischen Autors stellt sich als fiktive, detail- und kenntnisreiche Autobiografie dar, wobei Auchentaller ausgehend von einzelnen markanten Werken wichtige Ereignisse seines Lebens Revue passieren lässt. Interessant ist der literarisch beeindruckende Roman auch unter kunst- und kulturgeschichtlichen Aspekten. Auch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche, die die beiden Weltkriege mit sich bringen, spiegeln sich im Schicksal der Familie auf faszinierende Weise. Ein bewegender, manchmal amüsant ironisch gebrochener und höchst informativer Roman über ein letztlich tragisches Künstlerschicksal.
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Artikelbeschreibung


Ein kluger Künstlerroman: Ein vergessener Secessionist im freiwilligen Exil an der Adria, mit schwindendem Mut und großen Sehnsüchten
Ein Mann sucht im Süden sein Glück - der erfolgreiche Maler Josef Maria Auchentaller aus dem Kreis der Wiener Secessionisten entflieht dem Trubel der Großstadt in ein kleines Fischerdorf an der österreichischen Adria. Es ist eine Insel außerhalb der Zeit, die vom Untergang Österreich-Ungarns, dem Ersten Weltkrieg, dem italienischen Faschismus und dem Zweiten Weltkrieg nur am Rande berührt wird. Dort beginnt er langsam in den Schatten seiner Frau zu gleiten, als diese ein Hotel eröffnet und er bald hauptsächlich Werbepostkarten malt. Sein ganzes Herz hängt an der geliebten Tochter. Er will nicht wahrhaben, dass sie den Freitod gewählt hat, will nicht wahrhaben, dass seine Frau ihn betrügt und seine Karriere versandet, einzig der Tod ist ihm allgegenwärtig: Kollegen, Freunde, Bekannte sterben der Reihe nach, und er selbst sehnt sich nach dem eigenen. Fast vierzig Jahre verbringt er so auf seinem Geisterschiff.Ohne ihn wäre die Wiener Secession nicht das, wozu sie wurde: Auchentaller
war Gründungsmitglied der Künstlergruppe - und doch ist er heute ihr unbekanntester Vertreter. Egyd Gstättner erzählt voll Esprit ein Künstlerleben im Abseits und erweckt den romantisch Todessehnsüchtigen noch einmal zum Leben.

Personeninformation


Egyd Gstättner, geboren 1962, lebt als freier Autor in seiner Heimatstadt Klagenfurt. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Im Picus Verlag erschienen unter anderem »Ein Endsommernachtsalbtraum«, »Das Geisterschiff«, »Karl Kraus lernt Dummdeutsch«, »Wiener Fenstersturz« und »Die Familie des Teufels. Allein gegen die Literaturgeschichte«, »Mein Leben als Hofnarr. Es ist verdammt hart, Egyd Gstättner zu sein« (2019) sowie »Klagenfurt. Was der Tourist sehen sollte« (2020). Im Herbst 2021 erschien sein neuester Roman »Leopold der Letzte«.
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