Die Villa

«Einer der ganz Großen in der zeitgenössischen deutschen Literatur.» (Die Zeit)
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Buchprofile - Rezension
Die Reichenbacher Gründerzeitvilla von Elisabeth und Hans Kramer steht im Mittelpunkt einer Geschichte über die Umbrüche des 20. Jh.
Hans und Elisabeth Kramer heiraten im April 1931, Sohn Georg wird im September geboren. Noch im selben Jahr tritt Hans in die NSDAP ein. 1932 wechselt er aus der Drogerie seines Vaters in die Weberei seines Großvaters. Dort kommt er zu Wohlstand. Nach zwei weiteren Söhnen, Kurt und Paul, kommt 1937 endlich ein Mädchen zur Welt. Im Sommer 1940 beschließt Hans, in ein repräsentativeres Haus umzuziehen: in eine Reichenbacher Gründerzeitvilla aus dem Jahr 1890. - Die Architektur der Villa und ihrer Gartenanlage wird bereits im Prolog detailliert beschrieben. Dagegen stellt der Autor Hans Joachim Schädlich die Erzählung über Hans Kramers Familie eher spartanisch dar. Meist übermittelt er protokollarisch Fakten aus neutraler Außenperspektive. Dialoge gibt er wie im Theatertext wieder. Was fehlt, sind Gefühle und Wertungen der Protagonisten. Das erzeugt Distanz, Leerstellen müssen von den Leser/-innen selbst aufgefüllt werden. Durchgängiges Motiv des Romans ist die Villa, die 1944 vom Roten Kreuz gekauft wird, 1948 an das Land Sachsen geht, 1992 ein Pflegeheim der AWO beheimatet und 2008 zugunsten eines Industrieparks abgerissen wird. - Ein etwas sperrig zu lesender Roman über die Umbrüche des 20. Jh.
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Artikelbeschreibung



Eine Gründerzeitvilla wie aus dem Bilderbuch: schmiedeeisernes Tor, zu seiten der Auffahrt ein großer Springbrunnen, der Eingang flankiert von hohen Kandelabern, Rhododendron und Rosen im verwunschenen Park, zweigeschossige Treppenhalle, Salon, Herren- und Speisezimmer, Stuck, Bleiglasfenster, Zimmerfluchten unten wie oben, Parkett oder gefliest. Bewohnt wird die Villa, die in der vogtländischen Kleinstadt Reichenbach steht, seit 1940 von Hans und Elisabeth Kramer, ihren vier Kindern und dem Personal. Doch die sorglose Zeit währt nicht lange. Der Vater - Wollkaufmann und überzeugter Nationalsozialist - kann angesichts der Verbrechen des Naziregimes an seinem Glauben nicht festhalten. Nach seinem frühen Tod wird die Familie von den Schrecken des Krieges eingeholt.

In seinem Buch "Die Villa" hat sich Hans Joachim Schädlich den Jahren zwischen 1931 und 1950 zugewandt, der Zeit vom Ende der Weimarer Republik bis zu den Anfängen der DDR. In virtuoser Verdichtung erschafft e
r ein Psychogramm des vermeintlich harmlosen Durchschnittsmenschen, wie es aktueller nicht sein kann, und er führt vor Augen, wie eine Familie im Widerstreit von Wahn und Gewissen die Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsjahre erlebt. Getreu seiner Maxime, dass das Entscheidende einer Erzählung die Leerstellen sind, lässt er Raum für eindrucksvolle Bilder, Stimmungen und auf historischen Fakten fußende Imagination. Die Villa wird zum Gleichnis - exemplarisch für die Umbrüche des 20. Jahrhunderts.

Personeninformation



Hans Joachim Schädlich, 1935 in Reichenbach im Vogtland geboren, arbeitete an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin, bevor er 1977 in die Bundesrepublik übersiedelte. Für sein Werk bekam er viele Auszeichnungen, u. a. den Heinrich-Böll-Preis, Hans-Sahl-Preis, Kleist-Preis, Schiller-Gedächtnispreis, Lessing-Preis, Bremer Literaturpreis, Berliner Literaturpreis und Joseph-Breitbach-Preis. 2014 erhielt er für seine schriftstellerische Leistung und sein politisches Engagement das Bundesverdienstkreuz. Hans Joachim Schädlich lebt in Berlin.

Pressestimmen


Hans Joachim Schädlich ist der Virtuose der sprechenden Dinglichkeit. Er erzählt nicht, er benennt. Tilman Krause Die Welt 20200321
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